Freitag, 2. Oktober 2020

トパーズ - Topâzu - Tokyo Decadence - Tokio Dekadenz (1992)

https://www.imdb.com/title/tt0105622/

Die junge Edelprostituierte Ai hat sich auf Sadomasochismus spezialisiert. Sie bedient jeden Wunsch Ihrer Kunden und beobachtet, was die Männer dabei ihr und sich selbst zufügen. Dabei hofft sie auf ihrer Reise durch die perversen Triebe stets noch auf die große Liebe, die sie vor Jahren traf. Eine Wahrsagerin hat ihr vorhergesagt, dass sie ihren Geliebten eines Tages treffen wird. Dies hilft Ali, auch die größte Demütigung über sich ergehen zu lassen. Schließlich muss sie jedoch erkennen, dass der eingeschlagene Weg immer tiefer in einen Sumpf aus Drogen und Abhängigkeit führt.

"Japan ist wohlhabend. Aber es ist Wohlstand ohne Stolz. Es verursacht Angst, die unsere Männer zum Masochismus bringt."

"Tokio Dekdenz" ist ein etwas an Langatmigkeit krankendes Erotikdrama, über ein Callgirl im Tokioter BDSM-Mileu, zwischen Glückssuche und menschlicher Verlorenheit. Angenehm weit weg vom feuchtigkeitsspendenden Bett-Roman für sexuell deprimierte Hausfrauen, wird hier ein ernüchternder, kritischer Blick auf die Sexualität in Japans Wohlstandskaste gewagt und dem Platz der Frau darin. Der Film schildert die Sterilität und Kälte des modernen Lebens und die verbreitete Unfähigkeit, tiefe zwischenmenschliche Beziehungen einzugehen.

Ryū Murakami, der in Japan vor allem durch seine literarischen Werke bekannt ist, lieferte neben der Vorlage zu Takashi Miikes "Audition" hier auch sein bekanntesten eigenen Filmbeitrag ab. In diesem befasst er sich mit der Entwicklung der japanischen Gesellschaft im Hinblick auf den Wirtschaftsboom und die damit einher gehende Entfremdung des Einzelnen.
Dazu schickt er Ai, eine devote junge Edel-Prostituierte, durch das Nachtleben, wo sie diversen meist sadomasochistischen Sexpraktiken ihrer Kunden nachkommt. Doch mehr und mehr wird deutlich, wie einsam sie ist. Zwischen all dem Geld, den Drogen und den ausgefallen-perversen Wünschen der Kundschaft, gibt es kein Platz für Träume und echte menschlicher Nähe. Dies spitzt sich mit zunehmender Laufzeit zu und endet in Drogen betäubten umherirren in den reichen Vororten der Stadt.

Murakamis Film benutzt das sadomasochistische Szenario durchweg als Metapher für eine durch und durch materialisierte Gesellschaft, deren erstes Opfer die Würde und Individualität ihrer Bewohner ist. Topâzu nutzt demnach die sadomasochistische Thematik, um das Leben der zeitgenössischen japanischen Gesellschaft und der materialistischen Konsumgesellschaft schlechthin als schleichenden Zerstörungsmechanismus zu entlarven. So kontrovers der Ruf des Films als Klassiker zur BDSM-Thematik ist, immerhin steht er in Australien, wie Südkorea nach wie vor auf dem Index, so angenehm unaufgeregt wird in die Hotelzimmer geschaut, ohne übertriebene Sensationslust und immer aus der Perspektive der schüchternen Ai erzählt, bekommt der Zuschauer hier und dort Seeleneinblicke ohne, dass sie sich öffnen müsste. Generell ist "Tokio Dekadenz" ein 'Jungtimer' in alter japanischer Tradition des sexuellen Films, der sozialkritische Themen tangiert. Kein absolutes Sichtungsmuss, für Freunde des Themas, aber als Horizontfacettierung durchaus empfehlenswert.

6,5/10

Von TURBINE Medien kommt der Film im auf 2.000 Stück limitierten, wattierten Mediabook auf Blu-ray.


Quellen
Inhaltsangabe: Turbine
Textauszüge: Wikipedia

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