Samstag, 30. Januar 2021

Alfie - Der Verführer läßt schön grüßen (1966)

https://www.imdb.com/title/tt0060086/

Alfie (Michael Caine) ist ein Frauenheld und Playboy durch und durch. Er genießt das Leben in den 1960er Jahren, unterhält nur lockere Beziehungen zu Frauen und vermeidet jegliche Verantwortung. Als eine Bettgeschichte von ihm schwanger wird, kann er sich durchaus mit dem Vatersein anfreunden, eine feste Beziehung will er aber dennoch nicht. Auch eine Tuberkuloseerkrankung, wegen der er sechs Monate in ein Sanatorium muss, ändert seine Lebenseinstellung nicht. Zu spät erkennt er, dass nicht alle Entscheidungen seines Lebens die richtigen waren...

"Alfie" wird irgendwie fälschlicherweise als Komödie eingestuft, viel eher ist dieser zynische Blick auf den weiberverschlingenden Mann eine derbe Satire mit dramatischem Einschlag. Die filmische Adaption von Bill Naughtons Theaterstück präsentiert einen selbstsüchtigen Schürzenjäger, für den Frauen als reine Befriedigung eigener Gelüste dienen. Alfie unterhält eine Reihe von Verhältnissen, über die er den Zuschauern auch als Erzähler der Geschichte freizügig berichtet. Er spricht direkt in die Kamera und gibt dem Zuseher sogar eine Art Anleitung, wie man mit dem anderen, dem weiblichen Geschlecht umgeht. Somit avanciert der Zuschauer, vielleicht auch ungewollt, zu Alfies Komplizen. Wie kein Zweiter verkörperte der Michael Caine der 60er gleichzeitig Gefahr und Sex. Er war die richtige Wahl für die Rolle. Er strahlt mit seinen grossen hellen Augen und seinen langen Wimpern den Schlafzimmerblick schlechthin aus. Sein machohaftes Verhalten, stets nur dem Selbstzweck dienlich, mündet aber letztlich in einer moralischen Kiste: Wäre Alfie letztlich nicht glücklicher geworden mit nur einer Frau und ein paar Kindern? Die Frage wird nicht beantwortet. 

Die meisten Frauen und Männern in den 60ern nahmen aber etwas ganz anderes mit: Caine repräsentierte eine Männer-Phantasie der Zeit. Er ist ein Frauenmagnet mit dickem Auto (obwohl er nicht wohlhabend, sondern der Arbeiter-Klasse zuzuordnen ist), Charme und einem großen Repertoire an Sprüchen. "Alfie" stellte so etwas wie die erste Studie männlichen Verhaltens dar: Immer noch wird er bewundert für seine Gehässigkeit und fehlende Moral. War das dem Autor überhaupt bewusst? Was war seine Intention? Fragen, die keiner Antwort gewürdigt werden. Alfie ist eine Figur, wie sie heute im Kino nicht mehr möglich wäre. Zum Glück, mag man denken, wenn man diese Charakterstudie gesehen hat. Leider mangelt es dieser Geschichte aber auch an Tiefgründigkeit, sodass alles eher oberflächlich bleibt, in etwa so, als würde der Nachbar beim Stammtisch über seine "Weibergeschichten" erzählen. Trotzdem ist der 1966er Streifen sehr sehenswert und, sofern man die kontextliche Einordnung in die Zeit der Erzählung beherrscht, auch streckenweise amüsant.

8/10

Quellen:
Inhaltsangabe: Paramount Pictures

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