https://www.imdb.com/title/tt0096754/
Nach einem Zusammenstoß mit einem unbekannten Objekt sinkt das
amerikanische Atom-U-Boot USS Montana auf den Meeresgrund. Die Armee
schickt ein Team vier speziell ausgebildeter Navy Seals auf eine
Rettungsmission. Die Zeit drängt, da sich feindliche U-Boote auf dem Weg
zur Unglücksstelle befinden und ein Hurrikan aufzieht. Unter Führung
von Lieutenant Hiram Coffey (Michael Biehn) begibt sich das Team zusammen
mit der Ingenieurin Lindsey Brigman (Mary Elizabeth Mastrantonio) auf
eine unterseeische Bohrplattform, die für die Mission als Basis dienen
soll. Dabei kommt es jedoch nicht nur zu Konflikten mit Brigmans
geschiedenem Mann (Ed Harris), der die Plattform betreibt, auch die Navy
Seals haben Schwierigkeiten mit der Drucksituation umzugehen. Hinzu
kommt das Mysterium des unbekannten Objektes, das wieder auftaucht...
James Cameron weiß wie es ist, wenn das Meer langsam sein strahlendes
Blau verliert und das bedrohliche Tiefschwarz der Meeresgräben das
schummerige Scheinwerferlicht vollends verschlingt. Seine Begeisterung
für die Ozeanografie ist weitreichend bekannt, er selbst darf sich sogar
zu den wenigen Menschen zählen, die in das westpazifische
Challengertief im Marianengraben hinuntergetaucht sind - dem tiefsten
Punkt der Weltmeere, dem letzten unerschlossenen Territorium unseres
Planeten. Und selbstverständlich versteht auch James Cameron das Meer in
all seiner einschüchternden Anmut als transzendente Erfahrung. Der
Nachweis dafür lässt sich in seinem Film "The Abyss" erkennen, der
durchweg deutlich macht, welch inbrünstige Kräfte die maritimen Weiten
mit sich bringen, da ist der Druck auf den Ohren des Zuschauers über die
170-minütige Laufzeit der "Extended Version" eine Garantie.
Es war der letzte der groß angelegten Abenteuerfilme des Sommers 1989. James Cameron, der mit "Aliens" und "Terminator" bereits Kassenschlager in die Kinos brachte, zeigte nun sein nächstes Mammutprojekt, 'The Abyss''. Ein gigantisches Unterwasserabenteuer über Beziehungen, Tod, Atomkrieg und außerirdische Lebensformen. Und trotz des bis heute anhaltendes Hypes um diesen Film ist er letztlich mit wenigen Worten beschrieben: "E.T." unter Wasser. Und die wohl beste Art und Weise, diesen überwältigenden Abenteuer-Actionfilm zu genießen, ist es, sich ihm mit dem Hintergrundwissen, dass er spektakulär albern ist, zu ergeben - etwas, das der Autor und Regisseur James Cameron bis heute nicht zugibt. Glücklicherweise gleicht Cameron seine anspruchsvollen Themen mit leuchtenden Unterwasseraufnahmen, außergewöhnlichen Spezialeffekten und unzähligen Beinahe-Katastrophen aus. Aber ''The Abyss'' beweist auch, dass viele intensive, gleichzeitig ablaufende Plots manchmal weniger effektiv sind als ein scharf fokussiertes Ziel. Die Prämisse von 'The Abyss'' ist dabei etwas verworren und der Zuschauer braucht eine kleine Weile, um sich zurecht zu finden. Vielleicht macht das den Film aber auch so interessant. Ein hoch gepokertes Kalkül, welches allerdings ohne weitere Fragen aufgeht.
Der wirkliche Hauptdarsteller ist das Set-Desing. Die Optik ist bahnbrechend. Während die Figuren in das Wrack eintauchen oder in ihren kleinen Mini-U-Booten (wie Kisten auf Pontons, mit Sondierungsscheinwerfern) durch den dunklen Ozean fahren, scheint der gesamte Film von einem unheimlichen blauen Leuchten und einer Aura des Geheimnisvollen durchdrungen. "The Abyss" vermittelt
glaubwürdig die beklemmende Enge, Dunkelheit und Kälte der Tiefsee. Ein Großteil der Handlung wurde in einem Tank gedreht, der Millionen von Gallonen Wasser enthält, und Cameron vermittelt dem Zuschauer schnell das Gefühl, zusammen mit der Crew in einem unheilvollen, mächtigen und gleichwohl unergründlichen Meer zu schweben. Aber die Unterwasserfotografie wird nur eine weitere Kulisse, wenn irgendwann fremde Meeresbewohner in verschiedenen Formen auftauchen. Manchmal ist diese intelligente Lebensform ein glühender Ball aus violettem Licht, ein anderes Mal hat sie das aus "E.T." und "Unheimliche Begegnung der dritten Art" bekannte längliche Gesicht und erscheint von orchestraler Musik untermalt in der Szenerie. In seiner originellsten Form tritt es als eine riesige Schlange aus dem Meerwasser in die Station "Deepcore" ein und verwandelt sich in eine transparente Maske aus Lindseys Gesicht und dann in das von Bud. Und trotz aller weiteren spektakulären Unterwassereffekte ist diese computergenerierte Wasserschlange der verblüffendste (und zu dem Zeitpunkt sicher innovativste) Effekt. Er wurde die Blaupause des T-1000 in "Terminator 2".
Handwerklich ein Meisterwerk seiner Zeit, aber in der zweiten Hälfte
wird mir die Story zu langgezogen und kitschig. Der Überlebenskampf ist
plötzlich vergessen, stattdessen sind wieder alle Ressourcen frei um
waghalsige Stunts aller Art auszuführen und noch mehr kaputt zu machen. Die Story ist vor allem am Ende eher banal, aber Action, Darsteller und Musik stimmen, womit "The Abyss" prächtig zu unterhalten weiß. Aufgesetzt ist hingegen die etwas gar träumerische Alien-Romantik mit ihrer infantilen Aussage. James Cameron allerdings offenbart
nämlich in seinem harmonieheischenden Habitus eine überraschend rührselige Nähe
zum Kino des Steven Spielberg und lässt es sich sogar nicht nehmen, zur
plakativen Vermittlung pazifistischer Werten überzugehen, während "The
Abyss" im Kern eine Liebesgeschichte erzählt: Und die
Unter-Wasser-Tour-de-Force ist natürlich ein komfortabler
Austragungsort, um die zwischenmenschlichen Wogen der
krisengeschüttelten Partnerschaft nach und nach zu glätten. Es sind
indes seine formalen Attribute, die wirklich einnehmen, die
klaustrophobische Stimmung, die exquisit konzipierten Spannungsmomente,
in denen durchweg alles auf dem Spiel steht, und der überirdische
Überbau, der "The Abyss" einen flirrend-mystischen Anstrich verleiht.
Angesichts dieser Bilder ist man beinahe schon gewillt, darüber
hinwegzusehen, dass James Cameron der Emanzipation der Frau doch nicht
ganz über den Weg traut und sie lieber dem heldenhaften Schatten eines
Ed Harris unterwirft.
Aber über die alberne Überfrachtung des Films zu lachen, bedeutet, gegen Mr. Camerons humorlosen Versuch, Wunder und Angst zu erzeugen, anzukämpfen. Und das sollte man nicht tun. Wenn er seine Prämisse fallen lässt, treibt Cameron die Figuren gekonnt an den Rand des Todes. Aber er verliert sich an Überlängen und einem etwas zu kitschig-plastischen Ende.
Cameron ist kein großer Geschichtenerzähler, bietet dafür aber jedem
Zuschauer optisch brachiale Unterhaltung, mit Satire und
geradlinig-gnadenlosem Thrill. Hier findet er meiner Meinung nach nicht
die richtige Mischung und versinkt ein wenig selbst im Abgrund seiner
Fantasien. "The Abyss" ist Camerons wohl größter Film, aber nicht sein bester. Selbst wenn die "Extended Version" die "rundere" Fassung ist.
8/10
Quellen:
Inhaltsangabe: Twentieth Century Fox
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