Montag, 19. Oktober 2020

[KINO] 반도 - Bando - Train To Busan 2 - Peninsula (2020)

https://www.imdb.com/title/tt8850222/

Nach den Ereignissen in "Train To Busan" hat sich das Virus vier Jahre später auf die gesamte Halbinsel Korea ausgebreitet und macht der Bevölkerung weiterhin zu schaffen. Der Soldat Jung-seok (Gang Dong-won) entkam der Zombie-Hölle nur knapp. Mittlerweile führt er ein eher zurückgezogenes Leben in Hongkong. Da erhält er ein seltsames Angebot: Er soll mit einer Gruppe Söldnern auf die unter Quarantäne stehende Halbinsel (engl. „Peninsula“) zurückkehren und dort einen LKW finden und die Ladung sichern – und das Mitten in Seoul, wo es vor Zombies nur wimmelt! Er lässt sich auf das Angebot ein und findet sich kurz darauf an dem Ort wieder, an dem die Apokalypse einst ihren Anfang nahm. Die Mission gestaltet sich leichter als angenommen, schon bald finden sie das Zielobjekt. Aber dann stellt Jung-seok fest, dass sie nicht allein sind. Die geheimnisvolle Milizeinheit 631 stellt gemeinsam mit den Zombies alles auf den Kopf...  

2016 setzte "Train To Busan" einen neuen Akzent im gut bedienten Zombie-Genre und machte sich unter Fans der Horror-Zweigstelle einen Namen. Aufgrund des internationalen Erfolgs war es daher nur eine Frage der Zeit, bis ein Nachfolger angekündigt wurde, der erst als "Train To Busan 2" beworben wurde, was aber, bedenkt man den Ausgang von "Train To Busan", so keinen Sinn ergeben hätte, es sei denn Regisseur Yeon Sang-ho hätte dieselbe Geschichte aus anderer Sicht noch einmal erzählt. Mit dem Untertitel "Peninsula", der später den gesamten Titel einnahm hat man also nun einen offiziellen Nachfolger, der vom Namen her nicht mehr an den großartigen Zombiestreifen von 2016 erinnert, doch an diesen anknüpft und die Geschichte weiter spinnt. "Peninsula" ist dabei eher ein eigenständiger Film als eine Fortsetzung. Und eines macht "Peninsula" dabei richtig gut: er holt den Zuschauer durch einen dramatischen Auftakt umgehend ab und weckt so das Interesse an seiner Geschichte.

Relativ schnell jedoch bemerkt der Zuschauer, dass all die gesellschaftskritischen Elemente, die den Vorgänger noch ausmachten, verschwunden sind und der Film stattdessen vor allem auf gnadenlos überzogene Videospiel-Actionszenen setzt, unterbrochen von gelegentlichem Pathos, und steht vor allem unter dem Unstern unserer Pandemie. Anspruchsvoll ist dies nicht, aber doch immerhin ganz kurzweilig. Mit zunehmendem Verlauf wird die anfangs gesetzte, ernste Prämisse aber durch überzeichnete Figuren und unnötigen Humor gebrochen. Fairerweise muss man sagen, dass der Film eigentlich alles richtig macht: das Setting stimmt - selten hat man so herrlich post-apokalyptische Großstädte gesehen - die Chronologie stimmt; auch das es Überlebende gibt, die sich in der Zombie-verseuchten Zone irgendwie zurecht finden, kann man noch hinnehmen. Man merkt "Peninsula" aber auch an, dass sich der Regisseur an vielen anderen berühmten Filmen bedient hat, oder inspirieren hat lassen: "Die Klapperschlange", "Mad Max", sogar "Doomsday" und diverse Romero-Zombie-Klassiker halten recht deutlich ihren Kopf als Vorlage her. Doch die Verbindung dieser Elemente ist fließend und irgendwie auch passend.

Die Story wird fließend erzählt, die Zombies sehen toll aus, es gibt tragische und gefühlvolle Momente, selbst die Kämpfe sind deutlich spektakulärer, als bei anderen Filmen oder Serien - im Grunde gibt es nichts zu meckern. Für sich allein genommen ist der Film ein guter Streifen, als Nachfolger erfüllt er allerdings die Erwartungshaltung gar nicht. Was auch an der gewählten Art der Geschichte liegt. Wer also hofft mit "Peninsula" einen würdigen Nachfolger zum genialen Vorgänger serviert zu bekommen, dürfte bereits nach kurzer Laufzeit schwer enttäuscht sein, denn der vorliegende Nachklapp hat nichts mehr mit dem Drive und der Originalität von "Train To Busan" gemein. Stattdessen bekommt man hier lediglich einen weiteren, innovationslosen Beitrag eines längst ausgelaugten Horrorgenres vorgesetzt. Einen großen negativen Teil trägt auch die (vermutlich) völlig verhunzte Übersetzung bei, die Dialoge bietet bei der man mehr als einmal mit der Stirn runzeln möchte und auch Sätze, die überhaupt keinen Sinn ergeben. So sagt die große Tochter, in Tränen aufgelöst zu ihrem sterbenden Großvater: "Endlich sind wir wieder zusammen." - und es stellt sich die Frage: Wann genau wart ihr denn bitte getrennt? Ein anderes Negativ-Beispiel lässt den Zuschauer ungläubig laut loslachen,wenn dieselbe Tochter, die seit über 4 Jahren in dieser Zombie-verseuchten Stadt lebt und vorher kaum etwas anders kennen konnte, weil sie viel zu jung war, sagt: "Die Welt, die ich kannte, war auch nicht schlecht."

"Peninsula" ist oft auch eine Mischung aus drolliger Videospiel-Ästhetik und einer ganze Menge unfassbaren, misslungenen Quatschs. Immerhin taugen die Figuren etwas, anfangs sogar der Protagonist, der irgendwann leider mit Melodrama überzogen wird und damit auf Dauer langweilt; die Bösewichter, allen voran der sadistische Gruppenführer, sind wesentlich unterhaltsamer, kommen aber auch nicht wirklich zum Punkt. Die Zombies und einige, einzelne Ideen sind jedoch ganz nett und man kann hier seinen Spaß haben, desöfteren aber auch einfach nur, weil man peinlich berührt ist. Mit "Train To Busan" hat Yeon Sang-ho einen der eindrucksvollsten Zombie-Filme der vergangenen Jahre gedreht. Wie die überwiegende Mehrheit von Fortsetzungen erfolgreicher Filme erreicht "Peninsula" nicht das Niveau des Vorgängers. Er hat zwar kein Interesse daran das Original zu wiederholen, aber auch keinerlei Ambitionen eine neue Idee zu entwickeln. Die nahezu blinden, aber ungeheuer geräuschempfindlichen Zombies kehren zwar zurück, sind aber eher Beiwerk in diesem Sequel. Yeons post-apokalyptisches Szenario besticht zwar wieder durch die szenische Phantasie seiner Inszenierung, nur fehlt ihm die emotionale Tiefe seines Vorgängers. Obwohl "Peninsula" ständig Vollgas gibt und sich wie eine verrückte Achterbahn aus cartoonartigen Irrsinn gibt - mehr als ein generischer Film, der sich wie ein Videospiel anfühlt, ist er nicht geworden. Das ist nie trödelig, aber es gibt kaum etwas, was einen bleibenden Eindruck hinterlässt, selbst wenn am Ende sehr bemüht der seifenopernartige Holzhammer zuschlägt.

6/10

Von SPLENDID erschien der Film im auf 3.000 Stück limitierten und nummerierten Mediabook, welches zudem noch den Film "Haunters" enthält.  

Quellen
Inhaltsangabe: Splendid

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