Freitag, 10. April 2020

Отрыв - Otryv - Break - Abgerissen (2019)

https://www.imdb.com/title/tt9805504/

Eine Gruppe von drei jungen Männern (Denis Kosyakov, Andrey Nazimov und Mikhail Fillipov) und zwei Frauen (Ingrid Olerinskaya und Irina Antonenko) will das neue Jahr auf besondere Weise feiern, nämlich auf dem Gipfel eines Berges. Deshalb schleichen sie sich in die Kabine einer Seilbahn. Doch auf halben Weg zu ihrem Ziel wird der Lift abgeschaltet und niemand weiß, dass die blinden Passagiere nun über dem Abgrund baumeln. Als ihnen klar wird, dass niemand sie retten kommen wird, beschließen die fünf Freunde, sich selbst zu helfen. Doch die Kälte, die große Fallhöhe und schließlich auch die eigenen Freude werden zu erbitterten Gegnern in diesem Albtraum, der tödlich zu enden droht...

Zugegeben, "Abgerissen" hat sich nicht nur reichlich am Poster von "Frozen - Eiskalter Abgrund" orientiert, sondern liefert auch einen ähnlich gelagerten Plot ab. Da sollte mein eigentlich schon von dreist sprechen, aber dafür macht das russische Plagiat seine Sache dann doch recht ordentlich. Doch es gibt zwei elementare Unterschiede zwischen Greens Variante und dem hier vorliegenden Werk von Tigran Sahakyan. Zum einen handelte es sich damals um einen Sessellift und nicht um eine Gondel. Mit dieser, dem Cast und einer hauchdünnen Story hebt sich "Abgerissen" aber doch nur auf die Schwelle zu einem mittelmäßigen Film. Dass eine Gruppe von Freunden auf einem gemeinsamen Ausflug ums Überleben kämpft, ist nun wahrlich keine neue Filmidee. Wer den zeitlosen Klassiker "Beim Sterben ist jeder der Erste" aus dem Jahr 1972 gesehen hat, der kennt den groben Ablauf solcher Filme bereits zur Genüge. Auch "Abgerissen" bildet in der Hinsicht keine Ausnahme. Doch während der Klassiker von John Boorman beeindruckende Bilder und an manchen Stellen auch ordentlich Tiefgang zu bieten hatte, sucht man beides bei "Abgerissen" vergebens. Einer der größten Kritikpunkte ist aber die Figurenkonstellation.


Bereits nach dem ersten Drittel des Films fragt man sich als Zuschauer schon, wie diese fünf junge Erwachsene jemals Freunde werden konnten. Von Anfang an sind die Risse im Gefüge dieser Fünfergruppe tiefer als jede Gletscherspalte. Zudem entwickelt sich zu keinem der Protagonisten so etwas wie Sympathie. Vor allem bei einem Survival-Horror-Thriller ist es natürlich mehr als suboptimal, wenn einem die Figuren und somit auch deren Schicksale herzlich egal sind. Bei derart uninspiriert geschriebenen Charakteren könnte auch die beste Schauspielleistung keine Kohlen mehr aus dem Feuer holen. Und da muss man sagen, dass die in unseren Breiten gänzlich unbekannte Schauspielerriege ihre Sache zumindest okay macht. Würde man "Abgerissen" etwas Gutes tun wollen, dann könnte man dem Film einen Kammerspiel-Charakter andichten. Ein Großteil der Handlung findet im Inneren der beengten Gondel statt, was zeitweise tatsächlich für eine klaustrophobisch-angespannte Stimmung sorgt.


Auch die Story, die größtenteils komplett überraschungsfrei und spannungsarm verläuft, kann über die Negativpunkte hinwegtäuschen. Zudem sind einige der Entscheidungen innerhalb der Handlung dermaßen hanebüchen, dass auch der letzte Rest Mitgefühl abhanden kommt. Unbenommen, in einer solch angespannten Situation, in der es um Leben oder Tod geht, kann man keine vollkommen rationalen Entscheidungen erwarten. Ein wenig mehr Nachvollziehbarkeit wäre aber durchaus wünschenswert gewesen. "Abgerissen" funktioniert unterm Strich leider auf keiner Ebene. Die Figuren sind zu beliebig und unsympathisch, als dass Spannung ob ihres Überlebens aufkommen würde. Die Effekte sind zu bieder, als dass man sich in ihre Situation hineinversetzen könnte. Und die Geschichte ist zu uninspiriert und konventionell erzählt, als dass man Spaß an ihr haben könnte. Schade.

4,5/10

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