Mittwoch, 9. September 2020

Good Boys (2019)

https://www.imdb.com/title/tt7343762/

Nachdem der 12-jährige Max (Jacob Tremblay) zu seiner ersten Kussparty eingeladen wurde, gerät er in Panik. Denn er weiß gar nicht, wie küssen überhaupt funktioniert. Er und seine besten Freunde Thor (Brady Noon) und Lucas (Keith L. Williams) beschließen deswegen, die Drohne von Max' Vater (Will Forte), die er eigentlich nicht anfassen darf, zum Spionieren zu verwenden. Dabei denken sie besonders an das junge Paar von Nebenan, das sich regelmäßig Techtelmechteln hingibt. Doch als das ferngesteuerte Spielzeug zerstört wird, stehen die Jungs vor einem richtig großen Problem. Max ist verzweifelt, da er nicht weiß, wie er das Gerät ersetzen soll, bevor sein Vater nach Hause kommt. Also schwänzen die Freunde die Schule und machen sich auf den Weg auf eine Odyssee durch L.A., um das Ganze vielleicht doch noch irgendwie hinzubiegen. Dabei treffen sie jedoch eine schlechte Entscheidung nach der anderen: Sie stehlen versehentlich Drogen, spielen Paintball und werden sowohl von der Polizei als auch von irren Teenager-Mädchen (Molly Gordon, Midori Francis) verfolgt...

Ganz niedliche Komödie über 3 angehende Teens, kurz vor der Entdeckung ihrer eigenen Sexualität, von Tuten und Blasen keine Ahnung, aber mit Begriffen um sich werfend wie die Großen. Komödien polarisieren immer sehr stark in der Bewertung, weil Humor außerordentlich individuell ist. Manche Zuschauer mögen Wortwitz besonders, andere stehen auf Slapstick, Situationskomik oder Tabubrüche. Pointen, über die auf der einen Seite herzlich gelacht wird, können gleichzeitig auf der anderen Seite Gefühle verletzen, beleidigen und verärgern. Deshalb haben unterschiedliche Typen der Komödie verschiedene Zielgruppen, so wie es auch bei Bühnen-Komikern der Fall ist. Die amerikanischen Teenie-Komödien haben sich zum Glück in den vergangenen Jahren verändert. Zwar gründen sie weiterhin auf viel Krawall- und Fäkalhumor sowie Sex-Klamauk, wie der Zuschauer es aus der "American Pie"-Reihe kennt, aber die Drehbücher sind einfach viel besser geworden, was die Figurenzeichnung und vor allem die Dialoge anbetrifft.

Am ehesten lebt "Good Boys" von den drei tollen Jungdarstellern, die ihre Sache wirklich überzeugend machen. Jacob Tremblay, Keith L. Williams und Brady Noon besitzen durchaus Talent und besonders die Chemie zwischen den Dreien wirkt niemals zu künstlich. Hinzu gesellt sich eine gute Figurenzeichnung, die den drei Hauptcharakteren genügend unterschiedliche Merkmale gibt. Es macht absolut Spaß den Dreien zuzuschauen. Auch ein paar der anderen Kinder sind herrlich gezeichnet. Hier transportiert man die typischen Klischees, die man z.B. aus Teenie-Komödien kennt in die Welt der Kinder und bringt man den richtigen Humor mit, kann man damit echt viel Freude haben. Bei den erwachsenen Darstellern, die höchstens Nebenrollen bekleiden, wäre es allerdings nicht verkehrt gewesen, wenn man mit ein paar Gaststars hätte aufwarten können. Zumindest hätte dies das Vergnügen noch gesteigert.

Aus handwerklicher Sicht ist "Good Boys" herrlich simpel gestaltet. Das größte Experiment ist da noch die Ansicht einer fliegende Drohne, ansonsten ist alles völlig bodenständig gemacht. Gerade weil die Grundprämisse ja schon schräg genug ist, ist das auch gut so. Die Inszenierung erfüllt auf jeden Fall ihren Zweck, der Film sieht optisch gut aus und ist erstaunlich viel in Bewegung. Mit einer Laufzeit von 90 Minuten ist das Treiben zudem angenehm kurz ausgefallen. Längen gibt es hier keine. Der Aufbau wirkt leicht episodenhaft und ehe man sich versieht, ist auch alles schon wieder vorbei. Ob man das dann als lustig oder nicht empfindet, liegt natürlich an jedem Zuschauer selbst. Man sollte schon den derberen, etwas schlüpfrigen Humor bevorzugen, weil die meisten Gags diese Gangart bevorzugen. Allerdings ist das überraschend treffsicher und es gab echt nicht viele Witze, die ich als misslungen empfand. Abgerundet wird das Ganze von einem schönen, passenden Soundtrack.

"Good Boys" ist die etwas andere Komödie und es kommt nun wirklich nicht alle Tage vor, dass man Kindern beim Fluchen, Bier trinken und Hantieren mit Sexspielzeugen zuschauen darf. Tatsächlich klingt das im Endeffekt derber, als es eigentlich ist, weil die meisten Ideen sehr zweckdienlich in die Handlung eingebaut wurden. Die zweite Hälfte des Films ist auch etwas ernster und befasst sich auch mit traurigen Wahrheiten des Erwachsenwerdens. So gelingt "Good Boys" eine gute Mischung und verhindert zu jeder Zeit, ins allzu Lächerliche abzudriften. Und am Ende handelt es sich auch um eine schöne, warmherzige Komödie, die an Freundschaft appelliert. Handwerklich ist alles im grünen Bereich und die drei Kinderdarsteller haben ihre Sache auch echt gut gemacht. Eine richtig gelungene Sache.

7,5/10

Quellen
Inhaltsangabe: Universal Pictures

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