http://www.imdb.com/title/tt0114369/
Detective William Somerset (Morgan Freeman), der kurz vor seiner Pensionierung steht, soll Detective David Mills (Brad Pitt) als
seinen Nachfolger einarbeiten. Aufgrund von Spannungen beim ersten
Leichenfund wird Mills auf einen anderen Fall angesetzt. Nachdem
Somerset aber die zwei grausamen Mordfälle, als Strafen für die
Todsünden Maßlosigkeit und Habsucht, miteinander in Verbindung bringen
kann, scheint gewiss, dass noch fünf weitere Morde folgen werden.
Außerdem deutet alles darauf hin, dass es sich bei dem Täter um einen
überdurchschnittlich intelligenten und grausamen Mann handelt, der die
Ermittler mit subtilen Hinweisen an den Tatorten zu lenken versucht. Nach einer Einladung zum Abendessen, initiiert von Mills’ Frau Tracy (Gwyneth Paltrow),
bessert sich das Verhältnis zwischen dem karrierebewußten Heißsporn und
dem desillusionierten zukünftigen Rentner. Doch obwohl sie jetzt, wenn
auch nicht reibungslos, zusammenarbeiten, hinken sie dem Killer auch
nach dem dritten Mord immer noch einen Schritt hinterher. In seiner
Ratlosigkeit besticht Somerset einen FBI-Beamten, um an die Namen von
Bibliotheksnutzern zu kommen, die sich Bücher über die Sieben Todsünden
ausgeliehen haben. Ein Name fällt dabei auf: John Doe!
"Sieben" ist verstörend. Und das auf so eine andere Art und Weise, dass
man sich noch so gut darauf vorbereiten kann, und dennoch: die Wahrheit schlägt so
gnadenlos ins Gehirn ein, dass man einer Auseinandersetzung der
behandelten Konflikte nicht entgehen kann. Die Psychologie dahinter ist
an sich so offensichtlich, dass es umso erstaunlicher erscheint, wie
einem während und vor allem am Ende des Films das Gehirn und der Atem
regelrecht glattgebügelt wird. Schon am Anfang kann einen auf unbefangene Art und Weise der Schock
treffen. "Sieben" zeigt danach, dass der Film mit jeder Sekunde noch einen
drauf setzen kann. Das wirkt aber eben nicht billig oder wie ein
"schneller-härter-besser-Prinzip", sondern ergibt sich einfach aus der
Handlung. Der Film hat es auch gar nicht nötig, die Dinge explizit zu
zeigen. Regisseur David Fincher weiss, dass allein die Ideen und das Wort zu
absoluter Sprachlosigkeit führen können, wahrscheinlich erfolgreicher
als irgendein gezeigtes Blutbad. Und in all dem Thrill kommt sogar der Humor, auch wenn er sehr sparsam eingesetzt wird, nicht zu kurz.
"Sieben" liefert einen sehr tiefen Blick in die menschlichen Abgründe, die
man schon fast nicht mehr menschlich nennen kann. Die Charakterzeichnung
ist schon allein ein Grund, diesen Film als Meisterwerk zu bezeichnen.
Jede Figur ist so anschaulich und verständlich, so menschlich oder eben unmenschlich, dass man die perfekte Chance erhält, völlig in den jeweiligen Charakter und in dessen Welt
einzutauchen. Daraus resultiert auch eine dermaßen dichte Atmosphäre,
dass man sie mit einem Messer durchschneiden könnte. So düster und
vollendet, so abstoßend real, mit einem Hauch von Horror. Letzteres macht vor allem Howard Shore möglich. Seine Musikuntermalung ist unglaublich faszinierend
und passend. Und ehe ich Brad Pitt und Morgan Freeman unerwähnt lasse: Brad Pitt spielt absolut perfekt.
Allein seine Mimik in der letzten Szene, seine absolute Dualität, seine Hin-und-Her-Gerissenheit. Die Art, wie er die Verarbeitung der
schrecklichen Erlebnisse darstellt, einfach fantastisch!
Morgan Freeman ist wie gewohnt ein Sympathieträger sondergleichen, ohne
dabei schlecht zu spielen. Im Gegenteil, er ist so lebhaft und
überzeugend, dass selbst Kevin Spacey Konkurrenz erahnen sollte. Und eben jener Kevin Spacey spielt natürlich den perfekten Antagonist ebenso genial, tatsächlich und richtig
beängstigend...
Die Inszenierung geht in all dem Psychospiel dem Betrachter
gegenüber beinahe unter. Sie hat aber einen wundervoll modernen Touch,
ohne dabei den Sinn für ruhige Bilder zu verlieren und trägt mit
Sicherheit auch zu der gigantischen Atmosphäre bei. Das Wunderbare an dem gerne erwähnten, schockierenden Ende ist, dass
es nicht konstruiert wirkt. Es passt einfach und der Zuschauer fragt
sich, warum er nicht selbst darauf gekommen ist. Weil er eben völlig in die Geschichte eingetaucht war und so schockiert vor dem Bildschirm zurück bleibt, während der Abspann läuft.
"Wenn die Leute einem zuhören sollen, reicht es nicht, ihnen einfach
auf die Schulter zu tippen. Man muß sie mit einem Vorschlaghammer
treffen. Erst dann können Sie sich ihrer Aufmerksamkeit gewiß sein."
Das Ende lässt mich immer noch absolut fassungslos zurück und der Film
ist auch nach mehrmaligen Sehen nachhaltig schockierend. Man spürt, dass es ein Werk von David Fincher ist. Ein Meisterwerk. Volle Punkte!
10/10
Bei uns erschien dieser grandiose Film in einer einzelnen schnöden HD-Slim-Hülle ohne irgendwelche Gimmicks. Bei unseren Nachbarn in Spanien hingegen erschien diese Edition (natürlich inkl. dt. Ton). Darin ist auch der komplette Comic zum Film enthalten (in englisch), der passenderweise wie eines der Tagebücher von John Doe aussieht. Der Film selber steckt ebenfalls in einer HD-Slim-Hülle.
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