Samstag, 19. März 2022

Nightmare Alley (2021)

https://www.imdb.com/title/tt7740496/

Auf einem düsteren Jahrmarkt findet der vor seiner Vergangenheit fliehende Stanton 'Stan' Carlisle (Bradley Cooper) Unterschlupf und lernt bald die Tricks der Schausteller*innen. Durch sein Talent, Menschen um die Finger zu wickeln, nimmt ihn das Mentalistenpaar Zeena & Pete (Toni Collette und David Strathairn) unter ihre Fittiche. Stan wird zum geschickten Schlitzohr, das andere bewusst manipulieren kann. Die kleine Welt des Jahrmarkts reicht ihm bald nicht mehr und er geht in die große Stadt, wo er seine Fähigkeiten bald nicht nur zu Unterhaltung, sondern zu seinem persönlichen Vorteil ausnutzt. Als er mit seiner Masche an die Psychiaterin Lilith Ritter (Cate Blanchett) gerät, lässt die ihn aber nicht auffliegen, sondern hilft ihm. Doch immer mehr zeigt sich, dass Lilith noch gefährlicher als Stan ist. Für den abgebrühten Trickser beginnt ein Spiel, in dem er schon bald die Kontrolle zu verlieren scheint...

Für dunkle Märchen hat der mexikanische Regisseur Guillermo del Toro schon immer eine Vorliebe. In "Pans Labyrinth" überraschte er das Publikum mit einer gelungenen Mischung aus Kriegsdrama und Fantasy-Geschichte. 2018 gewann der Regisseur mit "The Shape Of Water", einer dunklen aber wunderschönen Liebesgeschichte, vier Oscars u.a. als "Bester Film". Nun folgt mit "Nightmare Alley" sein mittlerweile elfter Film, der sich ebenfalls ein Schauermärchen als Vorlage nimmt. Das Remake von "Der Scharlatan" aus dem Jahre 1947 basiert auf William Lindsay Greshams gleichnamigen Roman. Er liefert mit "Nightmare Alley" eine harte Geschichte über Mentalisten, die vieles über dieses dubiose Phänomen aufdeckt. Zwar kann er diesmal nicht ganz so eine Wucht hinterlassen wie bei "The Shape of Water", aber er schafft es mal wieder, eine dreckige und dennoch schöne Atmosphäre zu schaffen. Hinzu kommt ein zwielichtiger Bradley Cooper, der jedoch von Cate Blanchett komplett an die Wand gespielt wird.


Der Film ist in 3 Abschnitte unterteilt. Die erste Phase ist gleich schon der stärkste Moment im gesamten Film. Hier serviert Del Toro dem Zuschauer eine großartige Zirkus-Atmosphäre, die eine große Faszination auslöst und immer einen hohen Spannungsbogen hat. Danach kommt ein Timeskip und in dem Moment verliert der Film leider ein wenig seine Spur und dümpelt eine zeitlang vor sich hin. Zudem gibt es hier ein wenig zu viel Exposition und Foreshadowing, wodurch man sehr schnell erahnen kann, in welche Richtung der Film gehen wird. Der dritte Akt nimmt dann wieder ordentlich an Fahrt auf und da kommen wieder die kleinen brutalen Spitzen von Guillermo Del Toro zur Geltung. Zudem gibt es einige Schockmomente, die man erstmal verdauen muss.


So ist es auch kaum verwunderlich, dass es Del Toro in Handumdrehen gelingt, die passende Atmosphäre zu erzeugen. Das verspielte Set-Design sowie das liebevolle Masken- und Kostümbild transportieren das Publikum sofort in die USA Ende der 1930er, Anfang der 1940er Jahre. Die kalten Farben und das kontrastreiche Bild vermitteln gleich von Beginn an ein Gefühl des Unbehagens, was durch das ausgeprägte Spiel mit Licht und Schatten sowie durch die sehr passend ausgewählte Musik noch einmal zusätzlich verstärkt wird.

Ebenso großartig wie die audio-visuelle Ausgestaltung des Films ist das Schauspiel. Bradley Cooper verkörpert eine unfassbar zwielichtige Figur, die alles andere als ein Held ist. Leider weiß man durch das Übermaß an Foreshadowing sehr schnell, in welche Richtung sich seine Figur entwickeln wird. Dennoch spielt Cooper das großartig, obwohl man kurioserweise gestehen muss, dass sein kurzer Auftritt in "Licorice Pizza" beeindruckender war. Cate Blanchett verdient für ihren Auftritt eine Oscarnominierung als beste Nebendarstellerin, denn sie haut eine Performance raus, die unter die Haut geht. Es ist einfach unglaublich, was für eine unfassbare Präsenz sie hat und da geht Coopers Performance fast unter gegen. Rooney Mara, die im Gegensatz zu ihrer Schwester Kate immer fasziniert, spielt die sympathischste Figur im Film. Sie hat mal wieder enorm viel Ausstrahlung und ihre Bindung zu Bradley Cooper ist sehr stark. Willem Dafoe kommt etwas zu kurz, ist aber mal wieder herrlich diabolisch und seine Aura hat immer einen unglaublichen Sog. Ron Perlman darf auch mal wieder richtig glänzen und auch Toni Collette zeigt erneut, warum sie zu den stärksten Schauspielerinnen Hollywoods gehört.


Und dennoch, trotz all der positiven Aspekte, fehlt dem Film das letzte Fünkchen. Etwas weniger Budenzauber und Taschenspielertricks, dafür etwas mehr Substanz hätte dem Film sicherlich gut getan. "Nightmare Alley" mag unterm Strich zwar nicht Guillermo Del Toros stärkster Film sein, aber er trifft oft die richtigen Töne und kann mit seiner rauen Atmosphäre überzeugen. Dreckig, düster und etwas zu vorhersehbar, doch schauspielerisch ist alles auf einem hohen Niveau und gerade Cate Blanchett spielt mal wieder wie von einem anderen Stern. Leider ist der Film sehr vorhersehbar und er packt zu viel Foreshadowing rein. "Nightmare Alley" ist vielleicht nicht so stark wie Del Toros preisgekrönte Filme, doch er hat mehr Wucht als seine nicht minder unterhaltsamen, aber doch nur mittelmäßigen Lowlights.

7/10

Quellen
Inhaltsangabe: Disney+ / Fox Searchlight

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