Sonntag, 26. April 2020

Evil Under The Sun - Das Böse unter der Sonne (1982)

https://www.imdb.com/title/tt0083908/

Der belgische Meisterdetektiv Hercule Poirot (Peter Ustinov) wird von einer Versicherungsgesellschaft zur Hilfe gerufen, um einen versuchten Betrug um eine gefälschten Diamanten aufzuklären. Schnell findet Poirot heraus, dass Millionär Horace Blatt (Colin Blakely), der das wertlose Imitat schätzen lassen wollte, selbst hereingelegt wurde. Seine Kurzzeitaffäre Arlena Marshall (Diana Rigg) hat sich den echten Diamanten unter den Nagel gerissen. Also reist Poirot ins mondäne Luxushotel von Daphne Castle (Maggie Smith) auf einer idyllischen Insel in der Adria. Dort nämlich will die bekannte Sängerin und Schauspielerin ihre Flitterwochen mit ihrem Gatten Kenneth (Denis Quilley) und ihrer Stieftochter Linda (Emily Hone) verbringen. Neben Poriot erwartet eine ganze Schar illustrer Gäste Arlenas Ankunft, darunter Schriftsteller Rex Brewster (Roddy McDowall), der abgehalfterte Show-Produzent Odell Gardener (James Mason) und das New Yorker Ehepaar Patrick (Nicholas Clay) und Christine (Jane Birkin) Redfern. Es stellt sich heraus, dass beinahe jeder Hotelgast guten Grund hat, die Diva Arlena zu hassen. Deswegen hält sich auch die allgemeine Überrasschung in Grenzen, als Arlena tot am Strand aufgefunden wird. Sie wurde erwürgt. Es ist an Hercule Poirot herauszufinden, von wem...

Guy Hamilton darf nach seinem mäßig prickelnden "Mord im Spiegel" sich erneut an einer Adaption der britischen Kultautorin versuchen, mit deutlich mehr Erfolg. "Das Böse unter der Sonne" - gleichzeitig der zweite Auftritt von Ustinov als Poirot nach "Tod auf dem Nil" - funktioniert wesentlich besser und hat auch über die Jahre weniger verloren, zeigt die Qualitäten von Hamilton als Regisseur, wenngleich er nicht an die Klasse des ersten Ustinov-Vehikels herankommt.

Ohne lange auf der Stelle zu treten kommt der Film schnell auf die Christie-typische Ausgangslage zurück: Ein eingeschränkter Ort (diesmal weder Zug, noch Schiff, sondern eine Insel), eine Persona non grata (in dem Fall ein geldgeiles Luder, Diana Rigg, "Theater der Grauens") und praktisch nur Leute, die ihr zu gerne den Hals umdrehen würden. Oh Wunder, genau das geschieht auch, aber es will ja wieder keiner gewesen sein. Da muss Hercule sein gottgegebenes Talent zum Schnüffeln, Bohren und Spekulieren wieder in die Waagschale werfen und am Ende standesgemäß alle Beteiligten in großer Runde zusammenkommen lassen, um vor versammelter Mannschaft stolz den Täter zu enthüllen. Würde nie jemand so machen, außer bei Agatha Christie oder Edgar Wallace, da ist das halt mal erlaubt. Daraus beziehen die Dinger auch ihren Charme und "Das Böse unter der Sonne" hat davon durchaus einiges. Natürlich auch die Ecken und Kanten, an denen man sich prima reiben und stören kann. Dieser Film kann den groben Holzschnitt seiner Vorlage nicht ganz so elegant kaschieren wie "Tod auf dem Nil" und wirkt deutlich pulpiger, ist in diesem Rahmen allerdings schon schnieke gemacht und weiß seine charakteristischen Mängel, seine Holzhammerfiguren mit einem stimmigen Erzählrhythmus und tollen Bildern gekonnt zu übertünchen.

Selbstredend ist der Cast abermals nicht von schlechten Eltern. Ustinov darf neben den bereits bei "Tod auf dem Nil" aktiven Jane Birkin und Maggie Smith noch u.a. James Mason, Colin Blakely & Denis Quilley oder Roddy McDowall verdächtigen, gerade letzterer ist ein Paradebeispiel für die Abziehbilderfiguren dieses Films. Der gibt den schwuppigen Verleger im Village People-Leichtmatrose-Look, mehr Klischee geht wirklich kaum. Trotzdem, Spaß macht das altbekannte Whodunit-Spielchen ohne Frage, dafür wird das Paket zu kurzweilig vorgetragen. Gerade die Bilder sind einfach so schön. Mallorca erweist sich als traumhafter Drehort, den der Regisseur – dort wohnhaft – erst bei den Produzenten durchboxen musste. Die Kulisse ist schon die halbe Miete, die gut aufgelegten Darsteller ¼, der Rest ergibt sich aus der Mischung von Quatsch, Rätselfreude und solider Inszenierung. Bei der Auflösung mag man, gerade aufgrund der Sicherheit von Dr. Alleswiss Poirot, verwundert den Kopf schütteln, Unterhaltungsqualitäten bietet der Film zur Genüge, um als entspannt-kniffliger Sonntagskrimi positiv hängen zu bleiben. Mehr sollte nicht erwartet werden, dann ist alles im grünen Bereich.

7/10

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