Freitag, 18. März 2022

Deep Water - Tiefe Wasser (2022)

https://www.imdb.com/title/tt2180339/

Von Liebe ist beim Ehepaar Victor Van Allen (Ben Affleck) und Melinda (Ana de Armas) keine Rede mehr. Die Emotionen haben sich in Luft aufgelöst und die einstige Verbindung im Alltag ist verloren gegangen. Um ihrer Ehe dennoch eine Chance zu geben, einigen sie sich darauf, dass Sex-Abenteuer und Affären außerhalb ihrer Ehe erlaubt sind. Das gegenseitige Einverständnis wandelt sich schnell in ein fieses Psychospiel, in dem sich Vic und Melinda nicht nur selbst schaden, sondern auch ihr Umfeld in Gefahr bringen. Als Melindas Liebhaber tot aufgefunden wird, konzentrieren sich die Ermittlungen der Polizei auf Victor. Hat der Ehemann Rache nehmen und seiner Frau einen Denkzettel verpassen wollen? Die Suche nach dem Mörder entwickelt sich zu einem Puzzlespiel, in dem die Rolle der Verdächtigen von einer Person zur anderen wechselt. Wer sagt die Wahrheit? Und wer spielt ein falsches Spiel auf Kosten von Menschenleben?

Zwei Jahrzehnte sind vergangen, seit Adrian Lyne "Untreu" gedreht hat, vielleicht sein bester Film, wenn auch vielleicht nicht sein bekanntester. Zwischen "Untreu" und "Tiefe Waser" veröffentlichte er keinen weiteren Film. Doch als raffinierter Vertreter des erotischen Thrillers macht Lyne nicht so sehr Liebesgeschichten als vielmehr Geschichten über die Lust - insbesondere darüber, wie ein unverbesserlicher sexueller Appetit ein Leben zerstören und eine Beziehung auseinander reißen kann.

Auf dem Papier scheint er also die perfekte Wahl für die Regie von "Tiefe Wasser" zu sein, einer Adaption von Patricia Highsmiths 1957 erschienenem Roman über eine vor sich hin kränkelnde Vorstadtehe. Vic (Ben Affleck) ist im Ruhestand und genießt sein Vermögen, indem er Mountainbike fährt und Schnecken züchtet. Vics umwerfende Ehefrau Melinda (Ana de Armas) - selten ohne ein Glas in der einen und einen Liebhaber in der anderen Hand zu sehen - bevorzugt knappe, schwarze Kleider, die so leicht fallen wie ihre Nüchternheit. Vic mag von ihrer schamlosen, offenen Untreue gequält werden, aber wie kann man einer Frau böse sein, die sich zu Hause sofort entblößt, nur um sich einen Kaffee zu machen? Wer also die (unzweifelhaft sexy) Ana de Armas schon wieder (halb)nackt sehen will - hier ist erneut die Gelegenheit.

Gedreht in New Orleans und durchtränkt von Saufpartys, auf denen Melindas öffentliche Demütigungen ihres Mannes das Mitleid von Vics Freunden erregen, entpuppt sich "Tiefe Wasser" bald als lächerlicher Krimi, der als Studie über sexuellen Masochismus viel besser funktioniert hätte. Der Ehe fehlt es an Wärme, doch Melindas Grausamkeit ist lustvoll und Vics gequälter Stoizismus gibt von Anfang an ein psychologisches Rätsel auf. Wäre die Geschichte in den 1950er Jahren angesiedelt, in denen Highsmiths Roman spielt, als Scheidung noch stärker stigmatisiert und Alkohol die bevorzugte Alternative war, hätte Vics Nachsicht - ganz zu schweigen von all den Partys - vielleicht mehr Sinn ergeben. So aber bleibt Affleck nichts anderes übrig, als einen bedauernswerten, ewig mürrischen Ehemann zu spielen. Als der Film beginnt, ist ein früherer Liebhaber von Melinda auf mysteriöse Weise verschwunden. "Ich habe ihn umgebracht", sagt Vic, und der Zuschauer fragt sich, ob er überhaupt  imstande ist, Scherze zu machen. Dass von nun an Melindas andere Affären einer nach dem anderen verschwinden, wird eine lokale Schriftstellerin (Tracy Letts) misstrauisch. Sogar Vics 6-jährige Tochter (eine entzückende Grace Jenkins) schaut ihn misstrauisch an.

Nichts von alledem ist weniger als lächerlich. Obwohl man heutzutage für jeden Erwachsenenfilm dankbar sein darf, ist "Tiefe Wasser" in vielerlei Hinsicht nur ein oftmals fragwürdiger und verwirrender Film, bei dem das Finale von Anfang an klar ist und somit kaum Spannung erzeugt wird. Zach Helms und Sam Levinsons chaotisches, oft rätselhaftem Drehbuch untergräbt alle Erwartungshaltung. Zwar ist Eigil Brylds sanfte Kameraführung jeder Aufgabe gewachsen, aber der Film scheint in unzusammenhängende Stücke und lose Enden zerhackt. "Tiefe Wasser" fühlt sich insgesamt sehr seltsam an - wie ein Film, aus dem alles Interessante herausgesaugt worden ist.

5/10

Quellen:
Inhaltsangabe
: Twentieth Century Studios / amazon Video

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