Freitag, 10. Februar 2023

[KINO] Knock At The Cabin (2023)

https://www.imdb.com/title/tt15679400/

Das Paar Eric (Ben Aldrige) und Andrew (Jonathan Groff) verbringt seinen Urlaub gemeinsam mit Töchterchen Wen (Kristen Cui) in einer abgelegenen Hütte in der Natur. Beim Spielen im Wald trifft die kleine Wen auf den sanftmütig wirkenden Leonard (Dave Bautista). Das Familienidyll nimmt daraufhin ein jähes Ende, als dieser sich plötzlich begleitet von drei weiteren bewaffneten Fremden (Rupert Grint, Nikki Amuka-Bird und Abby Quinn) gewaltsam Zutritt zur Hütte verschafft und die Familie als Geiseln nimmt. Die Eindringlinge erzählen ihren Geiseln von einer mysteriösen Vision und fordern von ihnen eine unvorstellbare Entscheidung: Ein Opfer, um die drohende Apokalypse abzuwenden. Diese Entscheidung müssen sie jedoch allein fällen - auch darf sich niemand selbst das Leben nehmen. Da die Familie nur begrenzten Zugang zur Außenwelt hat, muss sie entscheiden, was sie glaubt, bevor alles verloren ist: Sind sie wirklich dazu auserwählt, die Welt zu retten oder handelt es sich bei Leonard und seinen Begleitern um eine wahnsinnige Sekte, die sie in ein perfides Spiel aus Gewalt und Angst drängen. Doch ganz so leicht will sich die Familie nicht den gewalttätigen Eindringlingen ergeben, schließlich haben Eric und Andrew in ihrer Beziehung schon ganz andere Hindernisse überwinden müssen...

Der allseits bekannte Regisseur M. Night Shyamalan war schon immer mit seiner eigenen Legende im Zwiespalt. Sein Durchbruchsfilm von 1999, "The Sixth Sense", drehte sich um eine Wendung, die so sensationell war, dass sie zu seinem Markenzeichen wurde. Doch Shyamalan gilt heute weniger als Regisseur denn als Trickbetrüger; für sein Publikum ist nur wichtig, wie reibungslos ihm der Teppich unter den Füßen weggezogen wird. Er hat Höhen und Tiefen in seiner filmischen Vita; ein unerbittlicher Kreislauf aus unvergleichlichem Hype und unvermeidlicher Enttäuschung. Mit kaum einer nennenswerten Wendung (zumindest im traditionellen Sinne) wirkt sein neuester Film "Knock At The Cabin" wie eine Absage an die Vergangenheit. Es ist ein (größtenteils) auf einen einzigen Schauplatz beschränkter, erzählerisch geradliniger Horror, der das heikle moralische Rätsel in seinem Zentrum mit einfallsreichem, Hitchcock'schem Flair aufrollt. Man darf in diesem Sinne hoffen, dass "Knock At The Cabin" stets als Erinnerung daran dient, dass Shyamalan für sein handwerkliches Können ebenso gefeiert werden sollte wie für seine Schocktaktik.

Der Film basiert auf Paul Tremblays 2018 erschienenem Roman "The Cabin At The End Of The World" und folgt einem Paar, Eric (Jonathan Groff) und Andrew (Ben Aldridge), das mit seiner kleinen Tochter Wen (Kristen Cui) in einer charmanten Hütte Urlaub macht, die Shyamalan von New Hampshire an den Rand seiner Heimatstadt Philadelphia verlegt hat. Der Familienspaß wird unterbrochen, als sie von vier bewaffneten Fremden als Geiseln genommen werden. Ihr Anführer, Leonard (Dave Bautista), erklärt, dass die Familie ein grausames Opfer bringen muss, um die Apokalypse abzuwenden. Die Eindringlinge sind nicht sofort als Fanatiker zu erkennen. Redmond (Rupert Grint) mag ein wenig aggressiv sein, aber der Rest - Leonard, Sabrina (Nikki Amuka-Bird) und Adrianne (Abby Quinn) - sind schwermütig und wirken beinahe, als wollen sie sich für ihre Forderungen entschuldigen. Und so folgt das quälende Dilemma von "Knock At The Cabin": Vertrauen Eric und Andrew den offen gesagt unglaublichen Worten von Fremden? Und ist dieses Vertrauen das Ende ihrer Familie wert?

Die ursprüngliche Romanadaption der Autoren Steve Desmond und Michael Sherman landete 2019 auf der Blacklist, einer Plattform für die heißesten unproduzierten Drehbücher Hollywoods, bevor sich Shyamalan auf einen überarbeiteten Entwurf stürzte, der Teile von Tremblays Handlung drastisch veränderte. Jetzt ist der Film reiner, auf seine ideologischen Grundzüge reduziert. Obwohl die fragliche Hütte nichts Spektakuläres an sich hat, rast Shyamalans Kamera wie ein Todesengel durch den Raum, schwindelerregend in den Winkeln und beunruhigend intim. Seine Linse nähert sich den Gesichtern von Eric und Andrew immer weiter an, während ihnen die schreckliche neue Realität dämmert.

"Knock At The Cabin" ist ein Kammerstück über Liebe und Glauben. Es erforscht, wie das menschliche Gehirn von dem zwanghaften Bedürfnis angetrieben wird, Muster zu finden und aus dem Chaos eine Geschichte zu machen. Eric und Andrew sind in jedem Winkel ihres Lebens mit Homophobie konfrontiert, und eine der vielen Ungewissheiten in "Knock At The Cabin " besteht darin, ob das Paar zu Recht an den Motiven seiner Entführer zweifelt. Auch Leonard und seine Crew sind sich ihrer Sache nicht so sicher. Auch ihr Glaube an die bevorstehende Apokalypse wird immer wieder in Frage gestellt. 

Als beschützender Vater Ben erkundet Aldridge die Liebe in ihrer verzweifeltsten Form, während Groffs Eric eine fast selige emotionale Klarheit besitzt. Bautista, der vor allem als Darsteller in den MARVEL-Filmen bekannt ist, bekundete vor kurzem sein Interesse an "dramatischerer" Kost. Mit "Knock At The Cabin" hat er sich diesen Wunsch scheinbar bereits erfüllt. Die Rolle des Leonard ist für den zum Schauspieler gewordenen Wrestler perfekt geeignet. Als grundsätzlich sympathischer Antagonist vertieft Bautista die schüchterne Aufrichtigkeit und auffallende Naivität, die bereits in seiner Rolle in "Guardians Of The Galaxy" zu sehen war. Auf diese Weise kann man ihn als einen verwandten Geist zu Shyamalan sehen. Befreit von der Last der Erwartungen, finden sowohl Schauspieler als auch Regisseur zu ihrer Kraft. Das Ergebnis ist, dass auch "Knock At The Cabin" dies tut. Und das macht den Film zu einem unterhaltsamen Vergnügen für den geneigten Zuschauer.

7/10

Quellen
Inhaltsangabe: Universal Pictures

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