https://www.imdb.com/title/tt6966692/
Die USA im Jahr 1962: Dr. Don Shirley (Mahershala Ali) ist ein
begnadeter klassischer Pianist und geht auf eine Tournee, die ihn aus
dem verhältnismäßig aufgeklärten und toleranten New York bis in die
amerikanischen Südstaaten führt. Als Fahrer engagiert er den
Italo-Amerikaner Tony Lip (Viggo Mortensen), der sich bislang mit
Gelegenheitsjobs über Wasser gehalten und etwa als Türsteher gearbeitet
hat. Während der langen Fahrt, bei der sie sich am sogenannten Negro
Motorist Green Book orientieren, in dem die wenigen Unterkünfte und
Restaurants aufgelistet sind, in dem auch schwarze Gäste willkommen
sind, entwickelt sich langsam eine Freundschaft zwischen den beiden sehr
gegensätzlichen Männern.
Der Filmtitel bezieht sich auf "The Negro Motorist Green-Book" (Das Green-Buch für schwarze Autofahrer, nach dem Namen des Herausgebers Victor Hugo Green). Es war ein jährlich erscheinender Reiseführer für afroamerikanische Autofahrer, der von 1936 bis 1966 in den Vereinigten Staaten herausgegeben wurde. Der Reiseführer fand während der Ära der Jim-Crow-Gesetze bei der Planung einer Reise mit dem Auto durch die Vereinigten Staaten seine Verwendung. Die Jim-Crow-Gesetze beschrieben ein umfassendes System zur Aufrechterhaltung der Rassenhierarchie in allen Bereichen der Südstaaten. Die Rassendiskriminierung und finanzielle Schlechterstellung der schwarzen Bevölkerung bewirkten, dass sich zunächst wenige Schwarze ein Auto leisten konnten. Trotzdem erwarben Mitglieder der aufstrebenden afroamerikanischen Mittelklasse Autos - mutmaßlich auch, um der allgegenwärtigen Diskriminierung in öffentlichen Verkehrsmitteln zu entgehen. Schwarze Autofahrer sahen sich jedoch während ihrer Reisen verschiedenen Unannehmlichkeiten ausgesetzt. Tankstellen, Autowerkstätten, Ärzte und Hotels weigerten sich, ihnen ihre Dienste anzubieten. Es konnte sogar sein, dass Schwarze nach Sonnenuntergang aus der Stadt oder dem County verwiesen wurden. Victor Hugo Green, ein New Yorker Postangestellter, veröffentlichte in seinem Buch Namen und Anschriften von Institutionen, die bereit waren, Schwarze zu bedienen.
Die Story von "Green Book" spielt im Jahr 1962, als die Rassentrennung in den USA noch
Alltag war, besonders im Süden. Der italoamerikanische Türsteher Tony
nimmt etwas widerwillig den Posten als Chauffeur an und begleitet den schwarzen Konzertpianisten Dr. Donald Shirley auf
seiner Tour durch die Südstaaten. Künstler und Türsteher steigen in
einen mintgrünen Cadillac und fahren dorthin, wo Männer aus dem Norden
eigentlich nicht hinfahren sollten, weil der Ärger vorprogrammiert ist. Don Shirley, toll dargestellt von Mahershala Ali, ist kultiviert, gebildet und zu der damaligen Zeit eigentlich ein Ausgestoßener. Er fühlt sich weder zu den Schwarzen, die in dem Film hauptsächlich als Arbeiter dargestellt werden, noch zu den Weißen, die Ihm mit konsequenten Rassismus gegenübertreten gehörig. Tony Lip, ebenso toll dargestellt von Viggo Mortensen, ist ein unkultivierter, einfacher Mann, der seine Familie liebt und Fried Chicken. Während Tony Lip redet, wie ihm der Schnabel gewachsen ist, pflegt Don
Shirley eine elaborierte Ausdrucksweise. Damit ist nichts an "Green Book" wirklich überraschend. Doch auf
nette und sehr unterhaltsame Weise werden die Kategorien "Rasse" und "Klasse"
gegeneinander ausgespielt und die eine oder andere Szene, die sich schnell als absolut heuchlerisch offenbart, lässt den Zuschauer oft sprachlos werden. Am Anfang hat Tony in seinem Haus noch die Gläser in den Mülleimer geworfen, nachdem
zwei schwarze Handwerker daraus getrunken hatten. Am Ende freut er sich, wenn sein Freund Don an seinem Tisch Platz nimmt. Dass so eine Wandlung vom vorurteilsbehafteten Grobian zum freundlichen Nachbarn geschieht, erscheint etwas weit hergeholt und unter Umständen auch viel zu schnell. Doch eingepfercht auf engstem Raum in einem Auto - doch, ja, es ist durchaus vorstellbar. Warum auch nicht? Wenn es funktioniert. "Green Book" ist ein richtig guter Film, der dem Zuschauer sogar den einen oder anderen Schmunzler entlockt. Das Ende kommt erwartet, auch wenn man insgeheim auf einen Knalleffekt wartet. Der bleibt aus. Was auch nicht wirklich schlecht ist, denn nicht alle Geschichten benötigen dringend eine dramatische Wendung. Somit ist "Green Book" ein wirlich zufriedenstellender Streifen, eine Geschichte über Freundschaft und Entwicklung, Verstehen und Lernen und vor allem über das Miteinander, das Leben und ein eindrucksvoller Fingerzeig in Richtung derer, die auch heute, im Jahr 2020, immer noch nicht verstehen wollen.
9/10
Quellen:
Inhaltsangabe: Entertainment One
Textauszüge: Wikipedia
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