Sonntag, 10. Januar 2021

To Live And Die In L.A. - Leben und sterben in L.A. (1985)

https://www.imdb.com/title/tt0090180/

Secret-Service-Agent Jim Hart hat keine Gelegenheit mehr, seinen wohlverdienten Ruhestand zu genießen: Zwei Tage vor seiner Pensionierung wird er kaltblütig erschossen. Als sein langjähriger Freund und Partner Richard Chance (William L. Petersen) ihn tot in einem Müllbehälter auffindet, schwört er Rache. Wie besessen macht er sich auf die Jagd nach dem niederträchtigen Geldfälscher Eric Masters (Willem Dafoe), den er für den Mord an seinem Kollegen verantwortlich macht. Sein erbitterter Feldzug führt Chance schnell an die Grenzen der Legalität – und so greifen er und sein neuer Partner John Vukovich (John Pankow) mehr und mehr zu den blutigen und korrupten Methoden, die sie eigentlich tagtäglich bekämpfen. 

"Leben und Sterben in LA" merkt man vond er ersten Sekunde seinen Entstehungszeitpunkt an. Deshalb könnte er aus heutiger Sicht leicht angestaubt wirken. Und dennoch zeugt der Film von einer inhaltlich zeitlosen Dimension. Es handelt sich hierbei nämlich um einen der "guten alten Filme", die sich wohl auch nur mit diesen Adjektiven beschrieben lassen: Ein Polizei-Krimi, in dem der Tod eines Partners aufgeklärt werden soll, wobei sich der junge, attraktive, selbstherrliche und überambitionierte Cop Richard Chance (William L. Petersen) nicht nur mit den falschen anzulegen scheint, sondern auch das Gesetz aus der Hand legt, die rechtliche und moralische Linie übertritt und sich auf der Suche nach Rache und Gerechtigkeit verirrt. Los Angeles, die Stadt der Engel, die Stadt des Glanzes, der Attraktivität, der Popkultur. Selten erschien der Spitzname der Metropole derart zynisch behaftet wie hier. Die Stadt der Engel, sie ist dunkel und zu heiß geworden. Die Sonne ist weg, aber die Luft hat noch 40 Grad. Die schwüle Hitze drückt auf das Gemüt, nimmt einem die Lust am Wachsein und die Fähigkeit, einigermaßen klare Gedanken zu fassen. 

William Friedkin nutzt dieses Setting, um das Monster des Menschen zu entblößen. Er schickt den Protagonisten Richard in eine Welt, in der es nicht einmal mehr wirklich Grauzonen zu geben scheint, sondern nur den Unterschied zwischen wund- und blutrot. Entweder man verbrennt sich, oder man geht drauf. Der Ort ist oft in dunkelrotes glutheißes Licht getaucht, das jegliche Moral verdorren lässt. In den tiefsten Gebäuden der reichen aber moralisch verdreckten Menschen finden wir uns hier wieder, wo die Häuser keine Fenster, aber allerlei Waffen vorweisen können und nicht einmal mehr der Regen den Dreck wegwaschen kann. Nur das Blut, welches der Film in seinen über die Laufzeit gut verteilten und recht expliziten Gewaltspitzen ordentlich spritzen lässt. In diesen Unterkünften hat die Außenwelt, haben das Recht, das Gesetz und das Richtige keinerlei Wert und keinerlei Kombinationsmöglichkeit. Man muss sich entscheiden, Gesetz oder Vorteil? Oft (für die Protagonisten) keine leichte Entscheidung. 

Friedkin inszenierte im Jahr 1985 mit "Leben und Sterben in LA" einen Thriller, der aufgrund seiner Optik, Akustik und Gestik die 80er aus jeder Pore dampfen lässt und schafft dank der großartigen Verbindung von Form und Substanz einen Cop-Krimi der oberen Liga. Knalliger Synthesizersound und ein Vorspann in grellen Neonfarben - das hat einen tollen Retrocharme, ohne zu albern zu wirken. Der Glaube an das Recht wird hier zur Obsession, die Obsession zum radikalisierten und ziellosen Krieg voller Schüsse, von denen die meisten ihr Ziel verfehlen und als Querschläger gegen einen selbst gerichtet zurückkommen. Ein Film wie ein Rennen, das sich pro gelaufenem Meter um zwei Meter verlängert - und an dessen einzig möglichem Ende das menschliche Versagen steht. Richtig stark.

7,5/10

Von CAPELIGHT PICTURES erschien der Film hierzulande in einem tollen Mediabook:
 

Quellen
Inhaltsangabe: Capelight
Poster/Artwork
Capelight

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