Die Goldgräberei allein befriedigt Daniel Plainview nicht. Gut zwölf Jahre, nachdem er sich als erfolgreicher Goldsucher betätigt hat, führt er ein bekanntes Ölunternehmen, das sein Adoptivsohn H.W. (Dillon Freasier) später übernehmen soll. Eines Nachts begibt sich der naive Paul Sunday (Paul Dano) zu Plainview und seinem Geschäftspartner Hamilton (Ciarán Hinds) und berichtet, unter der Erde des Grundbesitzes seiner Eltern seien schier unendliche Mengen an dem schwarzen Rohstoff vorhanden. Wie es sich herausstellt, hat der Unbekannte Recht - Plainview wittert seine große Chance. Nahezu mühelos überzeugt er die Familie Sunday, ihm ihre Ranch zu verkaufen, einzig Pauls obsessiv religiöser Zwillingsbruder Eli (ebenfalls Paul Dano) ist widerwillig und verlangt eine Spende für die Kirche der Gemeinde. Kurz nachdem die Bohrarbeiten begonnen haben, kommt es zu einem folgenschweren Unfall, bei dem ein Arbeiter das Leben und H.W. sein Gehör verliert. Ist die Familie Sunday einen Pakt mit dem Teufel eingegangen?
Thomas
Anderson ist ein spezieller Regisseur, seine Vita weist sich durch
Qualität statt Quantität aus. "There Will Be Blood" erzählt
die Geschichte von Daniel Plainview, der vom kleinen, hart arbeitenden
Mann mit Fleiß, Zielstrebigkeit und Skrupellosigkeit in die höheren
Reihen der "Ölmänner" gerät, Geld scheffelt, berüchtigt wird und in
einem großen Bogen, den der Film spannt, letzlich größenwahnsinnig wird
und letzten Endes in der Schlüsselszene eskaliert und
durchdreht. Was der Film hierbei in kleinster Feinarbeit behandelt sind
vorallem
die Themen Öl, Religion und Kapitalismus. Ohne diese direkt und frei
auszusprechen belässt es der Film dabei, genannte Konflikte zu
umschneiden, sie zu zeigen aber eben nicht direkt anzusprechen und die
Themen in langweiliger Art abzuhandeln.
Der Zuschauer bekommt also dass Gefühl, dass man
sich tatsächlich nicht zu viel mit den Themen auseinandersetzen muss, da
der Film diese Konflikte keineswegs aufzwingt. Trotz alledem kann der
Film, je nachdem, wie man sich darauf einlassen will, zum Nachdenken
anregen. Was passiert, wenn ein Mensch zu viel Macht hat? Wenn er Menschen sagen kann, was sie zu tun und zu lassen haben?
Die ersten 15 Minuten des Filmes sind wirklich großartig in Szene gesetzt. Man braucht wirklich kein Wort, um die Atmosphäre des Filmes perfekt einzufangen und wenn dann nach 15 Minuten Daniel Day-Lewis anfängt zu reden, dann passt es perfekt. Mit so einem grandiosen Beginn, den Paul Thomas Anderson hier inszeniert, freut man sich nur noch mehr auf das was folgt. Angefangen bei der Kamera. Robert Elswit macht hier wirklich einen tollen, einen wahrlich meisterlichen Job. Jedes Bild ist ein Gemälde. Ein Schmutziges, ein wütendes Gemälde. Ganz toll gefilmt. Der Soundtrack ist perfekt. Hier verschmelzen die grandiose Musik und die ebenso grandiosen Bilder zu einem perfekten Ganzen. So muss man Musik im Film einsetzen! Beispielgebend dafür ist übrigens die Szene in der, der Bohrturm in Flamen aufgeht, H.W verunglückt und Plainview (Daniel Day-Lewis) ihn rettet - Vater trägt Sohn in seinen Armen, beide von oben bis unten verschmutzt mit Öl, im Hintergrund der in Flammen stehende Bohrturm und dazu dieser Soundtrack. Aber auch in vielen anderen Szenen ist der akustische Hintergrund nahezu perfekt. So ist der Einsatz von teils übertriebenen, teils spannend klingenden Geigen-Spiel sehr passend. Atemberaubend.
Das Drehbuch scheint ohne Schwächen. Perfekt geschrieben. Vom Erzähl-Tempo, trotz großen Zeitlichen Sprüngen, immer richtig, besonders das Finale ist, vom Dialog her, ohne Frage genial. Und die Hauptcharaktere, die alle eine extreme Wandlung durchleben, haben alle genug Zeit um sich zu entfalten. Aber auch allgemeinen ist "There Will Be Blood" richtig gutes Charakter-Kino. Jede einzelne Figur lässt Freiraum für Interpretation und ist präzise geschrieben. Für den durchaus extrem anspruchsvoll zu spielenden Charakter, Plainview, musste auch erstmal ein würdiger, ein fähiger Darsteller gefunden werden. Und mit Daniel Day-Lewis hatte man wohl den besten Darsteller für diese Rolle gefunden, den man überhaupt haben kann. Day-Lewis liefert eine nahezu legendäre Show. Er spielt Plainview, diesen hinterlistigen Neu-Kapitalisten, diesen Nach außen hin netten "Familien-Unternehmer", aber in wahrheit Bösartiger-Menschenhasser, in all seinen Phasen perfekt. Und sein Schauspiel im fesselnden Finale des Films ist derart perfekt, gerade zu monströs, das man mit Fug und Recht behaupten kann, dass dies eine der besten Schauspiel-Leistungen überhaupt war.
"There Will Be Blood" ist gleichermaßen kritisch, in Bezug auf die Rücksichtslosigkeit des Kapitalismus und die Zwiespältigkeit und Hinterlistigkeit der Kirche und berücksichtigt stets das ja beide in Wirklichkeit Hand in Hand gehen. Der Kampf dieser beiden Monster hat viele Höhepunkte. Es ist die tragische Geschichte über einen Mann und seine Psyche, der immer hart gearbeitet hat, sich doch nur gewünscht hat auch mal etwas zu erreichen und letzlich an der Macht, die er erschafft und bekommt und seinem Verlangen nach mehr, scheitert und "zerfällt". Der Film ist die Konsequenz pur und zeigt Leben in Reinform. Ein rundes Paket, dem völlig zurecht viele Preise vergönnt waren.
8,5/10