http://www.imdb.com/title/tt1598778/
Nachdem eine Frau (Gwyneth Paltrow) nach einer Auslandsreise an einem
mysteriösen Virus stirbt und ähnliche Fälle auf dem ganzen Planeten
auftreten, ist schnell klar: eine Epidemie breitet sich aus, die schnell
weltweit immer größere Teile der Bevölkerung hinwegrafft. Während die
Wissenschaftler des amerikanischen Centers for Disease Control and
Prevention Dr. Ellis Cheever (Laurence Fishburne), Dr. Erin Mears (Kate
Winslet) und Dr. Ally Hextall (Jennifer Ehle) versuchen mehr über das
Virus herauszufinden und ein Heilmittel zu entwickeln, reist Dr. Leonora
Orantes (Marion Cotillard) von der Weltgesundheitsbehörde in Genf nach
Hongkong, wo man den Ursprung der Krankheit vermutet. Unterdessen muss
Mitch Emhoff (Matt Damon) mit dem Tod seiner Ehefrau fertig werden und
versucht verzweifelt, seine Tochter (Anna Jacoby-Heron) vor einer
Infektion zu schützen. Derweil schafft es der fanatische Blogger Alan
Krumwiede (Jude Law) mit seinen Texten weltweit Panik auszulösen...
Im Gegensatz zu diversen anderen Genrevertretern versucht "Contagion"
den Ausbruch eines mutierten "Super-Virus" mit hoher Ansteckungs- und
Mortalitätsrate realistisch darzustellen- das scheint (ohne das Expertenwissen zu besitzen) auch zu gelingen.
Aber in seiner ganzen emotionslosen Nüchternheit kommt dem Streifen leider zuweilen eine Kernessenz, die Spannung, abhanden.
Vielleicht wäre es ab und an angemessener gewesen den Schrecken der
Seuche etwas deutlicher/drastischer zu zeigen, das hätte dem Zuschauer
vlt. an mancher Stelle einen kalten Schauer über den Rücken gejagt, den man bei aller Neutralität von "Contagion" teilweise allzu schmerzlich
vermissen musste.
Zeigt sich auf den ersten Blick natürlich ein Top-Cast, so wirken
aufgrund des kalten Stils manche der Stars seltsam beschnitten und
blass.
Überhaupt scheint "Contagion" mit seiner Vielzahl an Charakteren zu
überladen, eine große Varietät verschiedener (meist gut/top besetzter)
Protagonisten kommt zum Zug, deren Rollen allerdings oft nur äußerst
schnell (teilweise beinahe wirr) eingeführt werden um dann ein
Nischen-/Nebenrollendasein zu fristen. Ein bisschen entfalten können
sich hier nur wenige der bekannten Gesichter, nicht zuletzt ebenfalls
ein Produkt der gewollten Emotionslosigkeit und des nüchternen Stils.
Regisseur Steven Soderbergh geht mit seinem Seuchen-Film eben einen ganz
speziellen Weg und legt seinen Fokus weniger auf Einzelschicksale oder
eine klare Hauptperson, sondern verfolgt tatsächlich den Verlauf und die
Verbreitung der Krankheit selbst, macht diese quasi zum
Hauptdarsteller.
Er nutzt dafür einen sehr nüchternen, distanzierten Stil und springt
wild zwischen verschiedenen Zeiten, Schauplätzen und Personen hin und
her, was oft an Dokumentationen erinnert. Diese schnellen Wechsel können
natürlich auch sehr anstrengend sein, aber wenn man sich nicht auf die
Geschichte einer der vielen Personen beschränkt, sondern versucht, die
dargestellte Epidemie als ganzes zu betrachten, funktioniert der Film
sehr gut.
Wo sich ein Roland Emmerich auf ein Einzelschicksal beschränkt und eine
dramatische, aber austauschbare Geschichte ohne viel Tiefgang erzählt
hätte, versucht Soderbergh möglichst realistisch zu sein und so viele
Aspekte einer Epidemie wie möglich zu zeigen. Er geht auf die
Ausbreitung und Entstehung einer Seuche selbst, die Arbeit der
Wissenschaftler, die Entscheidungen der Weltpolitik, die Rolle der
Medien (sowohl Fernsehen, Printmedien und unabhängige Blogger),
Panikmache, soziale und gesellschaftliche Folgen und die dubiosen
Machenschaften der Pharmaindustrie ein und schlägt dabei oft sehr
kritische Töne an.
Natürlich bleibt bei einer solchen Flut an verschiedenen Themen
einiges sehr oberflächlich, man bekommt aber schon den Eindruck, dass das Ganze fundiert recherchiert und differenziert dargestellt wurde.
Insgesamt gefällt "Contagion" damit sehr gut. Zum einen wegen seiner
ungewöhnlich distanzierten, emotionslosen Machart und zum anderen wegen
seinem Realismus und Informationsgehalt. Wer allerdings große Emotionen,
sentimentale Momente oder große Actionszenen sucht, ist hier falsch.
Wer sich darauf einlassen kann, bekommt einen erfrischenden,
sehenswerten Katastrophenfilm.
7,5/10
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