Mittwoch, 2. März 2022

[KINO] The Batman (2022)

https://www.imdb.com/title/tt1877830/

Seit zwei Jahren kämpft der Milliardär Bruce Wayne (Robert Pattinson) als rächender Vigilant Batman für eine bessere Welt in seiner Heimatstadt Gotham City. Doch es ist ein einsamer Kampf, den nur wenige Verbündete wie sein Butler Alfred Pennyworth (Andy Serkis) und der aufrichtige Polizist Lt. James Gordon (Jeffrey Wright) unterstützen. Denn Gotham ist ein Moloch, zerfressen von einem korrupten Netzwerk, in das fast alle Beamten der Stadt und auch die reichen Eliten involviert sind. Doch als ein mysteriöser Killer diese ins Visier nimmt und eine Reihe sadistischer und tückischer Anschläge verübt, sind Batmans Detektiv-Fähigkeiten gefragt. Die zahlreichen kryptischen Hinweise führen ihn immer tiefer in die Unterwelt, wo zwielichtige Figuren wie Selina Kyle alias Catwoman (Zoë Kravitz), Oswald Cobblepot alias Pinguin (Colin Farrell), Mafiaboss Carmine Falcone (John Turturro) und Edward Nashton alias Riddler (Paul Dano) zu Hause sind. Doch die Spuren führen Batman auch zu ihm selbst und seiner Vergangenheit...

Auch "The Batman" hat eine wilde Geschichte hinter sich. Bereits im Juli 2015 wurde ein Solofilm über die Figur Batman angekündigt, welches nach den Ereignissen der Filme "Batman v Superman: Dawn Of Justice" und "Justice League" spielen sollte. Als Regisseur und Hauptdarsteller sollte Ben Affleck fungieren, der gemeinsam mit Geoff Johns auch für das Drehbuch vorgesehen war. Im März 2016 wurde ferner bekannt gegeben, dass das Skript bereits verfasst wurde. Affleck gab bekannt, dass er sich für "The Batman" von den Comics inspirieren ließ, die Handlung jedoch eine gänzlich neue Geschichte sei und der Film den Arbeitstitel "The Batman" trägt. Doch entgegen den ursprünglichen Planungen wurde am 30. Januar 2017 bekannt gegeben, dass Affleck nicht weiter als Regisseur von "The Batman" zuständig ist. Bis Januar 2017 sollen Affleck und das Studio jedoch die Entscheidung getroffen haben, dass jemand anderes das Projekt leiten soll. Begründet wurde sein Rückzug damit, dass er sich auf seine Funktion als Darsteller konzentrieren möchte. Stattdessen gab es Bestrebungen, dass bevorzugt Matt Reeves oder alternativ Matt Ross Affleck als Regisseur ersetzen. Das ursprüngliche Originaldrehbuch wurde von Chris Terrio umgeschrieben. Schließlich wurde am 23. Februar 2017 bestätigt, dass Reeves einen Vertrag als Regisseur und als Co-Produzent für "The Batman" unterzeichnet hat. Allerdings verschob sich die Produktion, da Reeves noch die Produktion des Films "Planet der Affen: Survival" bis Juni 2017 vollenden musste. Reeves ließ verlauten, dass er den Fokus auf Batman als Detektiv in "The Batman" legen möchte. Um die Vision von seinem Film realisieren zu können, schrieb Reeves das Drehbuch erneut um, wie im Juli 2017 bekannt gegeben wurde. 

Im selben Monat wurde auch bekannt gegeben, dass nun unklar sei, ob Affleck weiterhin die Titelrolle verkörpert. Im Januar 2019 bestätigte Affleck schließlich, dass er nicht weiter in "The Batman" zu sehen sei. Er wurde im Mai 2019 durch Robert Pattinson ersetzt, wodurch der Film fortan nicht mehr zum DC Extended Universe gezählt wurde. Neben Pattinson waren auch Nicholas Hoult, Armie Hammer und Aaron Taylor-Johnson für die Rolle im Gespräch. Im Oktober 2019 wurde bestätigt, dass die Schauspielerin Zoë Kravitz die Rolle der Catwoman und Paul Dano die des Riddlers übernehmen wird. Wenig später wurde Jeffrey Wright als Commissioner Gordon verpflichtet. Andy Serkis wurde von Matt Reeves als Alfred Pennyworth bestätigt. John Turturro soll hingegen den Gangsterboss Carmine Falcone verkörpern. Außerdem wurde berichtet, dass sich Colin Farrell in Verhandlungen für die Rolle des Pinguin befinden soll. Die Filmmusik komponiert Oscar-Preisträger Michael Giacchino. Die Dreharbeiten begannen am 27. Januar 2020 in London, wurden aufgrund der COVID-19-Pandemie allerdings Mitte März 2020 unterbrochen. Die erst zu einem Viertel erfolgten Filmaufnahmen wurden Anfang September 2020 in den Warner Bros. Studios Leavesden nahe London fortgesetzt, anstatt den Drehort wie ursprünglich geplant zu wechseln. Nach nur drei Tagen mussten die Filmaufnahmen aufgrund der COVID-19-Infektion von Hauptdarsteller Robert Pattinson erneut für zwei Wochen unterbrochen werden. Mitte Oktober 2020 wurden die Dreharbeiten nach Liverpool verlagert; zuvor drehte man im Februar bereits in Glasgow. Für einzelne Szenen kam die von Industrial Light & Magic entwickelte StageCraft-Technik zum Einsatz, die erstmals bei "The Mandalorian" verwendet wurde und bei der zuvor aufgenommene Hintergrundaufnahmen zu einem virtuellen Raum zusammengefügt und im Anschluss über große LED-Videowände direkt am Filmset, der Kameraperspektive angepasst, abgespielt werden. Am 13. März 2021 wurden die Dreharbeiten offiziell abgeschlossen.

Der Film sollte ursprünglich am 24. Juni 2021 in die deutschen und am darauffolgenden Tag in die US-amerikanischen Kinos kommen. Im Zuge der COVID-19-Pandemie wurde der US-amerikanische Starttermin zunächst auf den 1. Oktober 2021 und später auf den 4. März 2022 verschoben.

Nun ist das Reboot um den "Dunklen Ritter" im Kino angekommen. Bereits 2019 deutete Todd Phillips' grandioser "Joker" auf eine noch bedrohlichere Zukunft des DC-Universums hin, in der Superheldenfilme aller Größenordnungen so sehr zum modernen Kino gehören würden, dass sie gar keine Superheldenfilme im klassischen Sinne mehr sein müssen. Und auch Matt Reeves' "The Batman" ist kein Superheldenfilm. Nicht wirklich. Zwar sind alle Merkmale vorhanden: das Batmobil, der ikonische Anzug und natürlich die Gadgets, die der treue Butler Alfred zur Verfügung stellt. Und natürlich steht der dunkle Ritter mit dem schwarzen Umhang selbst im Mittelpunkt: nachdenklich, wortkarg, gequält und stets auf der Suche nach seiner eigenen Art von Gerechtigkeit in einem Gotham City, das in Elend und Verfall versinkt. Aber unter der Regie von Matt Reeve fühlt sich das alles in seiner Trostlosigkeit atemberaubend lebendig und neu an. Als Regisseur und Co-Autor hat er aus einer scheinbar vertrauten Geschichte eine epische, beinahe sogar opernhafte Story gemacht. Sein "The Batman" ähnelt eher einem arg düsteren Kriminaldrama aus den 70er Jahren als einem schwungvollen und mitreißenden Blockbuster der Neuzeit (wie ihn mancher vielleicht erwarten würde). Mit seiner kinetischen, unvorhersehbaren Action und mit einer Reihe von aufsehenerregenden Morden, die die Handlung vorantreiben, fühlt es sich manchmal an, als würde der Killer aus "Zodiac" oder "Se7en" die Bürger von Gotham City terrorisieren.

Dies ist nicht "Captain America: The Winter Soldier", der sich als Verschwörungsthriller der 1970er Jahre aufspielt, oder ein "Logan", der sich nur halbwegs zu seinem Western-Herz bekennt, und es ist auch kein simpler Rückgriff auf die Christopher Nolan-Trilogie um den dunklen Ritter, die Bruce Wayne in einem greifbaren Gotham verankerte und sich dennoch weitgehend an die für das Genre erwarteten Handlungsstränge und Spektakel hielt. Nein, dieser Batman hier gehört zu einem ganz anderen Genre, denn Reeves verzichtet hartnäckig auf den üblichen Schnickschnack und setzt stattdessen auf einen knallharten Mordfall als Grundstein, in dem der größte Detektiv der Welt zufällig ein (äusserst) gequälter Milliardär mit einer Vorliebe für Fledermäuse ist. Reeves schafft hier das, was er bereits mit seinen fesselnden Beiträgen zum "Planet der Affen"-Franchise geschafft hat: ein elektrisierendes, unterhaltsames Spektakel, das aber auch auf echten, emotionalen Einsätzen beruht. Dies ist ein Batman-Film, der sich seines eigenen Platzes innerhalb der fragilen Popkultur bewusst ist. Er erkennt die Entstehung der Comicfigur an, um sie dann zu untersuchen und auf eine Weise neu zu erfinden, die sowohl substanziell als auch gewagt ist. Das Drehbuch von Reeves und Peter Craig zwingt nicht nur den Helden, seine Geschichte zu hinterfragen und sich mit seiner Bestimmung auseinanderzusetzen, er eröffnet auch den Zuschauern dieselbe Möglichkeit.

Robert Pattinson, der die Rolle des Bruce Wayne übernimmt, war sicher eine gewagte Wahl. Noch immer haftet ihm das Image des "Glitzervampirs" aus der "Twilight"-Saga an. Doch Pattinson hat vor allem in jüngster Vergangenheit bewiesen, dass er zu mehr fähig ist. Zu viel mehr. Mit ihm haben wir einen Schauspieler, der nicht nur bereit, sondern auch hungrig ist, die unheimlichen, dunklen Instinkte der titelgebenden Figur zu erkunden. Er scheint am besten zu sein, wenn er Figuren spielt, in denen man sich unwohl fühlt. Er spielt nicht den verwegenen Erbe eines Vermögens, der in einem coolen Kostüm herumläuft und die Leute verprügelt. Das ist Travis Bickle im Fledermauskostüm, distanziert und desillusioniert. Seit zwei Jahren ist er Batman und verfolgt die Verbrecher von oben im gotisch angelegten Wayne Tower - eine passende, aber gewöhnungsbedürftige Abwechslung zu dem weitläufigen Wayne Manor, welches eine noch größere Isolation von der Gesellschaft suggeriert. "Sie denken, ich verstecke mich in den Schatten", sagt er im Off-Kommentar, der stark an Walter Kovacs/Rorschach aus "Watchmen" erinnert, "Aber ich bin der Schatten." Im grellen Tageslicht gibt Pattinson den verkatert wirkenden Indie-Rockstar mit Emo-Anleihen. Das will nicht so recht passen. Aber in der Nacht kann man den Rausch förmlich spüren, den er bekommt, wenn er seine Rache ausübt, selbst mit seiner taktischen Ausrüstung und der Maske. Und diese Sequenzen überwiegen und machen die Figur des Bruce Wayne mehr als wett.

Mehr noch als Christian Bale in der Rolle, versteht es Pattinson, seine schönen, kantigen Gesichtszüge beunruhigend wirken zu lassen. Wenn er also zum ersten Mal die sexy Zoe Kravitz als Selina Kyle erspäht, die in ihre ledernen Motorradklamotten schlüpft und auf ihrer eigenen Jagd nach nächtlicher Gerechtigkeit die Feuertreppe hinunterschlittert, ist da ein unverkennbares Aufflackern in seinen Augen, der in gewisser Weise sogar den Joker zitiert: "Sie ist ein Freak... wie ich". Pattinson und Kravitz haben eine richtig gute Chemie miteinander - sie ist ihm körperlich und emotional auf Schritt und Tritt ebenbürtig. Sie ist keine Schmusekatze: Sie ist eine Kämpferin und eine Überlebenskünstlerin mit einem starken Sinn für Gerechtigkeit. Jeffrey Wright spielt Commissioner Gordon und ist die seltene Stimme des Idealismus und des Anstands in dieser Welt. John Turturro ist als Verbrecherboss Carmine Falcone unaufdringlich schmierig und gleichzeitig bedrohlich. Andy Serkis bringt als Alfred väterliche Weisheit und Wärme mit. Colin Farrell ist in der Rolle des schäbigen, schurkischen Oswald Cobblepot, besser bekannt als Pinguin, nicht wiederzuerkennen unter gefühlt 50 Pfund Makeup und Kostüm. Doch Paul Dano ist als Riddler, dessen eigener Rachefeldzug das Rückgrat dieser Geschichte bildet, schlichtweg furchterregend. Er geht hier auf eine Weise zum Äußersten, die an seinen verblüffenden Auftritt in "There Will Be Blood" erinnert. Sein Wahnsinn ist so intensiv, wie man ihn eigentlich vom Joker hätte erwarten können und er erzeugt damit eine immense Spannung. Und es gibt rein gar nichts Amüsantes an seiner Darstellung; Dano gibt einem das Gefühl, einen Mann zu sehen, der wirklich zutiefst gestört ist. Allein Werdegang zeugt von einem Riddler, der irgendwie gleichzeitig der Joker und Jigsaw zu sein scheint.

Damit entfaltet sich ein überlanger Superheldenkrimi, der trotz seiner Laufzeit von fast drei Stunden durchweg fesselnd ist. Das neue Batmobil ist bodenständiger und etwas zurückgenommener als der Tumbler aus der Nolan-Verfilmung, aber es ist genauso ein muskulöses Fahrzeug, das direkt aus "Mad Max: Fury Road" (oder sogar dem "Fast"-Fanchise) stammen könnte - und spielt eine wichtige Rolle in einer der besten Sequenzen des Films. Es handelt sich dabei um eine ausgeklügelte, aber stets realitätsnahe Verfolgungsjagd und einen Crash, der eine Kettenreaktion auslöst und in einem Feuerball endet. Bei einer Schlägerei in einem pulsierenden Nachtclub, die von pulsierenden roten Lichtern untermalt wird, kann man jeden Schlag und Tritt spüren. Und hier wird auch verdeutlicht, dass Batman eben nicht unbesiegbar ist. Auch ist eine Schießerei in einem stockdunklen Gang, der nur vom Mündungsfeuer der Maschinenpistolen beleuchtet wird, sowohl kraftvoll als auch visuell umwerfend. Die Kraft solcher Szenen wird durch den Score von Michael Giacchino noch verstärkt. Er schafft perkussive und bläserlastige Musik, die sich massiv und anspruchsvoll anfühlt, und die man tief in seinem Inneren spürt und ein wohliges Gefühl des Unbehagens generiert. Selbst der relativ vertraute Höhepunkt des Films ist unangenehm, weil er all die üblichen Kämpfe vor einem erkennbaren Hintergrund des realen Horrors inszeniert.

In Zusammenarbeit mit seinem Team, die allesamt auf höchstem Niveau und mit einer ordentlichen Portion Präzision gearbeitet haben, hat Reeves einen Film geschaffen, der es fertig bringt, gleichzeitig authentisch und gewichtig, substanziell und impressionistisch zu sein. Kameramann Greig Fraser gelingt derselbe atemberaubende Zaubertrick wie bei seiner Oscar-nominierten Arbeit in Denis Villeneuves "Dune": Durch strömenden Regen und Neonlicht wirkt seine Bildsprache sowohl durchsichtig als auch kräftig. Sein Einsatz von Schatten und Silhouetten ist meisterhaft und trägt viel dazu bei, ein Gefühl der (dunklen) Vorahnung und Spannung zu vermitteln. Allein der vielfältige Einsatz der Farbe Rot im Film, die Energie, Gefahr und sogar Hoffnung suggeriert, ist grandios. Seine stygische Farbpalette dehnt Bruces persönliche Hölle auf ganz Gotham aus in einem Maße, das sie wie eine verbrannte Erde als Widerlegung der gezuckerten Ästhetik der meisten anderen Superheldenfilme erscheinen lässt. Und das Kostümdesign der großartigen Jacqueline Durran - mit Dave Crossman und Glyn Dillon, die Pattinsons rauen Batsuit entworfen haben - gibt der coolen, kantigen Stimmung des Films genau den richtigen Schliff. Während sich Reeves in den letzten Szenen leider in die Sicherheit des Franchise-Aufbau-Modus zurückzieht, gelingt es "The Batman", das Bat-Signal in ein Leuchtfeuer der Hoffnung zu verwandeln, anstatt es zu fürchten. Doch unterm Strich ist dies vielleicht der düsterste und hoffnungsloseste Batman-Film, den man je gesehen hat - auch wenn es eigentlich gar kein herkömmlicher Batman-Film ist.

8,5/10

In der "3-Disc Limited Steelbook Edition" erschien der Film als 4K Ultra HD im Steelbook. 

Quellen
Inhaltsangabe: Warner Bros.
Textauszüge: Wikipedia

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