Montag, 27. Februar 2023

The 355 (2022)

https://www.imdb.com/title/tt8356942/

Die amerikanische Agentin Mason Brown (Jessica Chastian) ist für die CIA die Frau fürs Grobe. Da liegt es auf der Hand, dass sie auf die nächste gefährliche Mission geschickt wird, um eine streng geheime Waffe zu finden, die von einem feindlichen Söldner-Trupp gestohlen wurde. Um sie zurückzubekommen, braucht Mason allerdings tatkräftige Unterstützung und stellt sich ein Team aus toughen Agentinnen zusammen, die bereit sind, sich mit allen Mitteln gegen einen gemeinsamen Feind zu stellen, um so den möglichen Dritten Weltkrieg zu verhindern. Neben Mason machen sich die deutsche Agentin Marie (Diane Kruger), die Computerspezialistin Khadijah (Lupita Nyong'o) und die kolumbianische Psychologin Graciela (Penélope Cruz) auf den Weg, um die Erde zu beschützen. Dabei treffen sie auch immer wieder auf die mysteriöse Chinesin (Lin Mi Sheng), deren Rolle für die Agentinnen undurchschaubar ist...

Regisseur Simon Kinberg bringt mit "The 355" und namhafter Besetzung einen Agententhriller, in der er ein Quartett von Spionageveteraneninnen, die aus verschiedenen Ländern kommen, aber eine gewisse schurkische Mystik teilen, aufeinandertreffen und sich (naturgemäß) zusammenraufen müssen, um den bösen, bösen Gegenspieler auszuschalten. Was hier bereits (bis auf die weibliche Hauptbesetzung) schon sehr formelhaft und generisch klingt, ist kraftvoll und actionreich, aber irgendwie lustlos. Mace (Jessica Chastain), die für die CIA arbeitet, wird beauftragt, einen verschlüsselten Harddrive zu beschaffen, der so ziemlich alles kann (von ein Flugzeug in die Luft jagen bis, in jedes geschlossene Computersystem eindringen) und daher reif ist, von einer internationalen Bande krimineller Unternehmer gestohlen zu werden. In Paris, wo sie die Festplatte von einem kolumbianischen Söldner (Édgar Ramirez) abholen soll, wird sie von ihrem langjährigen Agenten-Kollegen Nick (Sebastian Stan) begleitet, der vorschlägt, dass sie ihre Undercover-Identitäten als Flitterwöchner untermauern, indem sie tatsächlich ein Paar werden. Zu unserer Überraschung willigt Mace ein - doch dank Marie (Diane Kruger), einer rivalisierenden deutschen BND-Agentin, ist die Verbindung nicht von Dauer. Eine Zeit lang stehen sich Mace und Marie als die kantigen Renegaten gegenüber, die sie sind. Doch schon bald schließen sich ihnen zwei weitere Agenten an: Khadijah (Lupita Nyong'o), eine halbpensionierte MI6-Agentin, die auf dem neuesten Stand der Cyberspionage arbeitet und Graciela (Penélope Cruz), die kolumbianische DNI-Agentin, die in Wirklichkeit eine Psychologin ist, die sich auf die Behandlung der Traumata ihrer Kollegen spezialisiert hat.

Die vier tun sich zusammen, um den Harddrive zurück zu holen - ein Countdown bis zur Apokalypse mit einem MacGuffin, der mit gut inszenierter, obgleich überzogener Action gespickt ist. Diese erstklassigen Agenten sind für alles ausgebildet: Nahkämpfe, existenzielle Verfolgungsjagden durch die überfüllten Plätze Marokkos, unauffällige Überwachungen und natürlich die Zurschaustellung einer Eiseskälte, die es mit jedem männlichen Filmspion aufnehmen kann. Das Element, das dem Film am ehesten eine Persönlichkeit verleiht, ist die Tatsache, dass die meisten von ihnen sich nicht mit dem Einzelkämpferdasein zufrieden geben, das man als internationale Geheimnisträgerin hat. Ihr Standpunkt scheint zu sein: Wir können uns bewegen wie Bond, aber soziopathische Isolation ist was für Idioten.

Als Actionfilm ist "The 355" generisch, überdreht und 20 Minuten zu lang. Chastain hat sich in letzter Zeit von einer leichteren Seite gezeigt; in "The 355" spürt man das Vergnügen, das sie dabei empfindet, sich in die Rolle der hochmütigen Actionheldin zu verbeißen. Kruger hat den Mut, Marie als unnahbare Neurotikerin zu spielen, Nyong'o gibt eine ungewöhnlich emotionale Hackerin, und Cruz erweist sich als diejenige, die ihrer Familie mehr zugetan ist als der globalen Realpolitik, als der süßeste Joker. Je weniger darüber verraten wird, was mit Sebastian Stans Nick passiert, desto besser, obwohl er ihn mit einer kindlichen Boshaftigkeit spielt, der man nur schwer widerstehen kann. In der zweiten Hälfte des Films führt Kinberg seine Heldinnen nach Shanghai, wo sie den Drive von einer Kunstauktion zurückholen müssen, die als Deckmantel für einen Bieterkrieg im Internet dient, wodurch der Film ein wenig wie ein Thriller wirkt. Ebenso wie die Ankunft von Bingbing Fan als chinesische Undercover-Agentin, die sich auch noch dem Team anschließt. Kinberg polstert den Film mit bravourösen Actionszenen aus, die straff choreografiert und geschnitten sind. Die Idee ist natürlich, dass die Action den Film verkaufen soll. Kann man über Unzulänglichkeiten in der Story oder den Interaktionen hinweg sehen, ist das Ding gar nicht so übel - und das obwohl es tatsächlich ein wenig Leerlauf gibt.

6/10

Quellen:
Inhaltsangabe: Leonine

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