Die junge Tilda (Emma Schweiger) liebt ihren Großvater Amandus (Dieter Hallervorden) über alles. Der erkrankt jedoch an Alzheimer, wodurch er zunehmend vergesslicher wird und sich zu Hause nicht mehr zurechtzufinden scheint. Für das in die Jahre gekommene Familienoberhaupt stehen daher alle Zeichen auf Seniorenheim. Niko (Til Schweiger), der Vater von Tilda und Sohn von Amandus, hält es für das Beste, den alten Mann in Betreuung zu geben. Doch die elfjährige Tilda akzeptiert diese Entscheidung keineswegs. Stattdessen macht sie deutlich, dass sie auch noch ein gewichtiges Wort bei der Amandus betreffenden Zukunftsgestaltung mitzureden hat. Kurzerhand entführt Tilda den verdutzten Opa, der so gerne noch einmal Venedig sehen würde.
Eigentlich muss man zu Filmen von Til Schweiger nichts sagen, sie theoretisch nicht mal schauen. Til Schweiger ist sowas wie der deutsche Mel Gibson - jedenfalls wenn es um das Verhältnis zwischen Regisseur und echten oder selbsternannten Kritikern geht. Die Verrisse der Presse sind bei beiden so vorprogrammiert wie der Zuspruch Millionen Zuschauer. Auch sein Film "Honig im Kopf" spaltet. Die merkwürdig hektischen Schnitte, der permanent gefühlsduselige Sound, die gelbstichige Werbeclip-Ästhetik und die nonstop Sentimentalisierung auf Kinderniveau sind eigentlich nicht einfach durchzuhalten.
Aber die Verve, mit der Schweiger das alles gnadenlos durchzieht und wie das doch irgendwie ein Film wird, der das schwere Thema Demenz auf eine märchenhaft-ideelle Art umsetzt, lässt den Zuschauer durchhalten. Einen großen Anteil hat daran natürlich Dieter Hallerorden, der hier einfach großartig ist und der diesen Film im Alleingang trägt. Bereits aus anderen Formaten ist bekannt, dass "Didi" auch anders kann, als nur der Komiker zu sein und ohne ihn wäre der Film vermutlich ein Fiasko geworden. Mit seiner großen Schauspiel-Erfahrung bringt er das richtige Gespür für die nötigen Nuancen zwischen Tragik und Komik mit ans Set, das sonst hauptsächlich aus holzschnittartigen Schauspielversuchen von Til Schweiger und Jeanette Hain besteht. Obschon vor allem Schweiger allein mit seinem Charakter den ganzen Film über stört, ist "Honig im Kopf" trotzdem seltsam Herz erwärmend. Selbst Tils Tochter, Emma Schweiger, macht einen guten Job und die zwischen ihr und ihrem Großvater vermittelten Gefühle wirken authentisch, wenngleich manchmal übertrieben und überzeichnet.
Die Mischung aus (zum Teil dummdämlichem) Humor und der Tragik ob der Krankheit von Amandus ist durchaus gelungen. Handwerklich mag er nicht an vorderster Front stehen, vielleicht ist die Thematik auch ein wenig zu humorvoll dargestellt, aber "Honig im Kopf" ist auch nach über 2 Stunden Laufzeit einfach ein sehr guter Film, der vor allem von Dieter Hallervorden lebt. Schade nur, dass Schweiger die dunklen Seiten der Demenz nicht zeigen will, dann hätte es ein besserer Film werden können.
7,5/10
Quellen:
Inhaltsangabe: Leonine
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