Mittwoch, 16. September 2020

Criminal - Das Jerico-Projekt: Im Kopf des Killers (2016)

https://www.imdb.com/title/tt3014866/

Jericho Stewart (Kevin Costner) ist ein skrupelloser Killer ohne Impulskontrolle, ohne Empathie und ohne die Fähigkeit, die Folgen seines Handelns abzuschätzen. Bald aber kommt ihm eine besonders heikle Aufgabe zu: Stewart werden durch den Neurowissenschaftler Dr. Franks (Tommy Lee Jones) die Erinnerungen des kürzlich vom Terroristen Xavier Heimdahl (Jordi Mollà) ermordeten CIA-Agenten Bill Pope (Ryan Reynolds) implantiert. Während dessen Frau Jill (Gal Gadot) um den Verlust ihres Mannes trauert, soll der sich im Körper von Stewart an seine jüngste Mission erinnern – daran, wohin er einen Mann unter Geheimdienstschutz (Michael Pitt) gebracht hat. Das ist für Popes Vorgesetzten (Gary Oldman) von oberster Priorität, immerhin steht die Sicherheit der Metropolen Washington D.C., Berlin und Peking auf dem Spiel. Doch der zwischen zwei Identitäten hin und her gerissene Schwerverbrecher Jericho erweist sich als großes Risiko...

Unter dem Titel "Criminal" startete dieser Actionthriller in Übersee, floppte massiv und strandete außerhalb der USA gleich in den Heimkinoregalen. Und dort würde auch auf den ersten Blick vermutlich nicht weiter auffallen, wäre da nicht diese prominente Besetzung, die im Coverartwork auch noch etwas untergeht. Mit Kevin Costner, Gary Oldman, Tommy Lee Jones, Gal Gadot oder Ryan Reynolds sind dort große Namen vertreten und lassen schon erahnen, dass es sich hierbei nicht um reine "Direct-2-Video"-Massenware handeln sollte. Dieser Actionthriller ist in gewisser Hinsicht ein kinder der 1990er Jahre, denn viele dieser heute nostalgisch-hochgelobten Werke waren auch nicht mehr als reines B-Movie-Material mit ansprechendem Unterhaltungswert. In diese Kerbe schlägt auch "Das Jerico-Projekt: Im Kopf des Killers", der eine fiktionale Schnapsidee als Grundlage für einen handfesten Reißer nutzt. Von seiner Prämisse nicht wesentlich glaubwürdiger als beispielsweise "Face/Off" und im Gegenzug auch nicht so spektakulär vorgetragen, dafür niemals auch nur die Spur langweilig. Wenn man bereit ist, sich auf die Ausgangslage einzulassen und nicht mehr als nötig zu hinterfragen, funktioniert "Das Jerico-Projekt: Im Kopf des Killers" prächtig. Regisseur Ariel Vromen treibt den Plot mit ordentlichem Schwung zwei Stunden lang konsequent vor sich her, ohne große Tempohänger und ist zumindest in seiner eigenen Logik relativ konsequent. Die Actionszenen bestehen aus ordentlich inszenierten Schusswechseln oder Oldschool-Prügeleien. Das macht Spaß, das hat Druck und selbst in den ruhigeren Passagen kippt die Stimmung niemals um.

Besonders Kevin Costner gilt es zu erwähnen, denn der blüht im rüpeligen Liam-Neeson-Stil richtig auf, der restliche Cast (sogar der diesmal ungewohnt völlig aktionslose Scott Adkins) arbeitet ihm prinzipiell nur zu. Das reicht aber völlig aus, denn auf seine alten Tage lässt Costner den in der Vergangenheit selten gegebenen und wenn nicht immer glücklichen Bad-Ass mit Wonne raushängen. Da lodert richtig Feuer, es darf giftig gepöbelt und knallhart gewütet werden. In einer Szene requiriert er kurz nach der Ankunft alles Benötigte und wer Widerworte zu melden hat, wird es bitterlich bereuen. Solange er in diesem Modus unterwegs ist geht hier teilweise richtig die Post ab. Im Sinne der Geschichte zwar zu erwarten, dennoch etwas schade, dass sich irgendwann die vorher nicht gekannte Empathie einschleicht, womit es der Film gegen Ende sichtlich übertreibt. Der alte Jerico will die fremd-gelenkten Emotionen gar nicht entdecken (und der Zuschauer, der bis dahin hoffentlich im Actionfilm angekommen ist, eigentlich auch nicht), später nicht auf sie verzichten. Es sei im persönlich gegönnt, könnte man aber auch dezenter einstreuen. Speziell die letzte Szene ist eindeutig "etwas" übertrieben.

"Das Jerico-Projekt: Im Kopf des Killers" hat generell eine absurde Geschichte, mehr Fiction als Science-Fiction, im Schlussdrittel seine dramaturgischen Macken und unpassend emotionalen Aussetzer in die falsche Richtung, legt dafür ordentlich los und ist absolut zweckdienlich inszeniert. Getragen von einem sichtlich engagierten und alters-taffen Kevin Costner macht das gnaze Ding echt Laune. 

7/10

 Von SPLENDID erschien der Film im auf 2.000 Stück limitierten Mediabook.


Quellen
Inhaltsangabe: Splendid

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