Freitag, 22. Januar 2021

It's A Wonderful Life - Ist das Leben nicht schön? (1946)

https://www.imdb.com/title/tt0038650/

George Bailey (James Stewart) hat sein ganzes Leben in Bedford Falls verbracht. Er hat sich immer vorgenommen zu reisen, hatte aber nie die Gelegenheit dazu. Nach dem Tod seines Vaters muss er das Darlehen-Unternehmen seiner Familie übernehmen. Am Weihnachtsabend 1945 verliert sein Onkel Billy (Thomas Mitchell) 8.000 Dollar auf dem Weg zur Bank. Der nach Macht strebende Mr. Potter (Lionel Barrymore) findet das Geld und versteckt es. Als das angebliche Unterschlagen des Geldes von der Bank bemerkt wird, muss George feststellen, dass er dafür ins Gefängnis gehen muss. In seinem Frust glaubt er, dass die Welt ohne ihn besser wäre und fasst den Entschluss sich umzubringen. Im richtigen Moment kommt der Engel Clarence (Henry Travers) auf die Erde und zeigt George, was er für eine wichtige Rolle im Leben der Bewohner von Bedford Falls spielt...

Der Film basiert auf der Kurzgeschichte "The Greatest Gift" des US-amerikanischen Autors Philip Van Doren Stern, die er im November 1939 geschrieben hatte. Nachdem Van Doren Stern für seine Geschichte keinen Verlag hatte finden können, verschickte er sie 1943 als Weihnachtskarte an 200 seiner Bekannten. "The Greatest Gift" erreichte auf diesem Weg auch die Aufmerksamkeit des Produzenten David Hempstead, dessen Filmstudio RKO Pictures die Geschichte zunächst mit Cary Grant in der Hauptrolle verfilmen wollte. RKO kaufte die Filmrechte für 10.000 US-Dollar, und es entstanden drei verschiedene Drehbuchfassungen, die jedoch aus Sicht der Studioführung allesamt nicht zufriedenstellend waren. Während Grant stattdessen mit "Jede Frau braucht einen Engel" einen anderen Weihnachtsfilm drehte, las Regisseur Frank Capra Van Doren Sterns Geschichte, erkannte ihr Potenzial und kaufte sie RKO ab. Den Filmdreh übernahm Capras eigene, unabhängige Produktionsgesellschaft Liberty Films - allerdings war RKO später wieder für den Vertrieb des Filmes in den Kinosälen zuständig. Capra und seine Drehbuchautoren Frances Goodrich und Albert Hackett verwendeten für ihr Drehbuch auch die drei zuvor verworfenen Drehbücher sowie die Originalgeschichte als Grundlage. Ebenfalls am Drehbuch mitgeholfen haben die Autoren Jo Swerling, Michael Wilson und Dorothy Parker, die den letzten Schliff bringen sollten. Teile der drei Drehbücher und die Originalgeschichte wurden schließlich von Capra und seinen Autoren zu einer Geschichte vereint, welche anstatt "The Greatest Gift" nun in "It’s A Wonderful Life" umbenannt wurde. Das Drehbuch musste jedoch noch während des Drehs verändert werden. In den 1940er-Jahren galt für US-Spielfilme der strenge Hays Code, der durch die Motion Picture Association of America festgelegt worden war und "unanständige" Themen in Filmen verhindern sollte. So mussten Wörter wie "verdammt", "impotent", "Idiot" oder "lausig" aus Capras Skript gestrichen werden. Ein weiterer Punkt des Hays Codes legte fest, dass kriminelles Handeln in Filmen immer bestraft werden musste. Capra ignorierte allerdings diesen Teil des Codes, sodass Mr. Potter für die Unterschlagung der 8.000 US-Dollar im Film niemals bestraft wird. Capra musste deshalb eine Strafe an die MPAA zahlen.

Weil Frank Capra den Film mit seiner unabhängigen Produktionsgesellschaft Liberty Films drehte, musste er sich fast alle Schauspieler von anderen Filmstudios ausleihen. Schnell war James Stewart Favorit für die Hauptrolle, zumal er bereits Ende der 1930er-Jahre Hauptrollen in zwei Frank-Capra-Filmen gespielt hatte. Stewart hatte wegen seines Militäreinsatzes im Zweiten Weltkrieg seine Filmkarriere für fünf Jahre unterbrochen und machte mit diesem Film sein Comeback. Die Besetzung für Mary Hatch gestaltete sich deutlich schwieriger. Als erste Kandidatin galt Jean Arthur, die bereits mehrmals unter Capras Regie gestanden hatte, doch Arthur war für ein Engagement am Broadway verpflichtet. Ebenfalls im Gespräch waren Olivia de Havilland, Martha Scott, Ann Dvorak und Ginger Rogers; Letztere hielt die Rolle für zu fade. Am Ende gewann die noch relativ unbekannte Donna Reed den Part. Für die Rolle des Henry F. Potter wurden ebenfalls zahlreiche Kandidaten gehandelt: Edward Arnold, Charles Bickford, Edgar Buchanan, Louis Calhern, Victor Jory, Raymond Massey, Vincent Price und sogar Thomas Mitchell, der später den Onkel Billy spielte. Schließlich holte Oscarpreisträger Lionel Barrymore die Rolle, zumal er damals jedes Weihnachten höchst erfolgreich den Ebenezer Scrooge aus Dickens' "Eine Weihnachtsgeschichte" im Radio sprach. Aufgrund seiner Arthritis war Barrymore auf einen Rollstuhl angewiesen. Deshalb traf dies im Film auch auf Mr. Potter zu. In den Nebenrollen besetzte Capra mit Vorliebe Schauspieler, mit denen er bereits vorher häufig gedreht hatte, etwa Beulah Bondi, Charles Lane oder Ex-Stummfilmstar H. B. Warner, der hier den Apotheker Mr. Gower verkörperte und im wahren Leben ein abgeschlossenes Medizinstudium besaß. Auch Stewarts Figur plant im Film, als Architekt Wolkenkratzer zu bauen - Stewart hatte ebenfalls ein abgeschlossenes Studium als Architekt. 

Anders als Titel und Plakat vermuten lassen, handelt es sich beim Weihnachtsklassiker "Ist das Leben nicht schön?" nicht um ein vor Schmalz triefendes Melodram, sondern um ein zwar nicht gänzlich kitschfreies, aber doch gleichsam augenzwinkerndes Loblied auf Freundschaft und Solidarität. "Ist das Leben nicht schön?" stellt Frank Capras Weihnachtsklassiker schon alleine durch seinen Titel als geradezu unwiderrufliche Aussage in den Raum. Und tatsächlich beginnt der Film, der bei seiner Veröffentlichung im Jahr 1946 zunächst ein kommerzieller Misserfolg wurde und sich erst über die Jahrzehnte hinweg zu einem der angesehensten Filme aller Zeiten entwickelte, mit einem optimistischen Hochgefühl der ansteckenden Lebensfreude, das der Regisseur über gut zwei Drittel der Laufzeit hinweg aufrechterhält. Dabei wird "Ist das Leben nicht schön?" gleich in der ersten Szene deutlich als fantasievoll überhöhte Erzählung eröffnet, in der blinkend visualisierte Stimmen in der Gestalt von Galaxien die überirdische Präsenz von Engeln darstellen sollen, die über das Schicksal der Menschen wachen. Einer dieser Menschen ist George Bailey, der angeblich kurz davor ist, seinem Leben ein Ende zu setzen. Bis es zu diesem Tiefpunkt kommt, setzt die Geschichte von Capras Film jedoch ganz am Anfang an und führt den Zuschauer zu Beginn in die Kindheit von George zurück. Hier wird der Protagonist schon als 12-jähriger Junge wie ein gutmütiger Schutzengel gezeichnet, der nicht nur seinem Bruder das Leben beim Schlittenfahren auf dem Eis rettet, sondern auch ein krankes Kind vor dem Tod bewahrt, als sein Vorgesetzter in der Drogerie, in der George aushilft, vor lauter Trauer über seinen verstorbenen Sohn volltrunken versehentlich Gift anstelle von Medikamenten verabreichen wollte.

Diese Einstellung zieht sich auch noch durch Georges Leben, als er längst erwachsen geworden ist. In der verträumten Kleinstadt Bedford Falls arbeitet er im Unternehmen seines Vaters mit, das einfachen Bürgern in Form einer Bausparkasse finanzielle Unterstützung bieten soll. Nebenbei lässt auch die große Liebe im Leben des großherzigen Protagonisten nicht lange auf sich warten. Verspielt und romantisch zugleich entfaltet sich das Verhältnis zwischen George und Mary als Abfolge überaus anrührender Einzelszenen und Begegnungen, in denen beide wiederholt gemeinsam den Song "Buffalo Gals" singen, George seinem Schwarm verspricht, ihr den Mond mit einem Lasso vom Himmel zu holen und beide bei einem gemeinsamen Tanz auf einer Highschool-Abschlussfeier in einen Swimming-Pool stürzen, wo sie einfach weiter tanzen und alle Anwesenden zu einer großen Poolparty motivieren. Spätestens hier ist "Ist das Leben nicht schön?" seinem Zweck als erbauliches Nachkriegskino, das die spürbaren Nachwehen möglichst trostspendend abfedern soll, längst nachgekommen. Dass Capras Film anfangs für genau diesen Aspekt stark angefeindet und viele Jahre später genau aus demselben Grund als Meisterwerk angepriesen wurde, ist gleichermaßen nachvollziehbar. Nichtsdestotrotz wagt sich die Geschichte des Films ab dem Zeitpunkt, in dem die Weihnachtsstimmung vollends zum Tragen kommt, plötzlich in wesentlich tragischere Gefilde, sobald George nach dem drohenden Bankrott des Unternehmens sämtlichen Lebensmut verliert und kurz vor dem Selbstmord steht. Ein Engel Zweiter Klasse, der sich seine Flügel erst noch verdienen muss, nimmt George mit in eine alternative Welt, in der er nie existiert hat, während James Stewart, der vor den Dreharbeiten des Films selbst jahrelang als Soldat im Krieg diente und körperliche Folgeschäden davontrug, seiner Figur die nötige Intensität verleiht, durch die sich das überraschend einbrechende Scheitern von George für den Betrachter ebenso greifen lässt wie fühlbar wird.
 
Capras Tragikomödie ist visuell hervorragend gealtert und vermag durch Witz und Charme auch ein modernes Publikum noch bestens zu unterhalten. Über weite Strecken fühlt sich Capras Film an wie ein Biopic, erst im letzten Drittel schließlich dominieren die übernatürlichen Elemente, die aber aufgrund der ausführlichen Vorarbeit umso besser zur Geltung kommen. Neben der ebenso anrührenden wie mit amüsanten Dialogen angereicherten Liebesgeschichte zwischen George und seiner Jugendliebe Mary (Donna Reed) überzeugen indes auch die vielen gelungenen Details. Capras Film plädiert auf warmherzige Weise dafür, die Menschen wertzuschätzen, die unseren Alltag lebenswert machen, statt andere um ihr Geld oder ihren Besitz zu beneiden. Denn ganz zum Schluss bleibt sich "Ist das Leben nicht schön?" als bewusst überzeichnetes Märchen aber treu und präsentiert ein gefühlvolles Finale, das nicht ohne Grund bis heute unzählige Menschen oder ganze Familien pünktlich zu Weihnachten wieder vor den Fernseher bannt, in klarem Bewusstsein darüber, was für einen Unterschied das Mitgefühl zueinander bewirken kann. Und mehr als das braucht es doch gar nicht für perfekte Weihnachtsunterhaltung.
 
8,5/10

Quellen
Inhaltsangabe: Studiocanal
Textauszüge: Wikipedia

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