Eine junge Familie ist in eine neue Wohnung an den Stadtrand gezogen. Doch während das Kindermädchen (Svetlana Ustinova), das die Mutter für ihre neugeborene Tochter engagierte, bei den kleinen Kindern schnell an Vertrauen gewann, spricht der ältere Sohn, Egor (Oleg Chugunov), eines Tages das merkwürdige Verhalten der Nanny an. Bei seinen Eltern stößt er damit allerdings auf taube Ohren. Der Vater installiert Videokameras, doch auch die zeigen keine Auffälligkeiten – alles in Ordnung. Als Egor eines Tages von der Schule nach Hause kommt, kann er aber weder seine kleine Schwester noch das Kindermädchen antreffen. Die Eltern befinden sich in einem merkwürdigen Trancezustand und erinnern sich noch nicht einmal daran, dass sie noch eine Tochter hatten. Kurzerhand macht sich Egor mit seinen Freunden auf die Suche nach den Beiden. Und schon bald stellt sich heraus, dass hinter dem geheimnisvollen Kindermädchen ein uralter Dämon steckt...
Der Regisseur Svyatoslas Podgaevskiy ("The Mermaid") bedient sich bei seinem aktuellen Film der bekannten, aus der slawischen Mythologie entsammenden Baba Jaga. Bei oberflächlicher Betrachtung ähnelt die Baba Jaga der westeuropäischen Hexe. Baba Jaga wird deshalb auch oft als Hüterin der Wasser des Lebens und des Todes bezeichnet. Das moderne Sichtbild (nach der Christianisierung der Slawen) bezieht sich mehr auf den europäischen Begriff "Hexe" (Krautfrau, Heilerin mit Zauberkräften). In dieser Sichtweise taucht sie auch in den meisten von den Sammlern im 19. Jahrhundert festgehaltenen Märchen auf, als durchweg bösartige Gestalt.
Aus diesem Ausgangsmaterial hätte man durchaus ein böses Horrormärchen der Moderne machen können, doch leider verlässt sich Podgaevskiy einmal zu oft auf den inflationären Einsatz von Jumpscares, wie man sie aus "Annabelle" oder "The Nun" kennt. Dem FIlmfan kann man mit solchen Tricks schon längst nicht mehr aus der Reserve locken, geschweigen denn gruseln. Zwar ist die Idee, die Moderne mit der Historie zu verweben gut gewählt, dch leider stimmen selten Übergänge, Timing oder gar ein strukturierter Aufbau. "Baba Yaga" bietet zwar eine qualitativ hochwertige Optik und durchaus auch solide
Kameraarbeit, jedoch keine überzeugende inszenatorische Qualität, um den
Film aus dem üblichen Einheitsbrei hervorzuheben. Damit krankt die Verfilmung "Baba Yaga" an vielen Stellen, sei es die inkohärente Inszenierung oder die verschenkten Motive der Mythologie und letztlich zerfällt die Geschichte sogar in zwei Teile. Podgaevskiy und seine Drehbuchautor*innen können die Faszination der Mythologie zu keinem Zeitpunkt glaubhaft auf die Leinwand transportieren. Sei es der düstere Wald abseits der menschlichen Lebenswelt, an den Baba Jaga wie auch in den alten Legenden gebunden ist und den sie nur unter bestimmten Voraussetzungen verlassen kann oder das mit der Hexe verknüpfte Motiv der Vergessenheit, das vollständig in den Hintergrund gedrängt wird, obwohl Schmerz und Trauer mit der todbringenden Hexe durchaus harmonisieren würden. "Baba Yaga" wird dadurch zu einem austauschbaren Dämonen-Verschnitt, ein simples Mittel zum Zweck.
"Baba Yaga" ist unterm Strich der völlig verschenkte Versuch, einer uralten Legende einen würdigen Platz im Horrorfilmgenre einzuräumen. Denn trotz ein paar guter Ideen lassen die losen Handlungsstränge und das schwache Ende nie wirklich Spannung aufkommen. Die Inszenierung ist zu flach für greifbare, kreative Neuerungen und plätschert belanglos vor sich hin.
4,5/10
Quellen:
Inhaltsangabe: Capelight Pictures
Textauszüge: Wikipedia
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