https://www.imdb.com/title/tt8378126/
Als erfolgreiche Rechtsanwältin führt Anna (Trine Dyrholm) gemeinsam mit
dem Arzt Peter (Magnus Krepper) eine glückliche Ehe. So leben sie mit
ihren Töchtern zu viert in einem schönen Haus und haben in ihrem Leben
bisher alles erreicht, was erreicht werden konnte. Peter hat mit Gustav
(Gustav Lindh) noch einen Sohn aus seiner vorangegangenen Ehe und
beschließt, den 16-Jährigen bei sich aufzunehmen. Anna bemüht sich
redlich, dem störrischen Jugendlichen ein harmonisches Zuhause und
Familienleben zu bieten. Doch mit der Zeit empfindet sie nicht nur
Muttergefühle für ihn. Aus der Beziehung zwischen einer Stiefmutter und
ihrem Stiefsohn entwickelt sich eine handfeste Affäre, die sowohl Annas
Karriere als auch ihre Familie in Gefahr bringt...
Thematisch ein harter Stoff. Die dänischen Filmemacher haben es einfach raus, die menschlich unangenehmsten und moralisch verwerflichsten Dinge auf eine perfide Art und Weise, genüsslich und ohne jegliches Mitleid zu sezieren. In dem eiskalten Filmdrama mit Thrillerelementen geht es um eine zweifache Mutter, Anna, Rechtsanwältin und Vorkämpferin für die Rechte Missbrauchter, die - trotz eigener Zwillingstöchter und wohlsituierten Lebens-/Liebeslage - eine Affäre mit ihrem minderjährigen
Stiefsohn beginnt. Dass da also doch etwas ist, was in der Familie nicht so ganz stimmen kann, offenbart sich dem Zuschauer so schon recht früh. Da ist zum einen die mit kargen Worten fast schon beiläufig erwähnte, zerüttete Beziehung zur Mutter von Anna, die später nie wieder zur Sprache kommt. Auf der anderen Seite spielen wohl Annas Mandanten eine Rolle, die durch deren verhandeltes Fehlverhalten eine gewisse Sicht auf"die andere Seite"und so evtl. einen gewissen Reiz versprühen. Regisseur May el-Toukhy lässt sich Zeit und steuert ihren Film langsam auf die Katastrophe zu. In einer sehr expliziten Szene, die
letztendlich alles Weitere ins Rollen bringt, liegt alles. In
dieser Szene wird nicht geredet und doch alles gesagt. Für
Mainstream-Kino ist das schon hart an der Grenze.
"Droningen"/"Königin" ist
schon da alles andere als gefällig, überzeugt aber durch eine starke Trine
Dyrholm und eine kühle, sorgfältige Inszenierung, die mehr mit Bildern als mit Worten
erzählt. Es ist ein Familiendrama mit Anklängen an den Film noir. Dyrholm
brilliert in der Rolle einer zutiefst narzisstisch veranlagten Frau. So subtil in vielen Einstellungen vorgegangen wird, so plakativ kommen
manch andere Dinge herüber. Dennoch sind die Bilder exquisit und die Leistungen
der beiden Hauptprotagonisten grandios. Diese Tanzszene von Trine
Dyrholm ist umwerfend gut gespielt. Ihre Versuche diese Affäre auch im
Bekanntenkreis unter Verschluss zu halten, diese Angst, das etwas ans
Tageslicht kommt, ist unglaublich überzeugend. Gustav Lindh wirkt nicht ganz wie ein 16 oder 17-jähriger, dies könnte man dem Film unter Umständen als kleines Manko ankreiden. Aber wie er sich dieser Affäre hingibt, lässt
dieses kleine Manko vergessen. Als er am Ende weinend vor dem Haus
seines Vaters zusammenbricht ist unglaublich erschütternd. Denn in dieser Szenen ist er ganz plötzlich wieder
ein kleiner Junge - und dies wirkt unglaublich eindringlich.
Am Ende überlässt die Regisseurin einiges dem Zuschauer. Überhaupt gibt
es einige Andeutungen, die am Ende nicht ganz bestätigt oder sogar gänzlich
offen gelassen wurden. Das macht diesen Film am Ende aber nur noch
stärker. Übrigens trifft der Begriff "Erotikdrama" nicht in voller Gänze zu. Im gegenteil - dies ist eher eine Abwertung, denn "Königin" ist viel,
viel mehr und lässt sich nicht einfach in keine Schublade einordnen. Und "königin" geht dabei ganz schön unter die Haut.
8,5/10
Quellen:
Inhaltsangabe: EuroVideo
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