Donnerstag, 4. Februar 2021

Cross Of Iron - Steiner: Das Eiserne Kreuz (1977)

https://www.imdb.com/title/tt0074695/

Russland 1943: Unteroffizier (später: Feldwebel) Steiner (James Coburn) ist desillusioniert vom Krieg an der Ostfront. Für den Sieg für das Deutsche Reich kämpft er schon lange nicht mehr. Es geht nur noch darum, dass möglichst viele seiner Männer überleben. Wenn ein Einzelner vermisst wird, kann man nicht die restliche Truppe dafür riskieren, diesen zu finden, auch wenn das so in der Dienstvorschrift steht. Sein eigenes Leben riskiert er aber jederzeit, um seine Leute zu retten. Daher lieben und respektieren ihn seine Männer. Untergebene wie Krüger (Klaus Löwitsch) oder Kern (Vadim Glowna) stehen auf jeden Fall loyal zu ihm. Vorgesetzte wie Regimentskommandant Brandt (James Mason) und dessen rechte Hand Hauptmann Kiesel (David Warner) sind ähnlich desillusioniert, schätzen Steiner und lassen es ihm auch mal durchgehen, wenn er mit Vorschriften eher lax umgeht. Doch dann tritt Hauptmann Stransky (Maximilian Schell) auf den Plan. Der preußische Aristokrat, der die von Hitler erklärte Auflösung der Stände ignoriert, hat sich freiwillig an die Ostfront versetzen lassen und wird zum Vorgesetzten von Steiner. Stransky ist davon überzeugt, dass man den Soldaten einimpfen könne, dass der Endsieg nach wie vor möglich ist. Zudem ist er besessen vom eisernen Kreuz und will diese Auszeichnung unbedingt bekommen. Schnell geraten Stransky und Steiner aneinander und werden bald zu Feinden...

In der kurzen, dafür von reichlichen Kontroversen geprägten Karriere von Sam Peckinpah gab es kaum einen Film, der nicht für eine kleine bis große Diskussion über dessen moralischen, ästhetischen oder kontra-emanzipatorischen Inhalt gut war. Seine tendenziell misogyn angehauchten Filme waren oftmals gezeichnet von ihrer schonungslosen, stilisierten Gewaltdarstellung und einer einfachen wie konsequenten Anti-Moral, die Auge um Auge als legitimes Mittel der Konfliktbewältigung gestattet. Denn in Peckinpah’s Filmwelten wurde den Figuren oft kein anderer Ausweg mehr ermöglicht, obwohl sie manchmal wohl durchaus den friedlicheren, kultivierteren Pfad gewählt hätten. Bis heute stehen selbst von vielen zu Klassikern und Meisterwerken ausgerufene Filme hart in der Kritik und werden wohl nie die das Publikum auf einen nur kleinsten, gemeinsamen Nenner bringen können, zu extrem polarisieren sie. 1977 drehte Peckinpah einen der ikonischsten Filme über den Zweiten Weltkrieg gedreht. "Steiner: Das eiserne Kreuz" ist so ziemlich jedem Cineasten und Kriegsfilm-Interessierten ein Begriff. Nicht nur weil die vielen deutschen Darsteller dem Film Authentizität verleihen und auch nicht, weil er für einen Antikriegsfilm spannend erzählt mit anschaulichen Kampfszenen auch Mann gegen Mann neben Panzerschlachten ausgestattet ist. 

Nein, Peckinpahs Film diskutiert die Problemantik des Krieges und das Soldatentum an sich auf hohem Niveau. Großartig gelungen ist die personelle Auswahl einer deutschen Truppe an einem Frontabschnitt. Kammerspielartig kristallisieren sich Charaktere heraus, die das gesamte Bild beleuchten. Paradoxerweise wirkt aber "Steiner: Das Eiserne Kreuz" gerade in den Momenten erst richtig gelungen, wenn Peckinpah seine Stärken voll und hemmungslos ausspielen darf, aber in diesem Kontext erstmals wirklich eher deplatziert in seiner Intention. 

"Steiner: Das Eiserne Kreuz" ist nicht gerade ein Film, der dem üblichen Gewalt-Theater von Peckinpah förderlich wäre. Nur Nährboden für seine ewigen Kritiker und es gleichzeitig seinen Befürwortern schwer macht, ihn mit den sonst schlüssige Argumenten voller Überzeugung zu verteidigen. Als Anti-Kriegsfilm funktioniert das kaum, auch wenn natürlich an der Grausam- und Sinnlosigkeit kein Zweifel gelassen wird. Fahnen- oder gar parteitreu agiert hier niemand. Weder der ausschließlich nach der Auszeichnung durch das Eiserne Kreuz geiernde Hauptmann von Stransky (Maximilian Schell) und erst recht nicht seine Gegenspieler, Unteroffizier Steiner (James Coburn). Während der Eine nur um seinen persönlichen Vorteil und Ruhm besorgt ist, versucht der Andere zu überleben und dieses einzig relevante Privileg auch seinen Kameraden zu ermöglichen. Das Psychoduell der beiden Alphamännchen ist auch wegen ihrer differenten Klassenzugehörigkeit nicht uninteressant, gerade da Coburn & Schell in ihren gemeinsamen Szenen greifbar ineinander stoßen. Es ist mal wieder die pure Männlichkeit, die alles beflügelt und antreibt. Dem allgemein unfassbaren Grauen, der historischen Tragweite und den unzähligen Einzelschicksalen des Russlandfeldzugs kann und will der Film vermutlich auch gar nicht gerecht werden, bezeichnend durch eine oberflächliche, sehr schlichte Dramaturgie, die durch stark fokussierte, knallhart-packende Actionsequenzen bewusst nur als notwendige Pflichtaufgabe abgewickelt wird. 

Der Film verweigert sich ernsthafter Stellungnahme und Wertungen, ist daher auf diesem doch eher sensiblen Terrain nicht die beste Spielwiese für Sam Peckinpah, der dafür im zweiten Part einen nahezu tadellosen Survival-Thriller auf die Beine stellt, dessen intensiver Wirkung sich nur schwer entziehen lässt. Was "Steiner: Das Eiserne Kreuz" glasklar an Plot- und Charakteraufbau, an auf eine gewisse Weise auch Verantwortungsbewusstsein für seine Thematik fehlt, kompensiert er nun fast durch seinen ausgedehnt dreckigen, brachial-räudigen Showdown, der nur einfach ein ungeschicktes, da zu reales Schlachtfeld gewählt hat, dessen sehr stumpfe Verwendung einen etwas bitteren Nachgeschmack hinterlässt. Wo andere Kriegsfilme es oft mit Pathos hoffnungslos übertreiben, ist Peckinpah in seinem anderen Extrem vielleicht ein Stück zu respektlos oder eher unbedarft. Peckinpah’s Stil zündet aber selbst dann, wenn er nicht ideal gewählt ist. 

7,5/10

Von FILMJUWELEN kommt der Film auf Blu-ray mit dem zweiten Teil im limitierten Mediabook:

Quellen
Inhaltsangabe: Constantin Film
Textauszüge: moviebreak

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