https://www.imdb.com/title/tt1950186/
Henry Ford II (Tracy Letts) hat das Familiengeschäft seines Großvaters
Anfang der 1960er Jahre übernommen. Um amerikanische Autos am von
europäischen Herstellern dominierenden Markt zu etablieren,
überarbeitete er das Firmenkonzept mit Hilfe des jungen Visionärs Lee
Iacocca (Jon Bernthal) und dem ehemaligen Rennchampion und Ingenieur
Carroll Shelby (Matt Damon). Zusammen kreierten sie den Ford GT40, der
Ferrari in ihrem eigenen Rennen in Le Mans 1966 schlagen sollte – was
bis dahin keinem amerikanischen Model zuvor gelingen wollte. Mit dem
britischen Rennfahrer Ken Miles (Christian Bale) arbeiten sie an dem
revolutionären Rennwagen, doch die Zusammenarbeit der Dickköpfe stellt
sich als komplizierter dar, als anfangs gedacht. Doch alle verfolgen das
gleiche Ziel: Ken Miles soll mit dem Ford GT40 als erster über die
Ziellinie von Le Mans 1966 fahren...
Basierend auf der wahren Geschichte des visionären amerikanischen
Sportwagenherstellers Carroll Shelby (Matt Damon) und des furchtlosen,
in Großbritannien geborenen Rennfahrers Ken Miles (Christian Bale) und
dem Buch von A.J. Baime mit dem vielsagenden Titel "Go Like Hell: Ford,
Ferrari, and Their Battle for Speed and Glory at Le Mans".
Gemeinsam kämpfen sie gegen die Intervention ihres Auftraggebers, die
Gesetze der Physik und ihre eigenen inneren Dämonen, um einen
revolutionären Sportwagen für die Ford Motor Company zu bauen. Damit
wollen sie die dominierenden Rennwagen von Enzo Ferrari beim
24-Stunden-Rennen von Le Mans 1966 in Frankreich besiegen.
Mit rasender Geschwindigkeit brettert Carroll Shelby (Matt Damon) über die Rennstrecke von Le Mans, die zunehmend in Nacht und Nebel versinkt. Jeden Augenblick könnte er die Kontrolle über seinen Wagen verlieren, sein unbändiger Ehrgeiz treibt ihn trotzdem an und schickt ihn über die Ziellinie des legendären 24-Stunden-Rennens. Für den Bruchteil einer gefährlichen Sekunde verschwimmen Professionalität und Waghalsigkeit, schlussendlich ist es aber die Kombination die Geschichte schreibt. Ein Balanceakt, der jedem Moment zum Fall führen kann: In Ford v Ferrari erzählt James Mangold von Profis und ihren Grenzgängen – und das trotz größter Genrekonventionen auf überaus mitreißende Art und Weise. Auf den ersten Blick entpuppt sich "Ford v Ferrari", der hierzulande unter dem Titel "Le Mans 66: Gegen jede Chance" erschien, als traditionelles Biopic, verankert in der Rennsportszene der 1960er Jahre. Nachdem Henry Ford II (Tracy Letts) das Geschäft seines Vaters übernommen hat, wurmt ihn die schwindende Attraktivität seines Unternehmens. In den Geschichtsbüchern wird nichts von dem Autohersteller zu lesen sein, der die meisten Autos produziert, sondern von jenem, der die besten auf die Straße gebracht hat. Der größte Konkurrent ist damit schnell ausgemacht: Der italienische Enzo Ferrari (Remo Girone) gewinnt seit Jahren das prestigeträchtige Rennen von Le Mans und stiehlt damit dem stolzen Amerikaner die Show. Seine Autos symbolisieren nicht nur Eleganz und Geschwindigkeit. Nein, sie stehen auch für Gewinn in jeder Auslegung des Wortes. Da eine Zusammenarbeit mit Ferrari jedoch schon beim ersten Treffen zum Scheitern verurteilt ist, beauftragt Ford den ehrgeizigen Manager Lee Iacocca (Jon Bernthal) damit, ein firmeneigenes Rennteam zusammenzustellen. An diesem Punkt kommt der Eingangs erwähnte Carroll Shelby ins Spiel, der in den nachfolgenden Monaten zusammen mit Rennfahrer Ken Miles (Christian Bale) den Ford GT40 entwickeln soll, um in Le Mans 1966 Ferrari von der Spitzenposition zu verdrängen. James Mangold rollt diese Prämisse in aller Ausführlichkeit aus und zeichnet dabei ein spannendes Bild des Motorsports der 1960er Jahre.
Auf im besten Sinne altmodische Weise lässt James Mangold hier noch
einmal den Spirit des klassischen Hollywood aufleben, in einer
Geschichte über Männerfreundschaft und Erfindergeist. Tradition und Fortschritt treffen in einem unerbittlichen Wettkampf aufeinander, während James Mangold ebenso die Freundschaft zwischen zwei Männern porträtiert und sich weiterhin auf herausragend gefilmte Actionszenen verlassen kann. Sein Film ist ganz dicht bei dem Handwerk der Profis, mitunter wirkt es, als würden die Schrauben erst im Moment der Projektion festgedreht werden. Obwohl wir nie den direkten Blick unter die Motorhaube erhalten, analysiert Ford v Ferrari präzise alle Vorgänge, die darunter stattfinden – vorzugsweise natürlich auf der metaphorischen Ebene. Denn während fleißig an Motoren geschraubt wird, geht es vor allem um die Menschen hinter dem Lenkrad, die mit ihrem Idealismus gegen ein verkrustetes System kämpfen. Shelby und Miles verfolgen eine Vision, die sich Ford zwar leisten kann, allerdings niemals trauen würde, dermaßen radikal umzusetzen. Der Konflikt befeuert die kompletten zweieinhalb Stunden des Films, bis das furiose Finale zur ultimativen Prüfung aller Beteiligten avanciert. Mit Höchstgeschwindigkeit rasen die Rennfahrer über die Strecke, sodass kaum Zeit zum Durchatmen bleibt. Selbst im Angesicht dieser Ekstase gelingt es James Mangold, feine Nuancen in sein altmodisch aufbereitetes Drama zu schleusen und damit die doch recht formelhaften Bausteine des Films zu kaschieren. Wo für die Figuren in den letzten Minuten alles auf dem Spiel steht, schreckt "Ford v Ferrari" als Film vor dem entscheidenden Risiko zurück – ein faszinierender Widerspruch.
Das Kino verbündet sich gerne mit besessenen Erfindern, die alles daran
setzen, um das Unmögliche zu erreichen, Typen wie dem Flugzeugtüftler
Howard Hughes oder eben Carroll Shelby und Ken Miles, die für Ford in
nur drei Monaten einen rassigen Flitzer entwickelten, der es in Le Mans
mit Ferrari aufnehmen konnte. Dafür muss man schon ein bisschen verrückt
sein, so verrückt wie Ken und Carroll. James Mangold weiß dafür genau, was er will – und diese Überzeugung kommt in jeder Sekunde von "Ford v Ferrari" zum Ausdruck. Seine Vorstellung von Kino ist eine sehr konkrete. Sie basiert auf dem Glauben an Filmstars und baut auf die Kraft der Bewegung und ein schlagfertiges Drehbuch, das seine Geschichte genauso klein und unbedeutend wie groß und alles verändernd wirken lassen kann. Letztendlich fahren Shelby und Miles nur im Kreis und wiederholen ihre Fehler. Wenn sie aber einmal über sich und ihre Leidenschaft hinauswachsen, fangen sie an, zu schweben. James Mangold traut seinen Figuren in diesem Augenblick mehr zu als sich selbst, denn so atemberaubend "Ford v Ferrari" als Film geworden ist, ein Wagnis will er am Ende nicht eingehen.
9/10
Von Twentieth Century Fox erschien der Film als 4K Ultra HD-Blu-ray im Steelbook.
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