Die erfolgreiche Managerin Meredith Johnson (Demi Moore), die Tom Sanders (Michael Douglas) gerade im Kampf um eine Führungsposition ausgestochen hat, schickt sich an, ihren Ex-Liebhaber zu ruinieren, nachdem sich dieser einem erneuten Techtelmechtel verweigert. Tom, der eigentlich glücklich verheiratet ist und der seine Affäre mit Meredith auch in gewisser Weise bereut, plädiert auf sexuelle Belästigung. Die Öffentlichkeit hingegen glaubt aber Meredith, die den Vorwurf kurzerhand umdreht und als Vergewaltigungsversuch darstellt. Nach und nach durchschaut Tom jedoch, dass die sexuelle Beziehung von Anfang an von Meredith geplant war, um sich in eine Machtposition zu befördern. Durch den Vorfall und die nun mediale Öffentlichkeit gerät das geordnete Leben des Computerspezialisten nach und nach aus den Fugen...
Bei dem Thema sexuelle Belästigung am Arbeitsplatz (und darüber hinaus) überkommt einen in erster Linie der Gedanke an den Täter: den Mann. Wie kann er nur? Warum macht er so etwas? usw. Natürlich geht es um Macht und Ausübung derselben und "Enthüllung" greift genau dieses Thema auf - nur dass der Film den Mann in die Opferrolle setzt. Das mag in erster Linie etwas unglaubwürdig und auch unglaublich erscheinen, doch die Kontroversen, die das Thema inne hat, lassen sich projizieren - egal auf weclhes Geschlecht. "Enthüllung" macht in dieser Beziheung sogar vieles richtig, indem er stets spannend voranschreitet und das Tempo stets hoch hält. Das Thema ist aber kaum mehr als nur ein treibendes Handlungsinstrument. Es ist ohne Frage von entscheidender Bedeutung für die Geschichte, aber es gibt wenig Neues oder Überraschendes in seiner Präsentationsmethode und sicherlich nichts, was eine noch höhere Art von Kontroversen entfachen könnte. Letztendlich ist dieser Film eine Art "verhängnisvolle Affäre" am Arbeitsplatz. Sexuelle Belästigung ist fast ein Ablenkungsmanöver - der eigentliche Schwerpunkt von "Enthüllung" liegt auf Büropolitik, Unternehmenshinterlist und Gier.
Demi Moore genießt sichtlich die Gelegenheit, ihre Krallen zu tragen. Sie schleicht und stolziert durch die Rolle der Meredith und zieht den Hass des Publikums auf sich, so wie ein Magnet Eisenspäne sammelt. So langweilig Michael Douglas' Tom auch ist, es ist unmöglich, nicht mit ihm zu sympathisieren, wegen der Kräfte, angeführt von Meredith, die sich gegen ihn aufstellen. Donald Sutherland ist angemessen ölig und geschmacklos als Unternehmensleiter, der entschlossen ist, sauber aus dem Skandal herauszukommen - egal, an welcher Stelle er ausbricht. Roma Maffia spielt auch toll die aggressive, versierte Anwältin, die von Tom angeheuert wurde, um seinen Fall zu bearbeiten. "Enthüllung" ist ein Film, geschrieben von Männern, die genau verstehen, wie ein typisches Publikum unterhalten werden möchte. Gemeinsam schaffen Autor Michael Crichton, Regisseur Barry Levinson und Drehbuchautor Paul Attanasio eine unangenehme, aber nachfühlbare Situation, präsentieren einen sympathischen Protagonisten und einen durch und durch unsympathischen Bösewicht, biegen und verdrehen die Handlung und finden dann eine Lösung, die alle Zuschauer zum Aufatmen bringen sollte. Mit etwas über zwei Stunden Laufzeit ist der Film zwar lang, erzählt aber seine Geschichte nie langatmig oder ga langweilig. Sein knackiges Tempo hält ihn einfach über die gesamte Länge in Bewegung. Und der Einsatz sexueller Belästigung dient dem doppelten Zweck, Meredith ihre Reißzähne zu geben und das Publikum auf Toms Seite zu ziehen.Dramatisch ist "Enthüllung" nicht besonders, aber es ist auch kein Drama, das Crichton und Levinson anstreben. Er ist spannend, mitreißend, interessant und bedient auch die Art des Voyeurismus, die jedem irgendwo innewohnt. Zu seinen eigenen Bedingungen - der Angst vor verlorener Sicherheit, die viele Thriller ausnutzen - funktioniert "Enthüllung", und das ist alles, was man vernünftigerweise von dieser Art von Film verlangen kann.
7/10
Inhaltsangabe: Warner Bros.
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