https://www.imdb.com/title/tt4951982/
Als am 10. August 2000 das russische U-Boot K-141 Kursk zu einem Manöver der russischen Nordflotte in der Barentssee ausläuft, befinden sich 118 Besatzungsmitglieder an Bord. Schon am zweiten Tag der Übung kommt es mit einer Explosion eines Torpedos zur Katastrophe. Die Schäden sind so stark, dass die Kursk auf den Meeresboden sinkt. Von den 118 Bordmitgliedern konnten sich nur 23 Männer in einen sicheren Abschnitt des Bootes retten, darunter auch der Kapitänleutnant Mikhail Kalekov (Matthias Schoenaerts). Weil die russische Regierung Angst vor Spionage hat und das Ansehen des Landes beschädigt sieht, verweigern die Verantwortlichen zunächst jede ihnen angebotene internationale Hilfe. Auch die Angehörigen der Besatzungsmitglieder werden lange im Unklaren darüber gelassen, in welchem Ausmaß die Katastrophe die Kursk beschädigt hat. Vor allem die Frauen, allen voran Tanya (Léa Seydoux), die Ehefrau von Offizier Kalekov, fordern vergeblich eine Aufklärung. Schließlich bietet der britische Commodore David Russel (Colin Firth) seine Unterstützung an. Doch die russische Regierung bleibt stur und die Zeit läuft gegen die Überlebenden in der Kursk...
Am 12. August 2000 sank das russische Atom-U-Boot K-141 Kursk bei einem Manöver in der Barentsee. Vom Unglück sowie den Rettungsversuchen und das darauf folgende Versagen des Staates und der Marine erzählt nun das Drama "Kursk" vom dänischen Regisseur Thomas Vinterberg, der damit das Buch "A Time To Die" des Journalisten Robert Moore auf die große Leinwand bringt. Während die Besatzung ums Überleben kämpft, versuchen die Angehörigen verzweifelt, den Beginn von Rettungsmaßnahmen zu erzwingen. Dabei greift Vinterberg auf eine sehr beachtliche paneuropäischen Besetzung zurück. Neben Matthias Schoenaerts, Léa Seydoux und Colin Firth in den Hauptrollen gehören auch Peter Simonischek, Max von Sydow, Pit Bukowski, Martin Brambach, Tom Hudson, Pernilla August, August Diehl und Matthias Schweighöfer zum starken Ensemble.
Darstellerisch gibt es also nichts auszusetzen an "Kursk", der die Tragödie und ihre Folgen emotional erzählt, aber im Vergleich zu anderen U-Boot-Filmen fast schon etwas zu dezent im Umgang mit seiner Dramaturgie umgeht. Da liegt vor allem daran, weil der Teil der Mannschaft, der die Explosion innerhalb des U-Boots überlebte, zwar in einem kleinen Raum eingesperrt ist und auf Hilfe hoffte, Kameramann Anthony Dod Mantle gelingt es aber selten wirklich eine klaustrophobische Stimmung mit seinen Bildern zu erzeugen. Der stetige Wechsel von der Kursk hoch zur Oberfläche, wo das Militär versucht, trotz Unterfinanzierung, die Crew des U-Boots zu retten, fördert die fehlende Intensität dazu auch noch.
Dabei ist die Handlung des Militärs durchaus wichtig und erhöht die Ohnmacht, die "Kursk" erzeugen möchte. Etwa, wenn Max von Sydow als Militär-Oberer Vladimir Petrenko seinen Rang und sein Ansehen bei einer Versammlung der Familienmitglieder der Kursk-Mannschaft über das Leid der Anwesenden stellt. Wenn man bedankt, dass große Teile des Films der Wahrheit entsprechen, wird einem da schon recht mulmig. Da ist es schön, dass Regisseur Vinterberg und sein Drehbuchautor Robert Rodat das Ende des Films nicht den Toten des Unglücks widmet, sondern mit einer großen wie stillen Geste den Widerstand der nächsten Generation zelebriert. In Anbetracht zur aktuellen politischen Lage in Russland und dem Rest der Welt lässt sich das durchaus als Hoffnung für eine bessere, friedvolle, respektvolle und gemeinsame Zukunft verstehen.
Gemeinsamkeit spielt in "Kursk" aber auch im restlichen Part des Films eine zentrale Rolle. Die Überlebenden, die mit Klopfzeichen um Hilfe betteln und der Kälte des Meeres und dem schwindenden Sauerstoff ausgeliefert sind, müssen genauso zusammenhalten wie ihre Familien. Die mangelnde, bzw. zu späte Kooperation zwischen der NATO und der russischen Marine macht deutlich, wie wichtig der Zusammenhalt verschiedener Nationen ist. So gesehen ist "Kursk" als Überlebensdrama und U-Boot-Thriller nur Mittelmaß, besitzt aber dafür eine klar ausformulierte Botschaft des Friedens.
Die filmische Umsetzung ist somit nicht ganz geglückt. "Kursk" teilt seine Geschichte in drei Stränge auf. Der eine zeigt die Männer an Bord des U-Boots, die um ihr Überleben kämpfen, ein zweiter schwenkt zu den Frauen, die ebenso verzweifelt Antworten suchen. Und dann wäre da noch die politische Ebene, wenn hinter den Kulissen darum verhandelt wird, wie es denn nun weitergehen soll. Als Idee ist das durchaus plausibel, Spannung, Emotionen und der Frust über die zu langsamen Fortschritte miteinander verbinden zu wollen. In der Realität klappt das jedoch nicht so gut, wie es die Macher wohl gern gehabt hätten. Keine der Stränge entwickelt sich wirklich weiter, trotz einer Laufzeit von zwei Stunden geht hier nichts voran.
Einzelne Höhepunkte gibt es natürlich, darunter eine ausgedehnte Tauchsequenz, bei dem auch dem Zuschauer der Atem stockt. Allgemein sind die Szenen im U-Boot die spannenderen, auch wenn sie es nie mit denen reiner Katastrophenfilme aufnehmen können. Dafür wird auch zu wenig Zeit auf die Figuren verwendet: Abgesehen von Mikhail, der stellvertretend für die gesamte Besatzung steht, gewinnt man kein Gefühl für die Menschen, die damals ihr Leben verloren. Was eine Erinnerung an eine Tragödie sein sollte, wird so zu einem Historienfilm, in dem zwar ständig etwas los ist, aber nur wenig haften bleibt. Ein Film, der sehr viel weniger bewegt, als es die Nachricht seinerzeit getan hat.
6,5/10
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