Sonntag, 4. Oktober 2020

Thief - Violent Streets: Der Einzelgänger (Director's Cut) (1981)

https://www.imdb.com/title/tt0083190/

Viele Jahre saß der Einbrecher, Juwelendieb und Safeknacker Frank (James Caan) im Gefängnis. Nun droht sich seine Zeit auf Erden langsam, aber sicher dem Ende zu neigen. Also beschließt Frank, fortan ein normales, bürgerliches Leben zu führen. Er möchte sich der Gesellschaft anpassen und in Ruhe den Rest seines Lebens genießen - am liebsten zusammen mit Jessie (Tuesday Weld), einer Kellnerin, die er in einem beschaulichen Diner kennenlernt. Das einzige Problem, mit dem Frank konfrontiert wird, als er endlich aus der Haft entlassen wird, gestaltet sich wie folgt: Er besitzt kein Geld, um sich jene Existenz aufzubauen, von der er immer geträumt hat. Ausgerechnet in Gangsterboss Leo (Robert Prosky) findet er einen Verbündeten, denn dieser verschafft ihm die Option zu einem letzten Coup, der alle Rechnungen begleichen könnte. Das Angebot scheint zu verheißungsvoll, doch selbst nach längerem Überlegen kann Frank keinen Haken finden. Also besiegelt er den Deal und damit ebenso sein eigenes Schicksal. Kurze Zeit später nimmt die Polizei seine Spur auf und es stellt sich heraus, dass jenes Geschäft mit Leo alles andere war - nur nicht sauber. Frank muss der Tatsache seines baldigen Untergangs ins Auge blicken: Der letzter Coup entpuppt sich als Spiel auf Leben und Tod. Am Ende wird mit Blut bezahlt.

Michael Manns Spielfilm-Debüt "Thief" ist in vielerlei Hinsicht erstaunlich. Der Regisseur inszeniert die Story um den Juwelendieb Frank dermaßen stilsicher, selbstbewusst und präzise, dass man dem Film seinen Entstehungszeitraum Anfang der 80er ebenso wenig abkauft, wie seine Existenz als Debüt. Gewissermaßen ist der Film also wegweisend für die spätere Karriere seines Regisseurs, der sowohl thematisch, als auch stilistisch immer wieder zu seinen Anfängen zurückkehren sollte. Zurück zu Einzelgänger und Dieben, Auftragsmördern und undurchsichtigen Polizisten. Zurück in die Dunkelheit, jene rauen Grau- und Schwarztöne, die von einer Farbpalette aus blinkenden Lichtern, gedämpften Flimmern und grellen Explosionen erweitert werden. Dazu ein sattes Rot, die Farbe des Blutes, dass in "Thief" zwar erst reichlich spät, dafür aber umso wirkungsvoller vergossen wird. Brachial und ungeschönt, wie von Mann gewohnt, zeigen Treffer auch ihre Wirkung. Hier noch abgeschmeckt mit einem stilsicher passenden und immer mächtiger werdenden Synthesizer-Soundtrack von Tangerine Dream und mit tollen und einprägsamen Nebenrollen, eben echten Charakteren (James Belushi, Tuesday Weld, Willie Nelson), die "Thief" abrunden.

All das ergibt eine hypnotische und meditative Grundstimmung. Doch ist "Thief" eben nicht nur ein sensorisches, ein stilistisches Highlight, sondern auch auf inhaltlicher Ebene überraschend reif und tiefgründig (obwohl diese Ebenen bei Mann ohnehin stets Hand in Hand greifen). Der von James Caan (der die Rolle des Frank übrigens als die liebste seiner Karriere bezeichnete) eindrucksvoll verkörperter Titelheld ist gefangen in einer (klein)kriminellen Welt aus Gewalt und Diebstahl. Weder kann, noch will er daraus fliehen, denn sie ist alles was er kennt und beinhaltet alles was er kann. Und dennoch wird sie dem Mann mit der harten Schale und dem weichen Kern zum Verhängnis, seine Sehnsucht nach Familie und Geborgenheit hat ihren Preis. Denn wie der deutsche Zusatztitel bereits verrät, ist jene Glückseligkeit nicht von Dauer…letztendlich geht sie in Feuer und Flammen unter. Großartig.

8/10

Von OfDb Filmworks erschien der Film im Mediabook. Die Auflage ist stark limitiert.

Quellen
Inhaltsangabe: MGM

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