http://www.imdb.com/title/tt0120681/
Im Arbeiterviertel Londons wird 1888 eine
Prostituierte ermordet und ausgeweidet. Für Sergeant Godley (Robbie
Coltrane) kommt nur ein Mann infrage, den Fall zu lösen: Inspektor
Abberline (Johnny Depp). Nachdem man ihn aus der Opiumhölle gezerrt hat,
schaltet er seinen analytischen Verstand ein. Für Abberline steht fest,
dass "Jack" nur der britischen Oberschicht entstammen kann, verfügt er
doch offenbar über ausgeprägte anatomische Kenntnisse. Als wieder Blut
durch Londons Straßen fließt, gerät der kluge Ermittler in Zeitnot. Es
macht die Sache nicht einfacher, dass sein Gegenspieler Verbündete unter
den Mächtigen des Landes hat...
Von den zahllosen Filmen die "Jack The Ripper" thematisieren ist der hier
von den Hughes Brothers der Gelungenste - und zwar aus zwei
Gründen: sie begegnen dem bisher nicht aufgeklärten und wahrscheinlich
nie aufzuklärendem Kriminalfall mit der richtigen Einstellung. Der Film
bleibt bewusst so unklar wie nötig und doch so genau wie möglich. Dabei
greift er mehrere in der Kriminalistik dieses Falles auftretende
Deutungen auf. Es werden die üblichen Verdächtigen benannt: die
Gangster, die die Nutten kontrollieren, der königliche Leibarzt (Ian
Holm), die Freimaurer, bis hin zu einem Mitglied der Royals. Auch
rassistische Äußerungen, die einen Juden als Täter vermuten, werden kurz
in Betracht gezogen. Und damit liefern die Hughes Brothers einen atmosphärisch dichten
und gut anzusehenden Thriller ab. Obgleich der Plot im Wesentlichen ein eher überschaubares Etwas ist,
und dem Hörensagen nach bei Weitem nicht das volle Potential von Moores
zugrundeliegender Graphic Novel ausschöpft, so erreicht er doch, den
Zuschauer bei der Stange zu halten: Wo "Jack The Ripper" draufsteht, ist
eben auch "Jack The Ripper" drin.
Ins Schlingern gerät der Erzählfluss vorallem dann, wenn der Film
sein angestammtes Genre - das des historischen Slashers - verlassen
will, und versucht, seinen Figuren durch Fieberphantasien und Flashbacks
mehr an Hintergrund zu geben, als wirklich nötig wäre. Dies mag dem
600 Seiten starken Urstoff Tiefe verleihen, im Film ist es eher
störendes Beiwerk, welches durch seinen schnellen Schnitt und diversen
grafischen Spielereien eine unschöne Penetranz enwickelt und dem
Zuschauer einiges an Geduld abverlangt. Unter Umständen hätte hier das
vollständige Bekenntnis zur Eindimensionalität der Figuren, etwaigem
Leerlauf entgegengewirkt.
Aber dass man sich auf eine Graphic Novel stützt, muss ja kein Nachteil
sein. Man merkt es am glutroten Londoner Himmel oder am blutroten
Beefsteak. So entsteht eine düstere
Atmosphäre von Englands Hauptstadt Ende des 19. Jahrhunderts, in der Mr. Abbeline (Johnny Depp), der opiumsüchtige, Absinth-
trinkende Inspektor ermittelt. Das passt ebenso ins ungewöhnliche Bild,
wie seine Liebe zur Hure Mary Kelly (Heather Graham). Und über allen
schwebt, trotz seiner Körperfülle, Sergeant Godley als Mädchen für
alles, vor allem für die Komik zuständig. Selbst das Ende ist sonderbar
gelungen. Die wirklichen Stärken von "From Hell"
liegen in seiner düster-melancholischen Inszenierung, die es beizeiten
wirklich schafft, aufs Gemüt zu schlagen.
Trotzdem: dem Eindruck, man sehe gerade eine Burton'sche Blaupause,
die sich optisch zwischen "Sleepy Hollow" und dem später erschienenen
"Sweeney Todd: The Demon Barber Of Fleet Street" bewegt, können die beiden Regisseure zu selten etwas
entgegensetzen. Depps Leistung trägt zwar - trotz sichtbarer
Unterforderung - auch diesen Film zu großen Teilen alleine, aber auch er
muss sich den Vorwurf gefallen lassen, in seiner Rolle im Wesentlichen
Versatzstücke seiner "Sleepy Hollow"- und "The Ninth Gate"-Charaktere zu
repetieren. Gut gemacht, spannend, stimmungsvoll und allumfassend in der Sehweise.
8/10
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