Die Grausamkeiten und Orgien des größenwahnsinnigen römischen Kaisers Caligula (Malcolm McvDowell) als Handlungsmaterial für ein üppiges, spekulatives Sittengemälde voller Sex, Gewalt und Sadismus. Caligula hat die Macht im alten Rom durch einen Mord an seinem Vorgänger Tiberius (Peter O'Toole) an sich gerissen. Die moralischen Maßstäbe seiner zukünftigen Regentschaft demonstriert Caligula sofort, nachdem er auf den Herrscherstuhl gelangt ist: seine Schwester Julia Drusilla (Teresa Ann Savoy) wird zu seiner Geliebten. Aber damit ist es noch lange nicht genug. Unter Caligula blüht die Dekadenz in ungeahnter Intensität auf. Darüber hinaus neigt der Kaiser zu unkontrollierten Gewaltakten, die er mit Willkür ausübt. Sein direktes Umfeld und seine Untertanen leiden unter dem zunehmend außer Kontrolle geratenen Caligula.
Ein mit 17,5 Millionen Dollar budgetiertes Historien-Epos, das es in dieser Form noch nie gegeben hat und so ganz sicher auch nie wieder geben wird. Aufgrund der extrem bewegten, von zahlreichen Streitigkeiten durchzogenen (Post-)Produktionsgeschichte, nach der sich Regisseur Tinto Brass und ein Teil des Casts selbst von der finalen Schnittfassung distanzierten, ist "Caligula" so wie er jetzt ist eine unglaubliche Geschichtsstunde, in der historische Fakten zugunsten eines ungezügelten, vor nackter Haut und blutigen Details übersprudelnden Spektakels weichen müssen.
"Caligula" stieß weltweit auf harsche Kritik, sowohl von Filmkritikern als auch von Zuschauern. Oft wurde dem Film vorgeworfen, ein pornografisches und spekulatives Machwerk zu sein. Dieser Meinung schloss sich auch die Bundesprüfstelle für jugendgefährdende Medien an, die den Film indizierte. Der amerikanische Filmkritiker Roger Ebert bezeichnete den Film als "schamlosen Müll" und setzte ihn auf die Liste der von ihm meistgehassten Filme. Andere Kritiker äußerten sich ähnlich. Das Lexikon des Internationalen Films beurteilt den Film als "üppiges, spekulatives Sittengemälde voller Sex, Gewalt und Sadismus". Der Regisseur habe möglicherweise eine "weniger triviale Aufarbeitung" des Stoffes im Sinn gehabt, aber habe von seinen Ambitionen nichts in den Film "hinüberretten" können. Regisseur Tinto Brass setzte durch, dass er im Vorspann nicht als Regisseur genannt wird, sondern lediglich "Principal Photography: Tinto Brass" erscheint. Die mitwirkenden Schauspieler Malcolm McDowell und Peter O'Toole distanzierten sich schon bald nach Veröffentlichung von dem Film. Der Film basiert auf einem Buch von Gore Vidal und wurde vom Erotik-Magazin Penthouse finanziert. Die Produzenten waren Franco Rossellini und der Penthouse-Chef Bob Guccione. Guccione schloss Brass vom Filmschnitt aus, entfernte und änderte zahlreiche Szenen und fügte Hardcore-Szenen hinzu, die er zusammen mit Giancarlo Lui sofort im Anschluss an Brass' Arbeit gedreht hatte.
Die Geschichte des Aufstiegs und Falls von Caligula, der mittels einer mörderischen Intrige zum neuen Imperator Roms gekürt wird und eine unvorstellbare Herrschaft der Tyrannei mit sich bringt, ist gespickt von dramaturgischen Stolpersteinen, durch die der Streifen über volle 156 Minuten hinweg viele Szenen enthält, in denen belanglose Momente unnötig in die Länge gezogen werden, sodass die nachträglichen Änderungen, Schnitte und Nachbesserungen am laufenden Band sichtbar werden. Warum der Film als der "skandalöseste" und "abstoßendste" Film aller Zeiten in die Geschichte des Kinos eingegangen ist, offenbart sich dem Zuschauer, der tatsächlich allerhand Interesse, Sitzfleisch und Belastbarkeit mitbringen muss, um dieses Werk überhaupt sehen zu wollen, gleich in der ersten halben Stunde. "Caligula" zeichnet das Leben des römischen Kaisers wie ein Gemälde aus Blut und Sperma. Für einen Film, der einst indiziert war und nach über 30 Jahren vollständig ungeschnitten mit dem FSK-18-Siegel gekennzeichnet wurde (was nach Meinung dieses Autors deutlich zu niedrig ist), ist "Caligula" noch heute eine Grenzerfahrung. Nicht nur wegen der zahlreichen Gewaltspitzen, deren Intensität teilweise auch heute noch dem Zuschauer den Magen umdrehen können, sondern vor allem wegen der zahllosen poronographischen Szenen, die nicht verbergen wollen, dass dies schon Hardcore ist. An "Caligula" sollte man dementsprechend nur mit dem dafür nötigen Willen herangehen. Als völlig wahnsinnige Charakterstudie und Porträtierung dessen, zu welchen unvorstellbaren Abgründen die alleinige Verfügung und Ausnutzung absoluter Macht führt, strahlt "Caligula" aber eine gewisse Faszination aus, die dem völlig ungelenken Mix aus kitschigem Theaterschwulst, bodenloser Exploitation-Frechheit und purer Hardcore-Porno-Fleischeslust geschuldet ist. Der Film gleicht in vielen Szenen auch einem Theaterstück, zahllose Kulissen und Szenen wirken wie eine übergroße Bühne, auf der das Treiben stattfindet. In der Hauptrolle des Caligula scheint Malcolm McDowell zwischenzeitlich selbst dem Wahn verfallen zu sein, weshalb seine Darstellung des monströsen Herrschers, dem die unberechenbare Gier nach Macht, Sex und Mord in beinahe jeder Szene in den Augen funkelt, dem ganzen Film eine wuchtige Note verleiht.Wenn der Imperator die zum Tode Verurteilten in einer riesigen
Arena per grotesk entworfener Todesmaschine enthaupten lässt, ein
Brautpaar nach der Hochzeit weiht, indem er die jungfräuliche Braut
vergewaltigt oder sämtliche Frauen seiner Senatoren zur Prostitution
freigibt, was schließlich zu einer gigantischen Orgie führt, enthält
"Caligula" so einige Momente, in denen das oftmals eng geschnürte
Korsett gewöhnlicher Historienverfilmungen gesprengt wird und reinster,
schmuddeliger sowie blutbesudelter Exzess frei liegt. Ein Film wie dieser, in dem die prachtvoll eingerichteten Kulissen
und aufwendig eingekleideten Schauspieler durch den Fleischwolf gedreht
werden, indem der Fokus teilweise minutenlang auf Exekutionen sowie
nachträglich gedrehten und eingefügten Hardcore-Sexszenen liegt, die
Penthouse-Chef Bob Guccione forderte, nachdem er den Film mitfinanzierte
und als zu zahm empfunden hatte, trägt den Stempel "Skandalfilm" völlig
zurecht. Ein verkanntes und von Kritikern zu Unrecht verrissenes
Meisterwerk ist "Caligula" mitnichten, denn dazu ist er inhaltlich
oftmals zu träge und sprunghaft zugleich, aber als Dokument darüber, was
im hochbudgetierten Mainstream-Sektor alles entstehen kann, wenn
Meinungsverschiedenheiten auf groteske Weise in einem einzelnen Film
aufeinanderprallen, lässt er sich durchaus wertschätzen.
6/10
Eine Anekdote zum Schluss: Tinto Brass' "Caligula" rief noch einige inoffizielle Nachfolger auf den Plan. Die bekannteste inoffizielle Fortsetzung stammt vom italienischen Regisseur Joe D’Amato und ist aus dem Jahre 1981: "Caligula 2: The Untold Story". Bei diesem Remake wurde der Sexgehalt noch zusätzlich erhöht, sodass mehrminütige Hardcore-Sequenzen darin vorkommen. Joe D'Amatos Film war bis vor kurzem nicht in seiner ursprünglich gedachten Fassung erhältlich. Weltweit erschienen fast ausschließlich stark geschnittene Fassungen (u. a. in Japan, Australien, Dänemark und den USA). D'Amato drehte zudem zwei verschiedene Versionen des Films, was dem Fassungswirrwarr zusätzlichen Auftrieb gab und den Film zu einem begehrten und seltenen Sammlerobjekt machte, denn für den internationalen Markt, also außerhalb Italiens, ließ er zusätzliche Szenen drehen, die Zoophilie beinhalteten. Lange Zeit blieb das niederländische Video die längste Fassung weltweit.
Von TIBERIUS FILM kommt der Film "Caligula" in zwei verschiendenen Fassungen im auf 4.000 Stück "Limited 3-Disc Steelbook":
Quellen:
Inhaltsangabe: Tiberius Film
Textauszüge: Wikipedia
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