Es ist die Geburt eines neuen Helden: Sancaka (Abimana Aryastya) wächst unter harten Bedingungen und umgeben von brutalen Gangs in den Straßen Jakartas, der Hauptstadt Indonesiens, auf. Sein Vater wurde bereits ermordet und seine Mutter hat ihn einst verlassen. Und so streift er alleine und möglichst ungesehen durch die Gossen, während er seine Kampfkünste perfektioniert. Doch in ihm erwacht bald der unbedingte Drang, sich Ungerechtigkeiten entgegenzustellen. Denn die Großstadt sieht sich mit einer gefährlichen Bedrohung konfrontiert. Ein Mafiaboss will mit seiner Gefolgschaft aus Spitzenkämpfern die Macht der Millionenmtropole an sich reißen. Daraufhin erhebt sich Sancaka in Form des maskierten Gundala. Fortan steht er den Menschen zur Seite und nimmt es mit den brutalen Kriminellen auf...
Wenn man an Superhelden und Comics denkt, dann entsinnt man sich in erster Linie an eher westliche Charaktere und natürlich die beiden großen Publisher, MARVEL und DC Comics. Doch wendet man seinen Blick mal in die andere Richtung, dann entdeckt man auch hier Verlage, die seit Jahrzehnten am Markt ihre Comics vertreiben, mit ähnlich großem Erfolg wie die Konkurrenz aus den Vereinigten Staaten. Einer davon ist der indonesische Comic-Verlag "Bumi Langit", der bisher über 500 Superhelden beheimatet. Genügend Stoff also, um es den großen US-Vorbildern gleich zu machen und ein eigenes Cinematic Univers aufzubauen. Das BumiLangit Cinematic Universe. Die erste Verfilmung trägt den namen des Helden "Gundala", der 1969 seinen ersten Auftritt in den Comics hatte und dessen Origin nun über die Leinwände flimmert.
Mit Hilfe von Blitzen erlangt "Gundala" besondere Stärke und stellt sich so gegen die zunehmende Korruption und den Ganster-Boss Pengkor. Doch der Weg zum Helden ist lang und steinig und so verfolgt man seine Geschichte von Kindesbeinen an. In den Straßen von Jakarta beginnt dieser Weg und bietet so allein schon vom Setting her einen ganz eigenen Stil. So wirkt "Gundala" anfangs schon fast wie ein Drama im Stile von "Lion" oder "Slumdog Millionaire". Der Auftakt ist durchaus solide, inhaltlich zwar nicht wirlich neu, jedoch stimmungsvoll bebildert. Generell wird ausreichend Exposition betrieben. Sowohl für Sancaka, seinem Alter Ego Gundala, als auch der Welt und Hintergrundgeschichte des Comic-Universums. Denn "Gundala" ist ganz klar der Auftakt eines Cinematic Universe, welches aktuell sieben Filme in der Entwicklung hat. "Gundala" überzeugt vor allem inhaltlich mit seiner gut eingearbeiteten Sozialkritik. Doch liegt diese Stärke nicht nur in seinen Subplots. "Gundala" glänzt darüber hinaus auch mit vielen starken Kampfchoreografien, die in Inszenierung und Ausführung richtig stark sind und das große Hollywood mal nebenbei übertrumpft. Die Kämpfe hier sind deutlich körperlicher als bei der US-Konkurrenz, kommen aber gegen die reinen Actionfilme der Landsmänner nicht an. Und wie es sich für ein vernünftiges Comic-Cinematic-Universe gehört, ist auch die nötige Prise Humor vorhanden, welche aber zum Glück nicht die Auswüchse seiner US-Vorbilder nimmt. Dennoch sind diese Auflockerungen in der teilweise arg verkopften Handlung, die zudem sehr viele Namen nennt, sehr willkommen.Diese Kopflastigkeit ist wichtig, aber leider auch etwas ermüdend. Und ermüdend kann mitunter sogar das Setting werden, welches mit seinen extremen Farbfiltern wenig Abwechslung, dafür aber viel Atmosphäre bietet. Angereichert wird diese dreckige und unverbrauchte Welt mit überschaubaren Computer-Effekten. Das Budget ist niedrig, die Leidenschaft dafür umso höher. Das merkt man "Gundala" in jeder Sekunde an. Regisseur Joko Anwar kreiert damit allein eine optisch souveräne Erfahrung und übertritt teilweise Grenzen, die sich die US-Vorbilder nicht trauen zu tangieren. Zudem wirken einige wenige Abschnitte im Film etwas holprig, auch wenn sich sichtlich Mühe gegeben wurde, Übergänge, wie beispielsweise der Weg vom Jungen zum Mann, fließend darzustellen. Der Film verliert immer wieder seinen surrealen Duktus und wird zu einer zunehmend stakkatoartig erzählten, langatmigen Superheldenstory mit asiatischen Eigenarten."Gundala" macht vieles richtig, aber auch vieles falsch und bietet letztendlich nicht genug, um in dem überlaufenen Markt eine reelle Chance zu haben. Das ist durchaus schade, denn die Zutaten sind in diesem charmanten, aber auch verkopften Auftakt eines frischen und hochinteressanten Cinematic Universe Made In Indonesia durchaus zu finden.7/10
Quellen:
Inhaltsangabe: Koch Films
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