Freitag, 23. Oktober 2020

Borat Subsequent Moviefilm: Delivery of Prodigious Bribe to American Regime for Make Benefit Once Glorious Nation of Kazakhstan - Borat: Subsequent Moviefilm - Borat Anschluss-Moviefilm: Lieferung von großer Bestechung an amerikanisches Regime um Benefiz für früher glorreiche Nation von Kasachstan zu machen (2020)

https://www.imdb.com/title/tt13143964/

Vor 14 Jahren hat Borat (Sacha Baron Cohen) als unbekannter Journalist die USA bereist – und mit seinen peinlichen Auftritten viel Schade über sein Heimatland Kasachstan gebracht. Dafür soll er nun Abbitte leisten und mit neuer Mission in das reiche Land reisen, zu dem jeder Kasache aufblickt: Er soll seine Tochter an einen Mann verheiraten, der möglichst nahe an der Macht ist. Doch in den USA wird Borat direkt erkannt. Jeder hat ihn noch in "bester" Erinnerung. Keine guten Voraussetzungen für eine Geheimmission! Also muss Borat Verkleidungen finden, mit denen er sich unerkannt durchs Land bewegen kann. Doch das wird bald von einem Virus heimgesucht, der die Menschen in Quarantäne zwingt…

Nach dem Erfolg des ersten "Borat"-Films gab Rupert Murdoch im Februar 2007 bekannt, dass "Borat"-Darsteller Sacha Baron Cohen mit 20th Century Fox als Vertreiber einen Vertrag für einen weiteren Film unterschrieben hat. Nach dem Erfolg des von "Borat" äusserte Baron Cohen jedoch, dass er die Fortsetzung nicht weiterverfolgt, da er nun zu bekannt sei, um beim Filmdreh unerkannt zu bleiben, nachdem der Film ungeskriptet und weitestgehend ohne Schauspieler entstanden ist: Die meisten Involvierten hatten lediglich einen Vertrag unterschrieben, um den Dreh rechtlich abzusichern. Sie wussten jedoch nicht, worum es dabei ging. Trotz Baron Cohens Absage wurde er im August 2020 in Los Angeles als Borat kostümiert gesehen. An zwei Drehtagen trug Baron Cohen aus Sicherheitsgründen eine schusssichere Weste. 

Allein letztere Aussage machte den Film zu interessant, als das man ihn hätte ignorieren können. Wer Cohens Humor kennt (und mag), der weiß genau, was ihn hier erwartet werden muss - und das mit der Veröffentlichung des Films knapp eine Woche vor der US-Wahl. Letzteres war sicher Kalkül, allein schon, weil der gerade amtierende Präsident mehrfach im Film thematisiert wird. Der britische Komiker Sacha Baron Cohen, der zum Performancekünstler wurde, konnte die bösartigsten Tendenzen unserer modernen Welt nie besser identifizieren als unter dem Deckmantel von Borat, dem kasachischen Journalisten mit Schnurrbart, den er seit der Premiere von "Da Ali G Show" vor 20 Jahren spielt. In seiner Mockumentary von 2006 ging Borat nach Amerika und provozierte zügellosen Antisemitismus im ganzen Land. Es war schwer vorstellbar, wie eine Fortsetzung noch viel weiter gehen könnte. Aber dann passierte Trump, der weiße Nationalismus erzielte eine nationale Plattform, Internet-Verschwörungstheorien wurden zum Mainstream und die Pandemie verschärfte die schon längst eiternde, dumme Wut einer Gesellschaft am Rande nur noch weiter. Die Zeit war also reif für mehr Borat, und Cohen hat diesen Moment mit einer listigen, gefährlichen Satire getroffen, die sich als einfache Komödie tarnt (obwohl sie auch als eine davon gut funktioniert). Der neue "Borat", der mitten in der Pandemie "zusammengeschustert" wurde und vor den Präsidentschaftswahlen sogar aus dem Ruder gelaufen ist, sieht sich wie ein scherzhafter Weckruf für den Wahnsinn, auf den er seit Ewigkeiten hinweist. In einer Zeit, in der sich Satire oft zu weich anfühlt, geht dieses brillante, vulgäre Plädoyer für eine bessere Welt sehr tief.


Cohens Vorliebe, leichtgläubige Menschen in moralisch fragwürdige Ecken zu boxen, steht jedoch im Mittelpunkt des Films und ist nicht im geringsten abgestanden. Von der Bäckerin, die auf Borats Wunsch "Juden werden uns nicht verdrängen" (mit Smileys) ohne mit der Wimper zu zucken auf einen Schokoladenkuchen schreibt, bis zur Stylistin, die eine unkomplizierte Antwort auf die Frage nach einer Bräuningsstufe gibt: "Welche Farbe ist für rassistische Familien am besten?", zeigt Cohen einmal mehr die Leichtigkeit, mit der rassistisches Gedankengut unkontrolliert durch den Alltag driften können. Manchmal ist es jedoch genug, ihm zuzusehen, wie er Wut und Verwirrung seiner Hauptziele hervorruft. Allein der "traditionalle Fruchtbarkeitstanz" beim Ball der Debütantinnen ist... - das kann man gar nicht beschreiben. Und wenn Borat, erst als Ku-Klux-Klan-Mitglied, um eingelassen zu werden, und dann als Donald Trump verkleidet, "Muschijäger" Mike Pence auf einer Veranstaltung der Republikaner unterbricht ("Mikhael Penis!"), ist die verblüffte Reaktion der VIPs inmitten einer kreischenden Menge lustig genug. Da wirkt Pence' vorangegangener Satz "Wir sind auf alles vorbereitet." wie blanke, bittere Ironie. Nicht unerwähnt sollte auch Maria Bakalova bleiben, denn sie hat als Borats Tochter ein paar der besten Mock-Ups auf ihrer Seite und spielt ihre Rolle ebenbürtig zu Cohens Charakteren.

Natürlich ist die reale Situation, in der sich Borat befindet, nicht lustig. Der Film beginnt Monate bevor Covid-19 die Vereinigten Staaten überschwemmte und gipfelt in der Mitte dieser Pandemie, ohne dass ein offensichtliches Ende in Sicht ist. Als Borat ein Paar Verschwörungstheoretiker mittleren Alters namens Jerry Hollemann und Jim Russell findet, in ihrem Haus bleibt und sie als seine Partner für Kriminalität rekrutiert, hat Amerikas LockDown bereits zu einer Art Hysterie geführt, die den Schauspieler selbst in Gefahr bringt. 5 Tage am Stück blieb er in seinem Charakter - eine Meisterleistung. Schon Monate vor der Fertigstellung des Films wurde zudem berichtet, dass Baron Cohen bei einer Kundgebung der weißen Supremacisten "March for Our Rights" außerhalb Washingtons als Hinterwäldler-Musiker verkleidet aufgetaucht war, aber die Geschichten darüber können nicht mal im Ansatz den Stunt dahinter beschreiben. - wie der Film dem ungläubigen Zuschauer eindrucksvoll beweist. Allein diese Sequenz verbindet Heiterkeit mit Schock, eine Kombination, die umso beeindruckender ist, als sie zusammengestellt wurde, um die Handlung parallel zum Stunt voranzutreiben. "Borat Subsequent Moviefilm: Delivery of Prodigious Bribe to American Regime for Make Benefit Once Glorious Nation of Kazakhstan" ist Cohens bisher bester Film, verbindet Aktivismus mit Unterhaltung und gibt dem Zuschauer genügend neue Gründe, Angst vor der Welt zu haben, aber auch die Erlaubnis, darüber zu lachen.

9/10

Quellen
Inhaltsangabe: Twentieth Century Fox
Textauszüge: Wikipedia

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