Freitag, 18. September 2020

This Is Spinal Tap - Die Jungs von Spinal Tap (1984)

https://www.imdb.com/title/tt0088258/

Die Rockband "Spinal Tap" besteht aus Nigel Tufnel (Christopher Guest), David St. Hubbins (Michael McKean) und Derek Smalls (Harry Shearer). Den Höhepunkt ihrer Karriere haben sie längst erreicht. Seit ihrer Gründung im Zuge der Beatmusik der 1960er Jahre hat die britische Band mehrere Imagewandel durchgemacht und ist nach einer ekstatischen Flower-Power-Phase mittlerweile im harten und von Krisen geprägten Alltag einer Heavy-Metal-Band angekommen. Ihre Bühnenshows lahmen aufgrund misslungener Ideen, das Plattenlabel macht Stress wegen mangelnder Absatzzahlen und zu allem Überfluss sterben der Gruppe die Drummer wie Fliegen weg. Die verbliebenen Mitglieder sehen den letzten Hoffnungsschimmer am Horizont in der anstehenden Tournee im Rahmen des neuen Albums Smell the Glove. Allerdings steht auch dieser Akt der Rehabilitation unter keinem guten Zeichen: Das Plattencover sorgt für einen Skandal sondergleichen, den Songtexten wird purer Sexismus vorgeworfen und die niederschmetternden Kritiken anlässlich des vorherigen Albums "Shark Sandwich" beschränken sich auf die Umschreibung "Shit Sandwich". Von einer Krise kann folglich kaum noch die Rede sein: Spinal Tap haben den absoluten Tiefpunkt ihrer Karriere erreicht...

"This Is Spinal Tap" zeigt im Stile einer Dokumentation eine fiktive Hard-Rock-Band, die ihre besten Zeiten hinter sich hat und das irgendwie nicht so recht wahrhaben will. Das ist gleichzeitig authentisch und absurd und lässt die Grenzen zwischen Dokumentation und Fiktion verschwimmen. Rob Reiner Spielfilm-Regiedebüt schafft es, wie kaum ein anderer Film, auf täuschende Weise echt zu wirken. Durch eine glücklich gewählte Noname-Besetzung sowie das richtige Maß Improvisation gewinnt diese Fake-Dokumentation eine beachtliche Authentizität und ist gerade deshalb urkomisch. Denn die ganzen damals wie heute gängigen Klischees von Heavy Metal Bands werden kommentarlos dargestellt, als wäre es ernst gemeint, damit aber eigentlich durch den Kakao gezogen und dezent überspitzt. Raffiniert, wie hier die bekanntesten tragikomischen Absurditäten der Rockmusik von den 60ern bis zu den 80ern stimmig auf eine Band übertragen wurden.

Die Charaktere und ihre Äußerungen und Aktionen mögen zwar überspitzt sein, sind aber nie so übertrieben, dass es unglaubwürdig wäre (mal völlig abgesehen von dem Running Gag mit den explodierenden Drummern). "Spinal Tap" sind dabei nicht irgendeine Band: sie veröffentlichten schon 9 Jahre vor Metallica ein "Black Album" (wenn auch in ihrem Fall aus Zensurgründen), schrieben mit "Big Bottom" das wohl basslastigste Lied, das je veröffentlicht wurde, sie haben den wohl größten Mitglieder- (und speziell Drummer-)verschleiß überhaupt und sind die lauteste Band, die es gibt, denn ihre Verstärker gehen bis 11. Die Bandgeschichte, ihre Musik und ihr Erscheinungsbild ist dabei aus den verschiedensten bekannten Interpreten zusammengesetzt. Am auffälligsten sind natürlich die Parallelen zu den Beatles, doch Parallelen lassen sich jedoch auch zu zahlreichen anderen Bands dieser Zeit wie den Rolling Stones, den Animals oder The Who herstellen und was die Entwicklung der Band ab den 70ern, in denen sie sich dem Hard Rock und Heavy Metal zuwandten, betrifft, lassen sich eindeutige Inspirationen von den Schöpfern dieser Musik herleiten. Das optische Erscheinungsbild ist hingegen an die zur Entstehungszeit noch relativ jungen und angesagten Heavy und Glam Metal-Bands angelehnt. Eigentliche "Gags" sind darin wenige zu finden, dennoch gehört diese etwas andere Musikkomödie zu den gelungensten ihres Faches - vor allem für Zuschauer, die mit dieser Musik oder auch den 1980ern etwas anzufangen wissen. Eine persönliche Bindung zu der Thematik sollte man also auf jeden Fall mitbringen, ansonsten wird "This is Spinal Tap" einen weitestgehend kalt lassen. Erfüllt man jedoch die Voraussetzung, kann man eine glänzend gespielte, liebevolle Heavy-Metal-Persiflage, die zugleich Hommage ist, genießen. Diese Komödie ist ordentlich schrill, das aber mit Stil. Und rockige Musik gibt es obendrauf.

8/10

Quellen
Inhaltsangabe: Studiocanal

Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen