http://www.imdb.com/title/tt0454876/
Pi Patel (Suraj Sharma) ist der Sohn eines indischen Zoodirektors und
begleitet seine Eltern auf einem Ozeandampfer, auf dem auch die Tiere
des Tierparks untergebracht sind. Die Familie will samt Zoo nach Amerika
auswandern. Während der Reise geraten sie in einen Sturm, in dem das
Schiff kentert. Seitdem treibt Pi auf einem Rettungsboot mitten auf dem
Ozean dahin. Er hat Schiffbruch erlitten und der einzige Mitüberlebende,
mit dem er sich das Rettungsboot teilen muss, ist ein gefährlicher
bengalischer Tiger namens Richard Parker. Auf wundersame Weise baut Pi
eine unerwartete Verbindung zu dem angsteinflößenden Tier auf und muss
seinen gesamten Einfallsreichtum und Mut aufwenden, um Richard Parker zu
dressieren und sie beide zu retten. In den 227 Tagen, die der Teenager
auf hoher See verweilen muss, stehen ihm einige schicksalhafte Abenteuer
und Erlebnisse bevor ...
Nie im Leben hätte ich mir träumen lassen, dass mich dieser Film so
faszinierend könnte, zu allergisch reagiere ich auf "Religion aus der
Dose" - was die Trailer durchaus vermuten liessen. Aber Regisseur Ang
Lee ist ein Meister seines Fachs. Erneut gelingt es ihm hier, große,
wichtige, aber auch schwierige Thematiken mit der ihm eigenen
Bodenständigkeit zu verpacken, ohne bei der teils atemberaubenden
Schönheit seiner Bilder stehen zu bleiben
- ganz im Gegenteil. Die Suche nach Glaube und Gott findet Gestalt in
einer wunderschönen und faszinierenden Abenteuererzählung, die so
bedrückend und anmutig gleichermaßen ist, dass man sie einfach für wahr
hinnehmen und nicht als Märchen abtun möchte - bei wem dieser
unglaubliche Effekt ebenso eintritt, der wird Pis Einlassungen über
Religiosität, Freundschaft, die Eigenarten der Natur und den Schmerz des
Loslassens als ungemein plastisch und nah empfinden und sich später,
weg vom Bildschirm, vielleicht fragen, wie dies bei aller Bildgewalt
überhaupt möglich sein konnte. Ang lee schafft es einfach, kleine
Momente zu feiern, anstatt sie zu entwerten oder gar gleichgültig
abzutun.
"Life Of Pi: Schiffbruch mit Tiger" ist in seinen
besten Momenten urgewaltiges Abenteuerkino, das den Kampf Mensch gegen
Natur mit wunderschönen Bildern zu betonen weiß und dabei nicht den
Spannungsbogen außer Acht lässt. Nach einem angemessen langen Einstieg
in die Welt der Figur Pi, feuert der Film schon aus vollen Rohren. Der
Schiffsuntergang gehört wohl zum inszenatorisch besten aller zeiten, so
kann man beinahe die schäumende Gischt schmecken, die auf das Deck das
Frachters kracht. Zusammen mit dem gelungenen 3D- Effekt steigert sich
die Spannung beinahe ins Unermessliche.
Ganz besonders gelungen
ist das "Zusammenspiel" zwischen Pi und dem Tiger. Sobald beide
miteinander zu tun haben, entfaltet "Life Of Pi" ungeheure Dramatik,
Wucht und Spannung. Der bengalische Tiger ist so dermaßen echt, dass ich
nicht sagen könnte, welche Szene getrickst war und welche nicht.
Insgesamt bewegt sich der Film auf hohem technischem Niveau und so stört
es kein bisschen, dass manche Fischanimationen deutlich als solche zu
erkennen ist und es stört die Atmosphäre des Films kein bisschen.
Einziger Kritikpunkt, der den Film die Höchstwertung verwehrt, ist aber
auch die Rolle der zuvor angesprochenen Religionen im Film: da hat man
schon eine Hauptfigur, die zufälligerweise drei Weltreligionen folgt
(dies wird sogar ausführlich beschrieben), daraus gemacht wird jedoch
nichts oder nicht viel. Dadurch geht ein Quentchen an Tiefe verloren.
Wett gemacht wird dies durch die glänzende One-Man-Show des Suraj
Sharma, der die Hauptfigur Pi spielt und der vor allem gegen Ende
schauspielerisch zu beeindrucken weiß. "Life Of Pi" ist mit seinen
fantastischen Bilderwelten, seiner Geschichte um Überleben und
Über-Sich-Hinauswachsen und dem 3D-Effekt einfach grandioses Kino, ein
Abenteuer, das einen gefangen nimmt und die folgenden zwei Stunden nicht
mehr loslässt. Garantiert.
9/10
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