Sonntag, 25. Oktober 2020

감기 - Gamgi - The Flu - Pandemie (2013)

https://www.imdb.com/title/tt2351310/

Nachdem ein Mann illegale Einwanderer nach Südkorea schleust, stirbt er an einer Infektion durch einen unbekannten Virus. Wenig später erkranken weitere Menschen in der Stadt Bundang, nur 20 Kilometer von Seoul entfernt, an ähnlichen Symptomen und sterben ebenfalls. Die Bewohner der Stadt stehen dem unbekannten Krankheitserreger hilflos gegenüber, während die Zahl der Infizierten weiter steigt. Um dem ausbrechenden Chaos Einhalt zu gebieten und eine weitere Ausbreitung der Krankheit zu verhindern, wird das gesamte Gebiet von Regierungstruppen abgeriegelt. Währenddessen versucht die Viren-Forscherin In-hye (Soo Ae) zusammen mit dem Rettungshelfer Ji-goo (Hyuk Jang) an eine Blutprobe des ersten Opfers zu gelangen, um einen wirksamen Impfstoff zu entwickeln. Denn das Militär plant schon eine drastische Notlösung...  

Inmitten einer realen Pandemie ist der Film "Pandemie" aus dem Jahr 2013 erstaunlich nah an den Ereignissen, obwohl hier natürlich alles viel schneller, etwas überspitzter, effektahscerischer und dramatischer abläuft. Doch die Parallelen zur realen Welt sind erstaunlich deckungsgleich; der dezente Anti-Amerikanismus, die zurückhaltende Schilderung von Mann/Frau Beziehungen, im Gegensatz zu den üblichen Männer-Gesprächen, die Schilderung der Polithierarchie und der Konflikt Wissenschaft und Machtgefüge fallen natürlich recht drastisch ins Auge. "Pandemie" folgt dem konventionellen Muster eines Katastrophenfilms und stellt die Hauptfiguren in ihren Alltagssituationen vor, bevor er kompromisslos in das Ausnahmeszenario einsteigt. Ein Ereignis jagt das andere und dem Zuschauer wird schnell klar, dass Regisseur Sung-su Kim einen lauten, chaotischen Film geschaffen hat und keine Gesellschaftsstudie mit schleichender Eskalation. Er nutzt verschiedene vertraute Motive des Genres, beispielswiese eine furchterregende Situation, die immer weiter zu eskalieren droht, bis sich auch die Menschen untereinander bekämpfen. Die verzweifelte Suche nach einem Ausweg durch ein Fachpersonal, das erst durch Zufälle ausgebremst und dann vorangetrieben wird. Nicht zu vergessen die familiäre Dynamik rund um den sympathischen Alltagshelden, der nicht nur als moralisches Gewissen fungiert, sondern auch als Gegensatz zu einer utilitaristisch denkenden Regierung.

Trotz der Klischees und Rollen-Stereotypen gibt es auch einige Besonderheiten in "Pandemie". Ein durchgängig dreckiger Filter lässt die Infizierten in ihrem Erbrochenen und den Blutlachen noch unappetitlicher wirken, während ihre Körper in Body-Horror-Manier von Ausschlägen, Pusteln und Blasen entstellt werden. Dominierend sind Grau- und Gelbtöne, die die Farben des fauligen Fleisches noch deutlicher hervorheben. Besonders stark sind die Bilder der hilflosen Menschen in den massiven Quarantänelagern und Massengräbern, die eine gute Vorstellung davon bieten, wie einfach eine moderne Gesellschaft zusammenbrechen kann. Ein weiterer Pluspunkt ist die Beschränkung auf den regionalen Ausbruch in Bundang-gu, wodurch es Kim möglich war, den Film stringent zu inszenieren, ohne sich in allzu vielen Nebenhandlungen zu verlieren. Während "Pandemie" zunächst den existenziellen Horror und die Gefahr der Zerstörung in den Vordergrund stellt, gibt es ab der zweiten Hälfte einen Wendepunkt. Was den südkoreanischen Katastrophenfilm von anderen unterscheidet, nämlich die Bedeutung anderer Genre-Tropen, insbesondere des Melodramas, kommt nun zum Tragen. Kim konzentriert sich auf die Emotionalität seiner Geschichte und ähnlich wie bei "Ashfall" gerät der Hauptkonflikt der Epidemie in den Hintergrund. Dadurch verliert der Film an Schwung und Energie, denn die Dramatik der Hauptfiguren und der Polit-Thriller sorgen nicht für die nötige Spannung, sondern existieren vielmehr nebeneinander. 

Immer wieder kommt es so zu ungeschickten Tonverschiebungen und dem anhaltenden Bedürfnis, berührende Momente zu konstruieren, um die verzweifelte Stimmung aufzuhellen. Die Verdichtung auf das Melodram hätte mit einer kräftigeren Charakterzeichnung möglicherweise besser funktioniert, doch auch wenn die Schauspieler eine mehr als solide Leistung abspulen, gibt es keine überzeugenden Beziehungen zwischen den Protagonisten. Insbesondere die fehlende Chemie zwischen Jang Hyuk und Soo Ae schwächt die Geschichte stark ab. Die beiden Hauptdarsteller versuchen, ihren Rollen die nötige Tiefe zu vermitteln, bleiben aber in ihren stereotypen Rollen gefangen. Ähnliches gilt für die Nebenrollen, so wirkt Yoo Hae-jin als trotteliger Arbeitskollege in vielen Szenen deplatziert und die bereits erwähnten Politiker des Krisenstabs drosseln das Tempo in langatmigen Dialogen auffallend. Einen Tiefpunkt stellt allerdings Ma Dong-seok als Karikatur eines Bösewichts den Tiefpunkt dar, dessen Anwesenheit den Film nur unnötig in die Länge zieht. Nach einer soliden ersten Stunde kippt "Pandemie" von einem düsteren Katastrophenfilm in ein etwas zähes Melodram mit überflüssigen Figuren und unglaubwürdigen Handlungen. Für Fans des Genres lohnt sich der Blick auf Grund der soliden Action und der bündigen Inszenierung, die trotz der Mängel wenig Langeweile aufkommen lässt.

7,5/10

Von BUSCH MEDIA kommt der Film im auf 2.000 Stück limitierten und nummerierten Mediabook.

Quellen
Inhaltsangabe: Busch Media Group

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