Dienstag, 13. Oktober 2020

Bombshell - Bombshell: Das Ende des Schweigens (2019)

https://www.imdb.com/title/tt6394270/

Auf wahren Begebenheiten beruhendes Drama über die amerikanische Journalistin Megyn Kelly (Charlize Theron), die Moderatorin Gretchen Carlson (Nicole Kidman) und die neu hinzugekommene News-Produzentin Kayla Pospisil (Margot Robbie), die allesamt bei Fox News unter Leitung des Gründers Roger Ailes (John Lithgow) arbeiten. Jener nutzt seine Machtposition rigoros aus. Als Carlson ihn wegen jahrelanger sexueller Nötigung zur Rechenschaft ziehen will, melden sich immer mehr Frauen, die unter dem schamlosen Fehlverhalten des Fox-Gründers gelitten haben. Es beginnt eine Schlacht gegen die Herrschaft toxischer und rücksichtsloser Männer, die das Bild des größten Nachrichtensenders der USA prägen. Doch das Aufbegehren gegen Ailes und für Gerechtigkeit fordert neben großen Mut noch viel größere Opfer. Die Karrieren und das Privatleben der Frauen stehen auf dem Spiel.

Der reale Hintergrund zu "Bombshell" liest sich fast wie ein Witz: 1996 hatte Roger Ailes für Rupert Murdoch den Sender Fox News konzipiert, dessen CEO er wurde. Unter Ailes' Führung entwickelte sich Fox News zum erfolgreichsten Nachrichtensender der USA. Im Juli 2016 wurden Vorwürfe sexueller Belästigung gegen Ailes bekannt. So soll er die Moderatorin Gretchen Carlson sexuell belästigt haben, die 2016, inzwischen entlassen, gegen Ailes Klage einreichte. Nachdem sich weitere Mitarbeiterinnen des Senders, darunter Megyn Kelly, den Vorwürfen angeschlossen hatten, legte Ailes am 21. Juli 2016 alle Funktionen bei Fox News nieder. Ailes erhielt von Murdoch eine Abfindung von 40 Millionen Dollar. In dem fiktiven Charakter Kayla Pospisil wurden rund 20 reale Personen zu einer einzigen Figur verschmolzen, um es mit diesem Kunstgriff zu ermöglichen, auch die Erlebnisse von Betroffenen abbilden zu können, die eine Stillschweigeerklärung unterzeichnen mussten oder aus persönlichen Gründen nicht im Film auftreten durften.

Man lasse sich das auf der Zunge zergehen. Ein Mann, der über viele Jahre hinweg Frauen - auch verbal - sexuell belästigte, sie darüber hinaus in vielen Fällen zu sexuellen Handlungen nötigte und in der Öffentlichkeit eine hoch angehene Person war, bekommt als Quittung für seine Taten eine Abfindung in Höhe von 40 Millionen Dollar. Ja. Und mit dieser Fassungslosigkeit sitzt man am Ende von "Bombshell" vor dem Bildschirm. Dieser Aspekt allein reicht schon für einen Skandal höchsten Ausmaßes, doch ihn erwähnt "Bombshell" nur als trauriges Finale eines sehr aktuellen und vor allem brisanten Films. Fox News, Donald Trumps Lieblingssender, wird in "Bombshell" in Bezug auf diese ans Licht gezogene Affäre ausführlich beleuchtet. Ein Film, der dem Zuschauer die "Mee-Too"-Bewegung anhand eines größeren Beispiels vor Augen führt und dies in Zeiten von Trump als Präsidentschaftskandidat im Wahlkampf. Ein wichtiger Film, doch auch ein Film, der etwas zu brav ausfällt. Man fragt sich, was so wirklich geschah, was ist erfunden, was ist echt? Diese Fragen lässt der Film offen. Doch kann man diese Gedanken abschütteln, lässt sich gut erkennen, dass dies auch gar nicht so elementar ist, denn es geht um die Gesamtsituation, bzw. um eine Art Einblick hinter die Kulissen. Gemäß dieses Eindrucks kann man wohl froh sein nie bei Fox News gearbeitet zu haben: es wird gezeigt wie in einem längst etablierten, frauenfeindlichen Arbeitsumfeld mit Frauen umgegangen wird, welches sich in beliebigen Arten von Alltagsmomenten und bis ins Private auswirkt. Der blöde Macho-Spruch hier, der Klaps da. Der Film drosselt sein Tempo bei unangenehmen Szenen deutlich, und obwohl er sich noch relativ diskret gibt (Sex ist nicht zu sehen, sondern wird thematisiert), sind auch weniger krasse Szenen wie die Aufforderung an eine Frau sie soll mal den Rock heben... weiter... und noch weiter.... dies ist tatsächlich sehr unangenehm anzuschauen. Doch schließlich ist Fox News ein visuelles Medium, wie Ailes nicht müde wird zu betonen.

Präsentiert wird dies durch drei Powerfrauen in den Hauptrollen: mit Charlize Theron, Margot Robbie und Nicole Kidman hat man drei zugkräftige Gesichter auf dem Filmplakat, die zwar allesamt etwas unterkühlt und fast unnahnbar spielen, jedoch damit die Situation selbst transportieren. Doch auch John Lithgow als CEO Ailes ist so hassenswert abartig, dass man ihm die wahre Natur beinahe ansehen kann. Lediglich der Auftritt von McDowell als Rupert Murdoch fiel bedauernswert kurz aus. "Bombshell" ist großartig. Biopics sind häufig zu lang und verzetteln sich in Kleinigkeiten, um ja kein winziges Detail auszulassen, hier in "Bombshell" wird gleich von Anfang an ordentlich Tempo gemacht und in knapp 2 Stunden viel verarbeitet. Das geht manchmal ein wenig zu Lasten der darstellerischen Möglichkeiten und lässt zuweilen auch etwas Tiefgang vermissen. Dennoch schafft der Film es das unangenehme Thema bei der Wurzel zu packen und den Zuschauer zum Nachdenken anzuregen. Ein wichtiger Film, ein großartiger Film.

7,5/10

Quellen
Inhaltsangabe: Wild Bunch
Textauszüge: Wikipedia

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