Montag, 29. April 2013

Life Of Pi - Life Of Pi: Schiffbruch mit Tiger (2012)

http://www.imdb.com/title/tt0454876/

Pi Patel (Suraj Sharma) ist der Sohn eines indischen Zoodirektors und begleitet seine Eltern auf einem Ozeandampfer, auf dem auch die Tiere des Tierparks untergebracht sind. Die Familie will samt Zoo nach Amerika auswandern. Während der Reise geraten sie in einen Sturm, in dem das Schiff kentert. Seitdem treibt Pi auf einem Rettungsboot mitten auf dem Ozean dahin. Er hat Schiffbruch erlitten und der einzige Mitüberlebende, mit dem er sich das Rettungsboot teilen muss, ist ein gefährlicher bengalischer Tiger namens Richard Parker. Auf wundersame Weise baut Pi eine unerwartete Verbindung zu dem angsteinflößenden Tier auf und muss seinen gesamten Einfallsreichtum und Mut aufwenden, um Richard Parker zu dressieren und sie beide zu retten. In den 227 Tagen, die der Teenager auf hoher See verweilen muss, stehen ihm einige schicksalhafte Abenteuer und Erlebnisse bevor ... 

Nie im Leben hätte ich mir träumen lassen, dass mich dieser Film so faszinierend könnte, zu allergisch reagiere ich auf "Religion aus der Dose" - was die Trailer durchaus vermuten liessen. Aber Regisseur Ang Lee ist ein Meister seines Fachs. Erneut gelingt es ihm hier, große, wichtige, aber auch schwierige Thematiken mit der ihm eigenen Bodenständigkeit zu verpacken, ohne bei der teils atemberaubenden Schönheit seiner Bilder stehen zu bleiben - ganz im Gegenteil. Die Suche nach Glaube und Gott findet Gestalt in einer wunderschönen und faszinierenden Abenteuererzählung, die so bedrückend und anmutig gleichermaßen ist, dass man sie einfach für wahr hinnehmen und nicht als Märchen abtun möchte - bei wem dieser unglaubliche Effekt ebenso eintritt, der wird Pis Einlassungen über Religiosität, Freundschaft, die Eigenarten der Natur und den Schmerz des Loslassens als ungemein plastisch und nah empfinden und sich später, weg vom Bildschirm, vielleicht fragen, wie dies bei aller Bildgewalt überhaupt möglich sein konnte. Ang lee schafft es einfach, kleine Momente zu feiern, anstatt sie zu entwerten oder gar gleichgültig abzutun. 


"Life Of Pi: Schiffbruch mit Tiger" ist in seinen besten Momenten urgewaltiges Abenteuerkino, das den Kampf Mensch gegen Natur mit wunderschönen Bildern zu betonen weiß und dabei nicht den Spannungsbogen außer Acht lässt. Nach einem angemessen langen Einstieg in die Welt der Figur Pi, feuert der Film schon aus vollen Rohren. Der Schiffsuntergang gehört wohl zum inszenatorisch besten aller zeiten, so kann man beinahe die schäumende Gischt schmecken, die auf das Deck das Frachters kracht. Zusammen mit dem gelungenen 3D- Effekt steigert sich die Spannung beinahe ins Unermessliche.

Ganz besonders gelungen ist das "Zusammenspiel" zwischen Pi und dem Tiger. Sobald beide miteinander zu tun haben, entfaltet "Life Of Pi" ungeheure Dramatik, Wucht und Spannung. Der bengalische Tiger ist so dermaßen echt, dass ich nicht sagen könnte, welche Szene getrickst war und welche nicht. Insgesamt bewegt sich der Film auf hohem technischem Niveau und so stört es kein bisschen, dass manche Fischanimationen deutlich als solche zu erkennen ist und es stört die Atmosphäre des Films kein bisschen.
 


Einziger Kritikpunkt, der den Film die Höchstwertung verwehrt, ist aber auch die Rolle der zuvor angesprochenen Religionen im Film: da hat man schon eine Hauptfigur, die zufälligerweise drei Weltreligionen folgt (dies wird sogar ausführlich beschrieben), daraus gemacht wird jedoch nichts oder nicht viel. Dadurch geht ein Quentchen an Tiefe verloren. Wett gemacht wird dies durch die glänzende One-Man-Show des Suraj Sharma, der die Hauptfigur Pi spielt und der vor allem gegen Ende schauspielerisch zu beeindrucken weiß. "Life Of Pi" ist mit seinen fantastischen Bilderwelten, seiner Geschichte um Überleben und Über-Sich-Hinauswachsen und dem 3D-Effekt einfach grandioses Kino, ein Abenteuer, das einen gefangen nimmt und die folgenden zwei Stunden nicht mehr loslässt. Garantiert. 

9/10

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