Freitag, 11. März 2022

Turning Red - Rot (2022)

https://www.imdb.com/title/tt8097030/

Die 13-jährige Mei Lee (Stimme im Orignal: Rosalie Chiang) ist auf den ersten Blick eine ganz normale Teenagerin mit den üblichen Problemen für ihr Alter. Die große Liebe ist meilenweit entfernt, es gibt nichts Wichtigeres als den heißesten Schultratsch und die Boyband 4*Town wird von Mei und ihren Freundinnen abgöttisch angehimmelt. Doch eine gigantische Sache unterscheidet sie dann doch vom Rest der anderen Jugendlichen: Wann immer in ihr die Emotionen hochkochen (was in der Pubertät gewissermaßen ständig passiert), verwandelt sie sich in einen übergroßen roten Panda. Das sorgt natürlich für allerlei Probleme, denn Mei schämt sich für ihren besonderen Zustand, der in den unpassendsten Momenten zum Vorschein kommt. Doch mit Hilfe ihrer Freundinnen lernt sie langsam mit ihrem großen Geheimnis umzugehen und entwickelt darüber hinaus auch mehr Unabhängigkeit, Selbstinitiative und Mut. Statt weiterhin Mamas kleiner Liebling zu sein, möchte sie ihren eigenen Weg gehen...

Pixar hatte schon immer ein goldenes Händchen für Coming-of-Age-Geschichten, aber nur wenige davon mischen rührende und liebenswerte Momente besser als der aktuelle Film "Rot" aus der mehrfach Oscarprämierten Animations-Schmiede. "Rot" ist ein durchweg fröhlicher, amüsanter und ansprechender Animationsfilm, der überraschenderweise nicht in den Lichtspielhäusern, sondern direkt auf dem Streamingdienst Disney+ erscheint. Das Publikum sollte sich wohl weiter anhand diese wirklich herzerwärmenden Mutter-Tochter-Geschichte für den Streamingdienst erwärmen, aber es bleibt ein etwas fader Beigeschmack, wenn das Studio die Kinos umgeht, und es fühlt sich zudem etwas falsch an - gerade angesichts dieses liebenswerten Films, der damit vermutlich vielen geneigten Zuschauern verwehrt bleibt.

Unter der Regie und mit dem Drehbuch von Domee Shi (der Kurzfilm "Bao") erzählt der Film die Geschichte der 13-jährigen Mei Lee (gesprochen im Original von Rosalie Chiang), deren Familie einen chinesischen Tempel in Toronto betreibt. Als Musterschülerin, die sich nach der Anerkennung ihrer Mutter (Sandra Oh) sehnt, hat Mei ein Trio enger Freunde, mit denen sie ihre Leidenschaft für eine Boygroup namens 4*town teilt, die bald ein Konzert in ihrer Stadt geben wird. Die aufkeimende Jungenmanie löst jedoch eine weitere unerwartete Reaktion aus: Meis Verwandlung in einen pelzigen Roten Panda, ein Erbe der mystischen Geschichte ihrer Familie. Die Parallelen zwischen dieser Verwandlung und dem Einsetzen der Pubertät sind unvermeidlich, und Shi und Co-Autorin Julie Cho machen sich offenkundig darüber lustig, wobei Meis Einführung in die beginnende Weiblichkeit eine Reihe von beschämenden Nebenwirkungen mit sich bringt.


In Ton und Stil ähnelt "Rot" vielleicht am ehesten "Inside Out", dem grandiosen Pixar-Film von 2015, dem es außerordentlich gut gelungen ist, die Wehwehchen dieses speziellen Alters in einer spritzigen und unterhaltsamen Verpackung zu thematisieren. In "Rot" kommt nicht nur ein Generationskonflikt hinzu, sondern auch das Gewicht der Erwartungen, mit denen Mei konfrontiert wird, die versucht, ihre Mutter zufrieden zu stellen, während sie natürlich auch beginnt, Anzeichen von Unabhängigkeit zu zeigen.

"Rot" profitiert selbstredend großflächig von den Panda-Gags, mit denen sich, grob gesagt, eine ganze Menge niedliche, rote Plüschtiere an kleine Kinder verkaufen lässt. Doch wie die besten Pixar-Filme funktioniert auch der Film hier auf mehreren Ebenen, auf eine Art und Weise, die sowohl für Eltern und Kinder gleichzeitig nachvollziehbar ist, die sowohl kulturspezifisch als auch im Großen und Ganzen universell ist und mit Originalsongs von Billie Eilish fast jederzeit perfekt untermalt sind. Animationsfilme waren in den letzten zwei Jahren offensichtlich ein wichtiger Impulsgeber für Disney+, und zwar zu einer Zeit, in der der Streamingdienst Inhalte brauchte und die Zuschauer sich nach einer Auszeit zu Hause sehnten (und auch gar nicht anders konnten, als avisierte Kinoreleases zu Hause zu streamen). Ob diese Logik auch jetzt noch gilt, da die Kinos geöffnet werden, ist eine Sache zwischen Pixar und Disneys Buchhaltungsteams, aber das Fehlen eines Kinofensters im Moment ist rätselhaft, und das mit einem Film, der sich qualitativ im Zweikampf mit dem Oscar-prämierten "Soul" befindet und eigentlich genau wie die jüngsten Veröffentlichungen "Luca" und "Onward" eine Kinopräsenz verdient hätte. Doch egal, wo man ihn sieht, "Rot" liefert unterm Strich eine exquisit animierte Geschichte, die sowohl bewegend als auch lustig ist - ein willkommener Beweis dafür, dass Pixar, zumindest kreativ gesehen, seine Blütezeit noch längst nicht überschritten hat.

8,5/10

Quellen:
Inhaltsangabe:
 Disney / Pixar

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