In einem sehr modernen Apartmentkomplex ermordet ein Wissenschaftler eine junge Frau auf brutalste Weise. Er kippt ihr Säure in die Bauchhöhle und nimmt sich danach selber das Leben. Der Mann hatte wissenschaftliche Experimente mit Parasiten durchgeführt, mit dem Ziel, defekte Organe ersetzen zu können, und dadurch Transplantationen unnötig zu machen. Das Experiment geriet außer Kontrolle und führte zu komplett unerwarteten Resultaten. Die Parasiten steigerten den Sexualtrieb ihrer Wirte, um schnell mit neuen Wirten in Kontakt zu treten. Der Arzt Roger St. Luc (Paul Hampton) und eine Krankenschwester (Lynn Lowry) versuchen gegen die Verbreitung des Parasiten vorzugehen. Es kommt zu vermehrten Orgien in dem Gebäudekomplex und die Bewohner werden zu sexsüchtigen Zombies, die an nichts anderes denken, außer an Fortpflanzung in parasitärer Form.
In "Shivers", dem ersten Werk in Spielfilmlänge von David Cronenberg,
lässt sich bereits alles entdecken, was nachfolgende Arbeiten des
Regisseurs über weitere Jahrzehnte auszeichnet.
Was Cronenberg nämlich unvergleichlich beherrscht, ist die Verschmelzung von
ekelerregendem, beinahe trashigem Horror und einem tiefgründigen,
mehrdeutigen Anspruch, mit dem sich der virtuose Visionär oftmals als
seiner Zeit weit voraus behaupten konnte.
So ist auch "Shivers" ab seinem herrlichen Beginn bis hin zum
apokalyptischen, verstörenden Schlussakt eine bizarre, verehrenswerte
Orgie, die Cronenberg mit furiosen Montagen und einem
bedrückend-befremdlichen Klangteppich kreiert, gekrönt von unglaublichen
Effekten, bei denen der Titel des Films Programm ist und es
gelegentlich ordentlich auf der eigenen Haut kribbelt. Ein gleichermaßen unbequemes wie angenehmes Kribbeln, mit dem der
Regisseur einen hier durch einen Wohnkomplex führt, in dem ein
abstoßender Parasit Bewohner in sexbesessene Zombies verwandelt. In dem
die größten Ängste immer noch aus der Veränderung und Deformation des
eigenen Körpers resultieren und vor allem gesellschaftliche Normen
vollständig aufgelöst werden, sobald sich Menschen in Sex-Orgien
gegenseitig förmlich verschlingen.
Da sind es letztendlich fast schon beiläufige, aber nichtsdestotrotz
wundervolle Randnotizen, dass der Film zu seiner Zeit der kommerziell erfolgreichste Film Kanadas war. Er wurde zum Teil mit Geldern des "National Film Board of Canada" finanziert. Der rechts-konservative kanadische Journalist Robert Fulford griff den Film im kanadischen Printmagazin Saturday Night unter der Überschrift „You Should Know How Bad This Movie Is, You Paid For It“ (Sie müssen wissen, wie schlecht dieser Film ist, Sie haben ihn bezahlt) heftig an. Auch das kanadische Parlament beschäftigte sich mit dem sozialen und künstlerischen Wert des Films. Diese Debatte erschwerte Cronenberg nicht nur die Finanzierung seiner späteren Filme, sondern zwang ihn auch, auf Drängen seiner Vermieterin, die Mitglied einer antipornographischen Gruppe war, Anfang 1977 aus seinem Apartment in Toronto auszuziehen.
6,5/10
Von NSM Records kommt der Film auch im auf 333 Stück limitierten Mediabook.
Quellen:
Inhaltsangabe: NSM
Textauszüge: Wikipedia
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