Der Film beginnt mit der Kindheit von Jim Morrisons (Val Kilmer). Dieser erlebt ein traumatisches Ereignis, als er ein Ehepaar aufgrund eines Autounfalls sterben sieht. In den 60ern zieht Morrison nach Kalifornien und studiert Film an der UCLA. Dort trifft er auf seine zukünftigen Bandmitglieder Manzarek (Kyle MacLachlan), Krieger (Frank Whaley) und Densmore (Kevin Dillon). Als die Band noch am Anfang steht, versucht Morrison schon die ersten bewusstseinserweiternden Drogen. Die Band spielt zunächst nur in kleineren Clubs, ihre Popularität steigt aber schnell an. Nach dem großen Durchbruch von The Doors wird Morrison immer vernarrter in sein eigens Selbstbild und versinkt im Alkoholismus. Als er dadurch Proben und Auftritte versäumt, versuchen seine Bandkollegen ihn aus der Alkohol-Drogenspirale zu retten. Morrison ist aber schon komplett in eine spirituelle Welt abgedriftet...
Die Musik von "The Doors" und damit insbesondere auch der unverwechselbare Gesang von Jim Morrison sind wohl musikhistorisch ein absolutes Unikat bezüglich der Genialität. Eine solch rohe Schönheit, Verletztlichkeit, tiefe Melancholie, schwere Depression und nicht zuletzt unkontrolliertem Wahnsinn, vermittelte wohl keine andere Band so gut, wie "The Doors" damals. Auch wenn Pink Floyd und Led Zeppelin in ähnlichen Gefilden beheimatet sind, diese mysteriöse Magie, die der Song "The End" vermittelt, ist bei keinem anderen Song auf dieser Welt wieder zu finden. Es ist schwer oder unmöglich die emotionale Wirkung des Songs in Worte zufassen. Abgesehen davon, das er musikalisch und dramaturgisch wohl in Gänze perfekt ist.
Oliver Stones Film versucht, dieses Gefühl tatsächlich irgendwie in Bilder und Töne zu gießen. Und tatsächlich ist "The Doors" auch eher ein Portrait als eine Biografie von Jim Morrison. Zugegeben: Es ist schwer einen Film über eine Person zu drehen, über die man nur ganz wenig weiss und man nur die Musik kennt. Es gibt zwar Quellenangaben, doch ob die wirklich stimmen weiss man nicht. “The Doors“ versucht auch nicht linear und Wahrheitsgemäss die Geschichte ans Publikum zu bringen. Der Film versucht das Vermächtnis von Jim Morrison zu verteidigen. Auch wenn vieles nicht perfekt an dem Film ist, so atmet der Film doch diesen unkontrollierbaren Wahnsinn aus, wie man ihn sich aufgrund von Berichten aus der Zeit vorstellt und aus dem Song "The End" kennt. Jedoch: Während "The End" zu einem Großteil subtil, bedrohlich und irgendwie auch minimalistisch, sowie mystisch und psychedellisch vor sich hin plätschert und erst am Ende (zumindest in der langen Version) völlig ausufert, so lässt es Oliver Stone gefühlt den ganzen Film lang ausufern. Was vielleicht Plus- und Minuspunkt des Films zugleich ist.
Denn einerseits wird der Wahnsinn der Musik und die Mystik rund um Morrison kamera- und schnitttechnisch großartig eingefangen. Der Film erscheint spätestens nach der kurz abgehandelten kindheit Morrisons wie ein überlanger Trip und nur zu gut erkennt man an vielen Stellen Oliver Stone's eigene Blaupause für seiner späteren, kontrovers diskutierten Film "Natural Born Killers". So gibt es auch in "The Doors" eine extrem dynamische Kamera (großartig: Robert Richardson), die immer in Bewegung ist und umhertaumelt. Dazu gesellen sich höchstinteressante Montagen und Überblendungen, die den andauernden Zustand des Trips untermauern. Das funktionert aber auch nur deswegen gut, weil die schauspieler, allen voran Val Kilmer und Meg Ryan grandios aufspielen. Sie spielen sich spürbar die Seele aus dem Leib. Kilmer singt dazu sie Songs selbst und das verdammt gut. Selbst MacLachlan, Whaley und Dillon spielen ihre Rollen großartig und für einen winzigen Moment könnte man vergessen, dass das hier gar nicht die echten "The Doors" sind.Keine Kritik ohne Negativpunkte, denn auf der anderen Seite fehlen die ruhigen Momente. In einem Interview mit Classic Bands äusserten sich auch die ehemaligen (und noch lebenden) Bandmitglieder Ray Manzarek und Robby Krieger. Manzarek mochte den Film überhaupt nicht. Für ihn konzentrierte sich die Geschichte zu sehr auf den drogensüchtigen Jim Morrison und vernachlässigte dabei andere Facetten seiner Persönlichkeit: "Oliver Stone sollte sich schämen. Zu sensationsgierig. Zu abgefahren. Die ganze Zeit Jim mit einer Flasche in der Hand. Es ist lächerlich. Es ist ein Film über einen Alkoholiker. … Es ging nicht um Jim Morrison. Es ging um Jimbo Morrison, den Trunkenbold. Gott, wo war der sensible Poet und der witzige Mensch? Der Typ, den ich gekannt hatte, war nicht auf der Leinwand. Das war nicht mein Freund." Gitarrist Krieger sah zwar auch Schwachstellen in dem Film, war aber insgesamt mit dem Resultat zufrieden: "Ich denke, der Film ist ganz gut geworden für einen Rock’n’Roll-Film, die ziemlich schwer zu machen sind. … Val Kilmer war großartig. Sie haben eine Menge ausgelassen. Manches war übertrieben, aber vieles war sehr gut gemacht, denke ich."
Vielleicht hätte man wirklich mehr von diesen stillen Momenten
zeigen müssen, um Morrison gerecht zu werden und um ein wenig die Hektik
und das Chaos dem Film zu entziehen. Entschleunigung. Aber
vielleicht ist es auch genau das, was Stones Film von allen anderen
typischen Musikerbiographie-Filmen so abhebt und damit zur Kunst macht -
ein exzessives und überschäumendes Chaos, der den Weg eines Musiker sehr tiefgründig erzählt und zeigt, dass mit Ruhm und Erfolg nicht jeder klar kommt und dies früher oder später zur
Selbstzerstörung führen kann. Unbedingt ansehen.
8,5/10
Von ARTHAUS/STUDIOCANAL erschien der Film in 4K Ultra-HD im limitierten Steelbook:
Quellen:
Inhaltsangabe: Studiocanal / ARTHAUS
Textauszüge: Wikipedia / classicbands
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