Zwei Jahre nach dem Ausbruch der Corona-Pandemie schlägt ein neues, noch schlimmeres Virus zu und fängt an zu mutieren. Ein sofortiger, kompletter Lockdown wird über Los Angeles verhängt, um den Ausbruch einzudämmen und teilt die Stadt in Menschen, die noch Dinge haben und welche, die gar nichts mehr haben. Der Lieferbote Nico (K.J. Apa) hat eine seltene Immunität und kann daher seinen Dienst weiter verrichten und einigen Menschen Waren und damit zumindest etwas Hoffnung bringen. Doch seine Freundin Sara (Sofia Carson) muss in ihrem Apartment bleiben, er darf nicht zu ihr. Bei dem Versuch, sie trotzdem zu sehen, muss er das strenge Kriegsrecht überwinden, sich mordenden Vigilanten erwehren und vor allem gegen eine mächtige und bestens vernetzte Familie durchsetzen. Deren Oberhaupt Piper Griffin (Demi Moore) wird vor nichts zurückschrecken, um ihre Familie und ihren Lebensstil zu bewahren…
Ende des Jahres 2020 ging die Nachricht durch die Welt, dass mehrere Covid-19-Impfstoffe das Zulassungsverfahren durchlaufen hätten und das Impfverfahren eingeleitet werden könne. Das war für viele Menschen eine Erleichterung, denn das bedeutete auch, dass zumindest ein Hoffnungsschnimmer am Horizont zu sehen war, der klar machte, dass die Menschheit ein Stück weit zur Normalität oder zumindest dem Anschein derselben zurückkehren könne. Für die Macher von "Songbird", die mit Michael Bay zumindest einen namhaften Produzenten an Bord hatten und mit Alexandra Daddario und Demi Moore auch bekannte Gesichter, ist dieses Szenario aber eher Sand auf die Mühlen ihres sehr kühnen Pandemie-Thrillers, der sich eine nicht allzu ferne Realität vorstellt, in der das neue Covid-23-Virus mehr als 100 Millionen Menschen getötet hat. Das Worst-Case-Szenario, welches sich eine nicht allzu ferne Zukunft vorstellt, rückt dabei aber näher an Science-Fiction als an tatsächlich vorstellbare Realität.
"Songbird" entstand aus einer Idee im März 2020, die im Mai grünes Licht bekam, bevor sie im Juli gedreht und im Dezember digital veröffentlicht wurde - ein spektakulärer Umschwung, der zweifelsohne durch den Blockbuster-Produzenten und geschickten Strippenzieher Michael Bay unterstützt wurde. Der britische Regisseur und Co-Drehbuchautor Adam Mason, dessen bisherige Credits kleine Genre-Filme waren, hat einen ziemlich genial konstruierten Film geschaffen, der versucht, mit wenig Mitteln eine große Geschichte zu erzählen und dabei ein abgeriegeltes LA als Kulisse nutzt. Er ist bemerkenswert glatt, wenn auch in seiner Handlung ein wenig routiniert, und funktioniert am besten als faszinierendes historisches Dokument darüber, wie einige Kreative ihren Weg um die Regeln herum fanden, während einer unmöglichen Zeit für eine kämpfende Industrie. Es ist der erste große Hollywood-Film, der nicht nur während der Pandemie, sondern auch über die Pandemie entstanden ist, eine Tatsache, die diesen soliden Thriller zu etwas Bemerkenswertem macht.
Innerhalb seiner kurzen Laufzeit versuchen Mason und sein Co-Autor Simon Boyes, eine "Romeo & Julia"-ähnliche Liebesgeschichte mit einem Sub-"Contagion"-Thriller zu verschmelzen. Trotz der vielen bekannten Zutaten von "Songbird" (von denen sich doch einige im letzten Akt etwas altbacken anfühlen), fühlt man eine gewisse Unbehaglichkeit, wenn man diesen Hochglanz-Thriller sieht, der in einer Version der düsteren Realität wurzelt, mit der alle Menschen 2020 konfrontiert wurden. Die Verwendung von Elementen, die mittlerweile jeder kennt (von der viralen Terminologie bis hin zur Isolation der Menschen), um eine noch beängstigendere Welt zu erschaffen, ist manchmal mächtig effektiv, wenn auch ein wenig ausbeuterisch. Die Szenen, die am besten funktionieren, sind diejenigen, die sich weniger fantastisch anfühlen. "Songbird" ist kein Film mit viel Tiefgang, aber wenn er sich mit dem Wie und Warum beschäftigt, ist er interessant zynisch und reflektiert das Leben und Arbeiten in einem Land, in dem die Dinge spektakulär falsch gehandhabt wurden.
Ähnlich wie bei "The Purge" wird eine faszinierende Welt von Möglichkeiten aufgebaut, aber der Fokus bleibt frustrierend eng - eine unvermeidbare Entscheidung in diesem Fall, aber sie macht Lust auf das große Ganze. Die Liebesgeschichte von Apa und Carson ist ein eher notweniges Übel, welches den Zuschauer emotional nicht wirklich mitreißt. "Songbird" ist ein akzeptabel anzuschauender Thriller, der mehr durch seine technischen Errungenschaften als durch irgendetwas anderes bemerkenswert ist. Es ist nicht grundsätzlich falsch, eine aktuelle Tragödie als Ausgangspunkt für einen Genrefilm zu verwenden, aber jeder Filmemacher, der sich dazu entschließt, sollte besser etwas Provokantes oder Interessantes oder zumindest Kompetentes schaffen, um dies zu rechtfertigen.
5,5/10
Quellen:
Inhaltsangabe: Leonine
Textauszüge: TheWrap/Alonso Duralde
Keine Kommentare:
Kommentar veröffentlichen