Samstag, 31. Oktober 2020

The Exorcist - Der Exorzist (1973)

https://www.imdb.com/title/tt0070047/

Die geschiedene Schauspielerin Chris MacNeil (Ellen Burstyn) ist gemeinsam mit ihrer 12-jährigen Tochter Regan (Linda Blair) nach Washington gereist, um dort einen Film zu drehen. Als das Kind bei einer medizinischen Untersuchung vulgär und ausfallend wird, glaubt der behandelnde Arzt an eine Verhaltensstörung, doch Anzeichen für neuronale Schäden finden sich nicht. Bei einem Empfang, den Chris ihren Kollegen gibt, verschlimmert sich Regans Zustand, und der mit ihr befreundete Regisseur Burke Dennings (Jack MacGowran) stirbt auf sehr seltsame Weise. Es gibt nur einen, der in dieser Situation weiterhelfen kann: der Jesuitenpater Lancaster Merrin (Max von Sydow) - und der ist spezialisiert auf Exorzismus... 

William Friedkin inszenierte nach seinem Oscar-überhäuftem Cop-Thriller "French Connection" / "Brennpunkt Brooklyn" den skandalösen Roman "Der Exorzist" von William Peter Blatty. Dieser schrieb auch das Drehbuch für die Verfilmung, welche im Jahre 1973 weitaus größere Diskussionen auslöste als das Buch selbst; neben dem höchstem Einspielergebnis des damaligen Kinojahres erreichte das Horrordrama auch den Status des Skanalfilms. "The scariest film of all time" wurde er beworben. Und er sollte recht behalten. Von der Europapremiere in London wurde berichtet, dass es Abwanderungen und Ohnmachtsanfälle gegeben habe. Die österreichische Neue Kronen Zeitung zitierte den Manager des Kinos: "Am Ende des Films war unser Theater eher ein Erste-Hilfe-Platz als ein Kinosaal. 20 Männer und Frauen, alle mit grünen Gesichtern, mußten wir mit Riechsalz behandeln. Etwa zehn Prozent unserer Besucher verließen die Vorführung vorzeitig." 

Das war 1973. Und schaut man sich heute, fast 50 Jahre später, den Film "Der Exorzist", so hat dieser nur wenig von seinem urspünglichen Horror eingebüßt. Vieles mag zwar heute keinen alteingesessenen und hartgesottenen Horrorfilmfan wohl mehr wirklich erschrecken, doch ist es nicht das allein, was "Der Exorzist" ausmacht. Es ist das Setting, die Schauspieler und vor allem Regisseur William Friedkin, der sich einerseits mit der Erschaffung dieses Films über sämtliche Konventionen der Filmlandschaft 1973 hinwegsetzte und sein Kameramann Owen Roizman, der das alles auch nur herovrragend in Szene setzt, und andererseits einen damit durchweg spannenden, mitreißenden und gleichzeitig interessanten Film abliefert. Allein die atmosphärische Kälte, die der Film vermittelt, und Friedkins ruhige Handschrift sind der Schlüssel für den hochqualitativen Regiestil.

Wer dieses Meisterwerk mit heutigen Sehgewohnheiten vergleicht, wird aber unweigerlich enttäuscht sein. "Der Exorzist" kann seine erschreckende und extrem verstörende Wirkung nur dann entfalten, wenn sich der Zuschauer auf ihn, den Film, einläßt und ihn unter dem Gesichtspunkt der damaligen Entstehung sichtet. Man kann sich durchaus vorstellen, was 1973 im Kino los gewesen sein muss. Allein die Effekte sind nahezu zeitlos und wirken noch heute in ihrer Glaubwürdigkeit, die wohl am meisten zitierte Szene, in der die besessene Regan rückwärts die Treppe herunterkrabbelt, ist bis heute in ihrer Machart einzigartig, viel zitiert, gruselig und deswegen allein grandios. Die Story ist recht simpel gehalten, doch es braucht auch nicht mehr, um Angst und Schrecken zu Verbreiten. Der entscheidende Punkt von "Der Exorzist" ist es, die Gräueltaten erstmals auszusprechen. Dabei nimmt Friedkin keinerlei Rücksicht auf bekannte Gewohnheiten des Horrorgenres und lässt jeden Grusel in explizite Gewalt- oder Ekelakte zuspitzen. Das mag damals ein Schock gewesen sein, doch hat es heutzutage etwas am Eindruck seiner Wirkung verloren. 

Nichtsdestotrotz mag der Film aufgrund seiner schockierenden Bilder in gewisser Weise zu beeindrucken, ganz besonders wegen des schaurigen Make-Ups. Sein weiterhin faszinierendes Filmerlebnis basiert jedoch am ehesten auf die Balance zwischen intensiver Bildästhetik und dem ausgewogenem Erzählstil, welcher großes Interesse an Geschichte und Charaktere aufweist. Dies mag gegenüber den Event-geilen Schockmomenten am meisten überraschen. William Friedkins "Der Exorzist" polarisiert auch heute noch. Zwischen Mitverursacher für die Verrohung der Sehgewohnheiten von Gewalt und Mitbegründer revolutionärer Erzähltechniken gehört lediglich die hochwertige Bildkomposition zum einstimmigen Kanon. Dass es zudem ein einfühlsames Familiendrama ist, sollte keineswegs vergessen werden - von der Stärke des Casts mal ganz zu schweigen, auch wenn er entschleunigter daherkommt als so mancher Horrorfilm heutzutage. Ein insgesamt großartiger Film, vor allem für die Zeit im Herbst und ein Pflichtfilm für jeden Cineasten.

9/10

Quellen
Inhaltsangabe: Warner Bros.
Textauszüge: Wikipedia

[KINO] Dawn Of The Dead - Zombie (Argento Cut) (1978)

http://www.imdb.com/title/tt0077402/

"Wenn in der Hölle kein Platz mehr ist kommen die Toten auf die Erde zurück."

Es herrschen Panik und Chaos auf der Welt. Der nationale Notstand wird ausgerufen. Aus unbekannten Gründen verwandeln sich die Körper kürzlich verstorbener in fleischhungrige Untote. Auf den Strassen wandeln die Zombies umher. Vier Menschen können sich mit einem Hubschrauber aus den Fängen des Grauens retten. Sie verstecken sich in einem gigantischen Shopping- Center und verschanzen sich dort. Anfangs scheint dies ein sicherer Ort zu sein, doch schon bald müssen sie feststellen, das die lebenden Toten viel gefährlicher sein können, als zuerst angenommen. Gemeinsam beginnen sie einen Kampf gegen die Zombie-Übermacht und müssen sich bald noch brutaleren Gegnern stellen.

Erst zensiert, dann verboten, dann rehabilitiert. "Dawn Of The Dead". Über diesen zeitlosen Klassiker des Zombie-Genres baucht man heutzutage eigentlich kaum noch Worte zu verlieren: jeder Horrorfilmfan kennt ihn, bzw. sollte ihn kennen, gilt er doch als einer der besten Zombiefilme aller Zeit. Vor dem Hintergrund der Covid-19 Pandemie sieht sich so ein Film plötzlich ganz anders, einige der Aussagen der Reporter und Talkshow-Gästen im Film könnte man 1:1 in die heutige Zeit transferieren. Über die Jahre hat "Zombie", so der deutsche Titel, kaum etwas an seiner Wirkung verloren. Manches mag etwas altbacken wirken, selbstverständlich gerade die Kleidung, das Setting, die Requisiten. Doch die Zombies, hier noch mit blauen Gesichtern, verfehlen ihre Wirkung nie. Gerade die Szenen mit Kindern oder die langsam schlurfenden Monster in der Einkaufspassage - hier passt alles. Ebenso sind die Effekte hervorzuheben; Tom Savini, der Altmeister aller Splattereffekte, durfte sich hier so richtig austoben. Bösartigste Einschüsse, Kopfplatzer, Fressorgien und zerfetzte Haut - hier findet man alles.

Ursprünglich gab es drei Schnittfassungen, auf denen alle später veröffentlichten Versionen basieren. Zwei davon schnitt George Romero selbst. Er benutzte dabei neben der eher düsteren, speziell für den Film produzierten Musik der italienischen Gruppe Goblin auch viel lizenzkostenfreie Musik aus Archivbeständen, die großteils etwas positiver, heroischer oder gar fröhlich klingt. 

Dem "Argento Cut" (auch bekannt als "Italian Version" oder "Euro Version") fehlen einige Dialoge und Szenen, die der Charakterentwicklung dienen und betont stärker die Abenteuer- und Gewaltaspekte des Films. Dario Argento verzichtete auf den Humor der Romero-Fassungen und benutzte als Filmmusik fast ausschließlich die düsteren Stücke von Goblin. Die sozialkritischen Elemente, die Romero beabsichtigte, litten durch Argentos Schnitt etwas - dafür gilt diese Version jedoch als die temporeichste und filmrhythmisch vorteilhafteste. Sie gilt daher als Action-reicher, erreicht aber nicht die stilistische und atmosphärische Dichte der Romero-Version. Wenngleich diese Fassung kürzer als die von Romero ist, finden sich hier Szenen, die den US-Fassungen fehlen. Diese Version ist die Grundlage der meisten europäischen Fassungen. George Romero äußerte sich negativ über diese Version. 

Sei es wie es wolle, der Argento Cut von "Dawn Of The Dead" ist mit Sicherheit einer der besten Schnittfassungen des Films, auch wenn Charaktere und Sozialkritik unter der Action "leiden". Leiden tut mit Sicherheit hier aber nicht der Cineast, der mit dem Argento Cut von "Dawn Of The Dead" einen hervorragenden Zombiefilm serviert bekommt, der erschreckend aktuell ist und mit seiner knapp 2-stündigen Laufzeit interessanterweise zu keiner Sekunde langweilig. Empfehlung!

8/10

Von KOCH Films kommt der Film in einer "Limited Special Edition" Box, die den Film in der hier besprochenen Argento-Fassung in Ultra-HD-Qualität enthält und alle weiteren Fassungen auf Blu-ray, sowie 2 Bonus-Discs und zahlreiche Informationen zum Film.

Quellen
Inhaltsangabe: Koch Films
Textauszüge: Wikipedia

Freitag, 30. Oktober 2020

Between Earth And Sky - The Lie (2018)

https://www.imdb.com/title/tt7945440/

Die Eltern von Kayla (Joey King) sind getrennt und die Jugendliche lebt hauptsächlich bei ihrer distanzierten und kontrollsüchtigen Mutter Rebecca (Mireille Enos). Nun soll Kayla die Ferien in einem Tanz-Trainingslager verbringen, wovon die angehende Tänzerin aber überhaupt nicht begeistert ist. Kaylas Vater Jay (Peter Sarsgaard) soll sie in das Dance Camp fahren, doch auf dem Weg treffen Vater und Tochter auf eine Freundin von Kayla und Kayla besteht darauf, Brittany (Devery Jacobs) mitzunehmen. Bei einer Pause an der verschneiten Straße kommt es dann jedoch zu einem Zwischenfall: Die beiden Mädchen verschwinden zusammen im Wald, doch als Jay nach einem Schrei hinterhereilt, findet er nur noch Kayla auf einer Brücke über einem reißenden Fluss sitzend vor...

"The Lie" ist ein Remake von Sebastian Kos "Wir Monster" aus dem Jahr 2015 und ein Film aus der  "Welcome To The Blumhouse"-Reihe. In diesem Thriller geht es darum, wie weit Eltern, obgleich voneinander getrennt lebend, gehen würden, um das Verbrechen ihres eigenen Kindes zu vertuschen. Nach bereits 10 Minuten ist der Zuschauer bereits mitten im Geschehen und Teil der titelgebenden Lüge geworden. Allerdings benehmen sich die Charaktere bei der Vertuschung der Tat so unrealistisch wirr und teilweise sogar blöde, dass man sich irgendwann regelrecht wünscht, die Sache würde ans Tageslicht kommen. Leider ist dem nicht so und bis zum arg bitteren Ende muss man sich seiner Gefühlswelt im Klaren sein: Zu wem hält man? Zur Tochter oder zu den Eltern? Einige unbeantwortete Fragen in der Story offenbaren zudem Logiklücken und die Charaktere sind in ihren Handlungen limitiert, sodass man an Fehler im Drehbuch glauben könnte. Das wirkt daher alles etwas zu konstruiert und auch die alsbald anlaufenden und recht beiläufig abgehandelten Ermittlungen verwirren mehr, als das sie aufklären. Dennoch ist "The Lie" ein guter und unterhaltsamer, sowie milde spannender Film geworden, den man sich, Interesse vorausgesetzt, durchaus ansehen kann.

6/10

Quellen
Inhaltsangabe: amazon Video

Evil Eye (2020)

https://www.imdb.com/title/tt12882620/

Die in New Orleans lebenden Pallavi (Sunita Mani) lernt eines Tages einen ebenso attraktiven wie sympathischen Mann namens Sandeep (Omar Maskati) kennen. Als sie ihrer Mutter Usha (Sarita Choudhury) in Indien davon erzählt, ist diese zunächst überglücklich, dass ihre Tochter einen Mann gefunden hat. Doch je mehr sie über Sandeep erfährt, desto mehr ist sie überzeugt, dass es sich bei ihm um eine Reinkarnation des Mannes handelt, mit dem sie vor 30 Jahren in einer gewalttätigen Beziehung gefangen war - ein Trauma, von dem sie sich nie wirklich erholt hat. Ihre Familie und ihre Freunde versichern ihr zwar, dass ihre Sorgen um Pallavis Wohlergehen unnötig sind, doch sie reist dennoch nach Amerika, um ihre Tochter zu beschützen...  

"Evil Eye" ist einer der Teile der "Welcome To The Blumhouse"-Reihe, welche in der Kooperation aus amazon und den Blumhouse-Studios, bekannt für einen ordentlichen Horror- und Thriller-Output. Doch bei "Evil Eye" handelt es sich in erster Linie um ein Drama mit Anleihen des Mystery-Horrors. Der Film versucht aus interessanten Themen wie Culture Clash und Geschlechterrollen eine Story aufzubauen, generiert daraus aber kaum Spannung - auch weil zu viele Klischees eingebaut werden und das Regisseur-Du Elan Dassani und Rajeev Dassani etwas zu sehr darauf vertrauen, dass dies auch nach der x-ten Verarbeitung beim Zuschauer funktioniert. Auch die Beziehung zwischen Mutter und Tochter wird vor allem am Anfang immer und immer wieder thematisiert und sogar ansprechend bebildert, jedoch nie vollständig ausgebaut oder vertieft. Zwar beinhaltet der Film Kritik an Sexismus und dem asozialen Glauben, Frauen als Besitztümer zu betrachten, erkauft sich das aber durch eine Rechtfertigung plus Relativierung von Aberglaube und mütterlichem Kontrollwahn. Die arrangierte Ehe, die in Indien bis heute unsagbares Leid verursacht hat, kommt ebenfalls zu unbescholten davon. Das alles wird zwar in stimmungsvollen Bildern präsentiert und die Schaupieeler sind durch die Bank weg glaubwürdig, doch es fehlt der letzte Thrill, der eine Kick, der den Zuschauer nachhaltig packt. Als Kurzfilm wäre "Evil Eye" völlig okay; als Spielfilm mit knapp 90 Minuten Laufzeit passiert hier insgesamt zu wenig.

5/10

Quellen
Inhaltsangabe: amazon Video

Nocturne (2020)

https://www.imdb.com/title/tt11044858/

Juliet (Sydney Sweeney) ist eine begabte klassische Pianistin, doch an der renommierten Musikschule, an der sie studiert, steht sie genauso im Schatten ihrer ebenso talentierten, aber ungleich extrovertierteren Schwester Vivian (Madison Iseman) wie in ihrem ganzen bisherigen Leben. Da nimmt sich Moira (Ji Eun Hwang), eine Kommilitonin von Juliet und Vivian, das Leben und Juliet stiehlt Moiras Notizbuch, das voller brillanter Musiktheorien und rätselhafter Symbole ist. Die von Ehrgeiz und Neid zerfressene Juliet studiert das Buch und gerät schon bald immer mehr unter den Einfluss einer unheimlichen Macht, dir ihr zwar zu Erfolg und Anerkennung verhilft, aber auch immer mehr Kontrolle über sie gewinnt... 

"Nocturne" stammt aus dem französischen und bedeutet "nächtlich", "des Nächtens" oder auch (viel sinngemäßer) "Nacht werdend". Regisseurin Zu Quirkes Spielfilmdebüt und Teil der "Welcome To The Blumhouse"-Reihe ist ein sinnbildlicher und ebenso düsterer Thriller geworden, der gekonnt mit der Angst spielt. Der Angst zu versagen, immer nur die ewige Zweite zu sein. Dem Titel entsprechend wendet sich die ewige Zweite irgendwann vom Licht ab und beschreitet einen dunkleren, verheißungsvolleren Weg in Richtung Siegertreppchen und erinnert damit zu geringen teile an die Geschichte des Dr. Faust. Doch Melancholie und Besessenheit brechen nach und nach Bahn und lassen Juliet (brillant gespielt von Sydney Sweeney) eine völlig greifbare Art von Horror durchleben. Trugbilder, Paranoia, Verfolgungswahn. Der ruhige und relativ unaufgeregte Film bitete darüber hinaus einige interessante Themen, und auch das unheimliche Sounddesign zeichnet den Horrorbeitrag aus. Und doch bleibt die ganz große Begeisterung aus, da vieles hier nicht genügend ausgearbeitet wird. Trotzdem ist "Nocturne" eine Empfehlung wert, vor allem für Genrefans, die nicht immer nur die übliche Kost vorgesetzt bekommen wollen.

6,5/10

Quellen
Inhaltsangabe: amazon Video

Donnerstag, 29. Oktober 2020

Come To Daddy (2019)

https://www.imdb.com/title/tt8816194/

Norval Greenwood (Elijah Wood) hat ein schwieriges Leben. Derzeit lebt der junge Mann mit seiner Mutter zusammen, doch dann reißt ihn ein Brief seines entfremdeten Vaters Gordon (Stephen McHattie) aus dem gewohnten Umfeld. Dreißig Jahre lang hat er ihn nicht gesehen und nun liegt ihm eine Einladung des Papas vor: Norval soll ihn besuchen kommen. Tatsächlich macht sich der Sohn, der seine Alkoholkrankheit gerade erst in den Griff bekommen hat, mit dem Bus auf den Weg. Doch in der abgelegenen Hütte seines Vaters angekommen, wird er von dem alten Mann nicht erkannt. Irgendetwas scheint hier nicht zu stimmen. Dabei trat Norval seine Reise in der Hoffnung an, seinem Vater wieder näherzukommen. Der Sohn versucht ihn zu beeindrucken – und ein albtraumhaftes Machtspiel nimmt seinen Lauf...

Für den neuseeländischen Regisseur Ant Timpson ist "Come To Daddy" der Debütfilm, doch war er bereits als Produzent bei Filmen wie "Housebound", "Deathgasm", "Turbo Kid" oder "The Greasy Strangler" beteiligt. Eine gewisse Affinaität zum Horrorfilmgenre lässt sich also kaum abstreiten und in diese Richtung schlägt auch sein Erstlingswerk aus. Und der Ausschlag ist heftig. "Come To Daddy" ist ein ziemlich wilder Ritt und bietet dem zuschauer eine schräge wie bizarre, durch diverse Stimmungen und Tonalitäten laufende Reise, die sich nie so recht einordnen lassen will. "Come To Daddy" duchlebt so viele Wendungen und Twists, dass er kaum berechen- und damit nur schwer vorhersehbar ist.

Das alles ist auf der narrativen Ebene zwar hochgradig konstruiert, aber zumindest bis auf leichte Längen im Mittelteil durchgängig unterhaltsam. Sicher, nicht jede Idee funktioniert, und nicht jeder Gag zündet, aber Timpson hält von Beginn an das Tempo hoch und liefert Wendung um Wendung, während er zugleich mit offensichtlichen Motiven der entsprechenden Genre spielt. Ein gut aufgelegter Elijah Wood und ein ebenso gut spieldener Stephen McHattie lassen den zuschauer durchgängig bei der Stange bleiben. Das und seine Story verleihen "Come To Daddy" lange eine angenehme s Interesse und eine wohlige Undurchschaubarkeit, die allerdings gegen Ende zu Gunsten deutlich konventionellerer Erzählstrukturen weichen muss und in einer vergleichsweise kraftlosen Auflösung mündet, wenn dem Drehbuch auf den letzten Metern dann leider doch die Luft und Ideen ausgehen. Das ist schade, denn im Finale wird so einiges an Potential liegen gelassen, doch den Namen Ant Timpson sollte man vielleicht im Hinterkopf behalten.

7/10

Quellen
Inhaltsangabe: Splendid

The Foreigner (2017)

https://www.imdb.com/title/tt1615160/

Der demütige Restaurantbesitzer Quan (Jackie Chan) hat in seiner Vergangenheit schon unendliches Leid ertragen müssen und hoffte in London alles hinter sich gelassen zu haben. Mit seiner Tochter Fan (Katie Leung) führt er ein glückliches Leben... bis diese bei einem Bombenattentat irischer Terroristen ums Leben kommt. Weil die Polizei auch nach Wochen noch keine Ermittlungsergebnisse präsentieren kann, macht er sich selbst auf die Suche nach Antworten und stößt dabei auf den irischen Politiker Liam Hennessy (Pierce Brosnan). Der hat dem Terror zwar öffentlich abgeschworen, doch Quan ist überzeugt, dass Hennessy die Namen der Täter kennt. Deswegen nimmt er ihn ins Visier, bedroht ihn selbst mit einer Bombe, um an die Namen der Täter zu kommen. Weil er nun selbst in Gefahr schwebt, schlägt Hennessy zurück. Es kommt zum erbitterten Duell der beiden Männer...

Mit der Verfilmung des Romans "The Chinaman" hat zweifache 007-Regisseur Martin Campbell nicht gerade einen "Casino Royale" erschaffen, dafür aber zumindest einen spannenden und über weite Strecken sehr kurzweiligen Action-Polit-Thriller mit Anleihen aus diversen Action-Blockbustern. Auch die Besetzung überzeugt. Wenn man den Namen Jackie Chan liest, denkt man in erster Linie an seine komödienhaften Auftritte in diversen Mash-ups, bei dem seine Kampfkunst teilweise als Slapstick durchgehen könnte. Chan mal wieder in einem ernsten Thriller zu sehen ist daher wirklich erfrischend. In "The Foreigner" spielt er den unscheinbar wirkenden Quan, der Opfer eines Bombenattentats irischer Terroristen wurde. Da ihm von offizieller Seite keine Hilfe zu Teil wird, nimmt er das Gesetz kurzerhand selbst in die Hand. 

Und für seine zu dem Zeitpunkt der Verfilmung 63 Jahre beweist Chan, dass er noch längst nicht zum alten Eisen gehört und zeigt seine beste Leistung seit Jahren. Der anfängliche ruhiger Thriller wandelt sich in der zweiten Hälfte zu einem krachenden Actionfilm und lässt hier durchaus Vergleiche zu "The Equalizer" oder "Gesetz der Rache" zu. Sein Gegenspieler ist der charismatische Pierce Brosnan, der gewohnt gut und routiniert seine Rolle abliefert. Brosnans reifes, erfahrenes Spiel beweist einmal mehr, dass der gebürtige Ire mit dem Alter immer besser wird, weil er zunehmend Lust daran gewinnt, sein charmantes Image neu zu codieren, während Jackie Chan in seinen tieftraurigen Gesichtszügen zwar all das Leid dieser Welt zu bündeln vermag, schauspielerisch aber überdeutlich dem britischen Kollegen unterlegen ist.

Das auf Hochglanz polierte Setting passt und auch wenn das Ende für den einen oder anderen zu sehr aus dem Ruder laufen mag und es zu einem "Fern-Kampf" zwischen Protagonist und Antagonist kommt, so überzeugt "The Foreigner" auch hier. Zwar klafft zwischen den beiden Darstellern nicht nur ein Qualitätsunterschied innerhalb der Performances, auch ihre Charaktere beißen sich in ihrer Tonalität. Funktioniert Brosnan noch als weitestgehend greifbares Abbild eines intriganten Politikers, stellt Jackie Chans Quan diese in ihren Anlagen glaubwürdige Figur mit einer Mischung aus MacGyver, Jason Bourne und John Rambo einen nahezu unbesiegbaren Gegenspieler dar. Arrangiert man sich aber ein Stück weit mit diesem todbringenden Kämpfer, dann kann man mit "The Foreigner" zwei durchaus spannende Stunden verbringen, die um ein weiteres Mal zum Ausdruck bringen, welch kompetenter Handwerker Martin Campbell doch ist. Gerade in den Action-Sequenzen kommt sein Talent für Dynamik und Rhythmus wunderbar zu Geltung. Definitiv eine Empfehlung.

8/10

Quellen
Inhaltsangabe: Universum Film

Mittwoch, 28. Oktober 2020

Nosferatu: Phantom der Nacht (1979)

https://www.imdb.com/title/tt0079641/

Im 19. Jahrhundert leben das Ehepaar Jonathan Harker (Bruno Ganz) und seine Frau Lucy (Isabelle Adjani) in der Hansestadt Wismar. Eines Tages wird Jonathan beauftragt nach Transsilvanien zu reisen, um mit dem dort residierenden Grafen Dracula (Klaus Kinski) über den Verkauf seines Hauses zu verhandeln. Bereits auf der Reise dorthin begegnet er mehreren Zigeunern, die sich seltsam verängstigt verhalten und ihn auf keinen Fall bei der Weiterfahrt unterstützen möchten. Als er dann letztendlich doch noch auf dem Anwesen Draculas eintrifft, ziert dieser sich auch gar nicht lange und unterschreibt den Vertrag als er einen Blick auf ein Foto von Lucy werfen konnte. Noch in derselben Nacht beißt der Vampir Jonathan und reist in einem Sarg per Schiff nach Wismar um die Frau zu treffen, von der er plötzlich so angetan ist. Der bereits infizierte Ehemann versucht alles, um Lucy noch zu retten...

Wer hätte gedacht, dass "Bram Stoker's Darcula", wohl einer der besten Adaptionen des Vampir-Stoffes über den Grafen Dracula, den Fürsten, den Vampir, gerade gegenüber der deutschen Produktion von Werner Herzog so derb den Kürzeren zieht? Der Film "Nosferatu: Phantom der Nacht" ist die zweite Zusammenarbeit Herzogs mit Schauspieler Klaus Kinski, die insgesamt fünf Filme miteinander realisierten. Regisseur Werner Herzog orientierte sich an Friedrich Wilhelm Murnaus Original ("Nosferatu: Eine Symphonie des Grauens") von 1922. Und auch wenn er die Namen des Stoker-Romans verwendet, zitiert er die Charaktere Murnaus fast unverändert. Ausstattung und Kameraeinstellung sind in vielen Szenen mit der Murnaus identisch. Dennoch, das betonte Herzog immer wieder, ist sein Film kein Remake. Zwar sind einzelne Bilder und Szenen gleich, Handlungen und Gesten sehr wohl dem Original von 1922 geliehen, doch "Nosferatu: Phantom der Nacht" hat einen entscheidenden Vorteil - und der heißt Klaus Kinski. Er spielt hier den mächstigsten aller jemals auf der Leinwand zu sehenden Vampire; ein Biss von ihm allein reicht zur Infektion und damit zur Verbreitung der Seuche, der Pest, die Herzog mit einer Unzahl von Ratten noch eindrucksvoller darstellt, als dies Murnau möglich war. Kinski verleiht "seinem" Dracula zudem mit dämonischer Ruhe eine fast ebenso furchterregende Präsenz wie Max Schreck dem Grafen Orlok / Dracula bei Murnau. Böse Zungen könnten versucht sein, Kinskis Verkörperung des Vampirs als Kopie zu interpretieren, dabei ist es doch tatsächlich eine große Hommage an Graf Orlok. Kinskis Präsenz ist allgegenwärtig - und das selbst an dem Punkt, an dem er im Film noch nicht aufgetreten ist, was daran liegt, dass "Nosferatu: Phantom der Nacht" ein Werk der bösen Vorahnung, der finsteren Prophezeiung ist.

Überhaupt überzeugen Setting, Gestaltung, Kostüme und Kameraführung vollends. Schatten, Andeutungen, Gesten, gepaart mit grandiosem Schauspiel. Da kommt es weniger auf die Dialoge an, obwohl diese in gleichem Maß überzeugen. Bruno Ganz als Jonathan Harker ist neben Kinski absolut großartig, ebenso seine Angetraute Lucy Harker, gespielt von Isabell Adjani, einer bildschönen Frau, bei welcher sich zeigt, welche Ästhetik Angst besitzen kann. Szenerie, Bild, Komposition, alles perfekt und auf den Punkt, ohne große Übertreibungen. Dass man die Maske, gerade von Kinski, in vielen Szenen auch als solche erkennt, könnte man angesichts des Produktionsjahres als durchaus "charmant" durchgehen lasen. Erwähnenswert erscheint auch Walter Ladengast als Van Helsing in seinem letzten großen Spielfilmauftritt. In großartigen morbid-poetischen Bildern erzählt Herzog von Dracula und dem unendlichen Überdruss, den Unsterblichkeit bereiten kann. 

“There is a quality to the color photography in Werner Herzog's "Nosferatu the Vampyre" that seeps into your bones. It would be inadequate to call it "saturated." It is rich, heavy, deep. The earth looks cold and dirty. There isn't a lot of green, and it looks wet. Mountains look craggy, gray, sharp-edged. Interiors are filmed in bold reds and browns and whites -- whites, especially, for the faces, and above all for Count Dracula's. It is a film of remarkable beauty, but makes no effort to attract or visually coddle us.”

So schrieb es Roger Ebert 2011, als er Werner Herzogs "Nosferatu: Phantom der Nacht" in seine Great Movies-Reihe aufnahm; bereits 1979 gab er dem Film die volle Punktzahl, aber seine Schwerpunkte haben sich bei im direkten Vergleich beider Kritiken verändert, er achtete deutlich mehr auf die visuelle Kraft des Filmes als noch drei komplette Jahrzehnte zuvor. Statt auf gespenstische Bilder und eine Verkörperung des puren Unheil baut Herzog auf surreal träumerische Abläufe, theatralisch geschriebene aber in filmischer Hinsicht realistisch vorgetragene Dialoge und gemächliche Bewegungen. Was letztlich bleibt ist ein ruhiger, schwarzer und schwerer, aber ungemein einnehmer, intensiver und magischer Film eines meisterhaften Filmemachers, völlig befreit von konventionellen Vorstellungen des Vampirfilms. Schlicht genial.

9/10

Quellen
Inhaltsangabe: Twentieth Century Fox
Textauszüge: Wikipedia

[COLLECTION] Rogue (Maquette) (Collector Edition) (Sentinel Series) (X-Men)

https://www.sideshow.com/

"Ah’m giving you one last chance to surrender, sugah. After that, it could get ugly."

Sideshow präsentiert mit der Rogue Maquette eine weitere grandiose Figur in der X-Men Collection.

Mit einer Höhe von mehr als 56 cm trotzt Rogue der Schwerkraft in dieser dynamischen und spannenden Danger-Room Komposition, welche die wunderbaren Kräfte der Mutantin offenbart.

Die Polystone Rogue Maquette verfügt über ein modelliertes grün-gelbes Kostüm, detailliert mit einer Vielzahl von gewebeartigen Texturen. Rogue trägt dazu eine maßgeschneiderte braune Kunstlederjacke mit einem roten "X" -Logo auf der Schulter, um ihren typischen südländischen Stil zu vervollständigen. Sie hat ein modernes Porträt mit einem schelmischen Grinsen und langen braunen Haaren, die mit ihren typischen weißen Strähnen akzentuiert sind.