Sonntag, 20. Juli 2025

The Amateur (2025)

https://www.imdb.com/de/title/tt0899043/

Charles Heller (Rami Malek) ist ein außergewöhnlich begabter, jedoch extrem in sich zurückgezogener Analyst bei der CIA, der sein Dasein in einem unscheinbaren Kellerbüro im Hauptquartier des Geheimdienstes in Langley fristet. Sein geordnetes Leben wird jäh zerstört, als seine Ehefrau bei einem verheerenden Terroranschlag in London ums Leben kommt. Doch anstatt zur Tat zu schreiten, zeigen Charles' Vorgesetzte keinerlei Interesse, den Fall von internationaler Tragweite weiterzuverfolgen. Getrieben von tiefem Schmerz und unbändiger Wut beschließt er letztendlich, sein Schicksal einfach selbst in die Hand zu nehmen. Er verlässt also seine vertraute Umgebung und begibt sich auf eine gefährliche Mission, die ihn um die halbe Welt führt. Mit seinem scharfen Verstand bleibt er seinen Gegnern stets einen Schritt voraus, während er unermüdlich nach den Drahtziehern des Anschlags sucht. Er will um jeden Preis Rache üben.

"The Amateur" ist ein packender Agententhriller, der mit klassischer Rache-Story und frischem Zeitgeist überzeugt. Regisseur James Hawes legt die Latte hoch: Schon zu Beginn wird der Zuschauer mit einem harten Schicksalsschlag konfrontiert - CIA-Kryptograf Charlie Heller, grandios verkörpert von Rami Malek, verliert seine Frau Sarah (Rachel Brosnahan) bei einem brutalen Terroranschlag in London. Was folgt, ist weit mehr als der übliche Rachefeldzug: Es ist das Psychogramm eines Mannes, der aus Schmerz zur Tat schreitet und dabei immer wieder an seine eigenen Grenzen stößt. Der Plot entfaltet sich klug entlang von Verrat, moralischer Ambivalenz und Geheimdienst-Intrigen. Rami Malek spielt Heller als Antihelden, dessen stilles Leid und inneres Feuer die Leinwand dominieren. Ihm gelingt es, die Transformation vom introvertierten Analysten zum getriebenen Rächer auf beeindruckend glaubhafte Weise zu gestalten – nie wird die Figur zum reinen Actionklischee, immer bleibt die Trauer um Sarah spürbar. Rachel Brosnahan gibt der verstorbenen Ehefrau eine emotionale Präsenz, die sich als roter Faden durch Hellers Odyssee zieht. Besonders reizvoll ist Maleks Wechselspiel mit Laurence Fishburne als Ausbilder Henderson, dessen rauer Pragmatismus und ambivalente Vaterfigur eine zusätzliche Schicht von Spannung und Dringlichkeit in Hellers Ringen mit sich selbst bringt.

Die Story nimmt den Zuschauer mit auf einen authentisch wirkenden Trip quer durch Europa – von Paris und Marseille über Madrid bis zum Showdown auf der Ostsee. Dabei nutzt Hawes die Schauplätze gekonnt, um sowohl Atmosphäre als auch visuelle Dynamik zu erzeugen. Die Kameraarbeit sticht heraus: In kalten, klaren Bildern werden Hellers Einsamkeit und die Fremdheit der Städte eingefangen; klaustrophobische Innenräume wechseln sich ab mit weitläufigen Panoramen, ohne jemals in touristische Postkarten abzudriften. Die Actionszenen sind pointiert, nie überladen, oft geprägt von improvisierter Gewalt, wie sie einem Laien plausibel zuzutrauen ist. Besonders gelungen ist die Inszenierung, wie Heller mit cleveren, unkonventionellen Methoden seine Widersacher ausschaltet – Spannung entsteht nicht durch Superkräfte, sondern durch Verzweiflung und Intelligenz. Ein weiteres Highlight ist der Ensemble-Cast: Jon Bernthal überzeugt als Freund und Gegenspieler aus den eigenen Reihen, während Holt McCallany den zwielichtigen CIA-Vorgesetzten mit unterdrückter Aggression und Bedrohlichkeit zeichnet. Die Figuren haben Profil, ihre Motive sind vielschichtig und die typischen Agenten-Klischees werden angenehm unterwandert. Der Film bedient sich klassischer Spionage-Ästhetik, bleibt aber ästhetisch und dramaturgisch auf der Höhe der Zeit. Musik und Ton sorgen für eine permanente Grundspannung und verstärken die innere Zerrissenheit des Protagonisten. Die Spannung verdankt sich gerade den Momenten, in denen Heller keine erfahrener Killer, sondern ein trauernder Witwer ist, der an seinem Plan, mit dem Leben und seinen Feinden abzurechnen, fast zerbricht.

"The Amateur" ist ein Thriller mit Herz, Intellekt und echtem Gespür für visuelles Storytelling. Der Film erinnert daran, dass großartige Action nicht nur aus grellen Explosionen, sondern aus Figuren mit Tiefe und Entscheidungsnot entsteht. Rami Malek liefert eine der stärksten Leistungen seiner Karriere ab und hebt einen bekannt anmutenden Stoff auf ein zeitgemäßes, intensives Niveau. Wer intelligente Spannung mit glaubhaften Figuren und kühler, aber präziser Kamera liebt, wird diesen Film feiern.

8/10


Quellen:
Inhaltsangabe: Twentieth Century Studios
Poster/ArtworkTwentieth Century Studios

The Pink Panther - Der rosarote Panther (1963)

https://www.imdb.com/de/title/tt0057413/

Der rosarote Panther ist ein großer Diamant mit rosarotem Schimmer und einem kleinen Schatten in der Mitte. Da der aussieht wie ein springender Panther, bekam der Edelstein seinen Spitznamen verpasst. Im italienischen Wintersportort Cortina d'Ampezzo wird er vom englischen Meisterdieb "Das Phantom" (David Niven) stibitzt. Jaques Clouseau (Peter Sellers), ein trotteliger Inspektor, ist ebenfalls am Skiort zugegen und setzt nun alles daran, den cleveren Gauner endlich zu stellen. Der aber versteht es, seine Häscher zu täuschen und immer wieder abzuschütteln. Wird es dem Inspektor trotzdem gelingen, seine Lebensaufgabe zu erfüllen? Und wer von den Urlaubsgästen treibt noch ein falsches Spiel...?

"Der rosarote Panther" aus dem Jahr 1963 ist ein herrlich beschwingtes Vergnügen, das den Esprit der sechziger Jahre und den Glamour eines mondänen Krimi-Klassikers so charmant einfängt wie kaum ein anderer Film seiner Zeit. Regisseur Blake Edwards serviert einen köstlichen Cocktail aus Gaunerkomödie, Liebeswirren und Slapstick, der noch heute das Publikum zum Lachen bringt. Im Mittelpunkt strahlt Peter Sellers als Inspektor Clouseau - ein geniales Slapstick-Original, dessen tollpatschige Genialität und stoische Selbstüberschätzung jede Szene ins Chaos, aber immer auch ins Komische kippen lässt. Ihm gegenüber steht David Niven in Höchstform als eleganter Gentleman-Gauner Sir Charles Lytton, dessen schelmisches Grinsen und unwiderstehliche Lässigkeit eine ideale Ergänzung zum Chaos-König Clouseau bilden. Capucine gibt die doppelbödige, elegant-verschmitzte Ehefrau Clouseaus, während Claudia Cardinale als glamouröse Prinzessin Dala dem illustren Ensemble zusätzlichen Glanz verleiht. Die Handlung um den legendären rosa Diamanten - voller Verwechslungen, Seitensprünge und absurd komischer Fettnäpfchen - ist der perfekte Schauplatz für Temposlapstick und geistreiche Dialoge. 

Dabei versprüht der Film den eleganten Jetset-Zauber der Sechziger, garniert mit exzellenter Musik (das ikonische Thema von Henry Mancini ist längst in die Popkultur eingegangen) und einer Ausstattung, die Cortina d'Ampezzo in ein winterliches Luxusparadies verwandelt. Im zeitlichen Kontext wirkt "Der rosarote Panther" wie ein Vorbote moderner Komödien: Hier vereinen sich britische Coolness, italienischer Glamour und amerikanischer Slapstick zum perfekten Krimi-Vergnügen. Das Zusammenspiel der Darsteller, die exquisite Situationskomik von Sellers und Edwards’ Gespür für Tempo und Ironie machen den Film zum zeitlosen Klassiker. Wer einen Beweis dafür sucht, dass Komödien mit Stil altern können wie ein guter Jahrgangs-Champagner, der sollte Clouseau bei seinen herrlichen Desastern zuschauen - und herzhaft lachen.

8/10

Quellen:
Inhaltsangabe: United Artists
Poster/Artwork: Mirisch G-E Productions

Samstag, 19. Juli 2025

Munch (2023)

https://www.imdb.com/de/title/tt20674118/

Der norwegische Maler Edvard Munch (Alfred Ekker Strande, Mattis Herman Nyquist, Ola G. Furuseth, Anne Krigsvoll) kämpft in den letzten Tagen seines Lebens mit aller Kraft darum, den Nazis seine Kunst nicht in die Hände fallen zu lassen. Mit dem Kampf um seine Kunst kennt sich Munch aus. Zeitlebens wollte der Kunstbetrieb nichts mit dem Norweger anfangen. Trotz früher Rückschläge – etwa eine skandalumwitterte Ausstellungen seiner Bilder auf Einladung des Berliner Kunstvereins in die deutsche Hauptstadt Ende des 19. Jahrhunderts – ließ er sich nicht beirren. Auch von einer späteren Einweisung in ein psychiatrisches Krankenhaus lässt er sich nicht unterkriegen.

"Munch" von Henrik Martin Dahlsbakken ist ein ungewöhnliches Biopic, das sich mit radikaler Formensprache und erkennbar künstlerischem Anspruch der Lebensgeschichte von Edvard Munch nähert. Statt einer klassischen Chronologie wählt der Film eine fragmentierte Struktur, springt durch verschiedene Lebensphasen des norwegischen Malers und wagt zahlreiche stilistische Experimente. Mehrere Schauspieler, darunter auch Frauen in Männerrollen, verkörpern Munch in unterschiedlichen Abschnitten; der Regisseur erlaubt sich, Bildsprache und Zeitebenen wild zu variieren. Eindrucksvoll gelingt es so stellenweise, die emotionale Zerrissenheit und kreative Rastlosigkeit dieses Ausnahmekünstlers abzubilden. Vor allem die existenziellen Ängste, der Schmerz über familiäre Verluste und die nie ganz greifbare Inspiration von "Der Schrei" werden in bilderstarken Momenten greifbar.

Allerdings ist der Preis für diesen Mut zum Experiment hoch: Die Sprünge und Brüche in Inszenierung und Erzählweise machen es dem Zuschauer schwer, einen echten Zugang zu Munch als Mensch zu gewinnen. Einzelne Episoden, etwa Munchs Berliner Zeit, setzen auf überraschende Modernisierungen und verlegen den Künstler ins heutige Hipster-Milieu – eine interessante Idee, die aber etwas bemüht wirkt und das an sich schon brüchige Porträt noch fragmentarischer erscheinen lässt. Andere Abschnitte, etwa die Darstellung seines psychischen Absturzes, setzen stark auf symbolhafte Schwarzweiß-Bilder, die durchaus intensiv wirken, aber emotional nicht immer treffen. So bleibt vieles an der Oberfläche: Enge Freunde, Liebesbeziehungen oder der Austausch mit Künstlerkollegen tauchen mehr als Zitate denn als echte Charaktere auf, wirkliche Tiefe entsteht selten.

Insgesamt beeindruckt "Munch" durch visuelle Ideen, atmosphärische Dichte und die Ernsthaftigkeit, mit der er Munchs innere Kämpfe und den Zusammenhang von Lebenskrise und Kunst thematisiert. Doch das Biopic ist im Grundton ebenso zerrissen wie sein Sujet: Wer nach einer schlüssigen, nachvollziehbaren Lebensgeschichte sucht, dürfte enttäuscht sein; für Kenner von Munchs Werk und Liebhaber experimentellen Arthaus-Kinos bietet der Film jedoch spannende Zugänge und neue Blickwinkel. Am Ende bleibt "Munch" ein nur bedingt gelungener, aber durchaus sehenswerter Versuch, das Leben eines Genies mit künstlerischer Freiheit und eigenwilligem Stil einzufangen. Mittelmäßig – aber immer wieder faszinierend und im richtigen Moment überraschend.

5/10

Quellen:
Inhaltsangabe: Splendid
Poster/ArtworkViaplay Group/The Film Company

Beau Is Afraid (2023)

https://www.imdb.com/de/title/tt13521006/

Beau (Joaquin Pheonix) ist erfolgreicher Unternehmer und leidet zugleich an einer schweren Paranoia, die nicht zuletzt sehr wahrscheinlich im Zusammenhang mit seiner komplizierten Beziehung zu seiner mittlerweile nicht mehr lebenden Mutter steht. Dass er seinen Vater nie kennenlernte, ist der Stabilität seiner Psyche auch nicht unbedingt zuträglich. Zwar sucht sich Beau Hilfe bei einem Therapeuten, der ihm auch ein paar vermeintlich heilbringende Medikamente gegen seine Paranoia verschreibt. Aber so richtig ändert sich an seiner Situation nichts. Ganz im Gegenteil: Während Beau in die alte Heimat reist und währenddessen immer mehr den Verstand zu verlieren scheint, bricht um ihn herum die Realität zusammen. Er wird in eine Welt irgendwo zwischen Traum und Wirklichkeit geworfen, in der er nicht nur mit seinem jüngeren Ich konfrontiert wird, sondern sich auch seiner Person im hohen Alter stellen muss...

Ari Aster, bekannt für seine gefeierten Werke "Hereditary" und "Midsommar", liefert mit "Beau Is Afraid" einen Film ab, der sich radikal von seinen bisherigen Horror-Meisterwerken abhebt, dabei aber seine unverkennbare Handschrift und seinen Hang zum Albtraumhaften beibehält. Statt eines klassischen Horrors taucht der Zuschauer diesmal in einen drei Stunden langen, verstörenden, tragikomischen Psychotrip ein, der in Inhalt, Bildsprache und emotionaler Wucht alles Vorangegangene noch übertrifft. Schon mit "Hereditary" definierte Aster das Familiendrama als Horror - nun dekonstruiert er in "Beau Is Afraid" die Mutter-Sohn-Dynamik auf groteske, kafkaeske und oft auch schwarzhumorige Weise. Hier ist das Unheimliche weniger übernatürlich als vielmehr tief in der Psyche seines Protagonisten verwurzelt: Beau, großartig gespielt von Joaquin Phoenix, ist ein von Ängsten, Schuld und Scham zerfressener Mann, der auf einer absurden Odyssee quer durch sein von Traumata verseuchtes Leben stolpert.

Phoenix trägt den Film mit einer Tour-de-Force-Leistung, wie sie in den letzten Jahren nur selten zu sehen war. Seine Darstellung eines Mannes, der gleichermaßen Opfer, Überlebender und Spielball seiner eigenen Neurosen ist, ist nuanciert, tieftraurig und immer wieder komisch. Allein die Körpersprache im ständigen Grenzbereich von Panik, Apathie und existenziellem Schrecken ist beeindruckend - selten hat ein Schauspieler eine solche Verlorenheit so greifbar gemacht. Die Welt, durch die Beau taumelt, ist eine groteske Überhöhung banalster Alltagsgefahren, gespickt mit herrlich bösem Humor: Von der absurden U-Bahnhöllenstadt über ein gnadenlos spießiges Suburbia (mit famosen Nebenauftritten von Amy Ryan und Nathan Lane) bis hin zum Finale, das von Patti LuPone als omnipräsente Mutter dominiert wird, entfaltet Aster ein völlig eigenes Universum der Angst und Lächerlichkeit. Asters Mut zu surrealen Episoden, gewollter Überlänge und erzählerischer Wildheit zahlt sich aus - auch weil der Regisseur die Balance zwischen tragischem Drama und schwarzer Komödie hält. "Beau Is Afraid" ist gleichermaßen Albtraum, Gesellschaftssatire und tiefenpsychologisches Kammerspiel, angefeuert von einer dichten Bildsprache und exzellentem Sounddesign.

Auffällig ist, wie sehr sich Aster dabei vom klaren Genrehorror der Vorgänger löst: Wo "Hereditary" und "Midsommar" den Schrecken im Außensichtbaren suchten, ist der Horror hier psychisch, internalisiert, manchmal fast grotesk komisch - und dank Joaquin Phoenix jederzeit glaubwürdig und mitreißend. "Beau Is Afraid" ist eine außergewöhnliche Kinoerfahrung und zugleich eine Herausforderung: ein opulentes, verstörendes, immer wieder auch komisches Psychodrama, getragen von einem herausragenden Joaquin Phoenix in der wahrscheinlich komplexesten Rolle seiner Karriere. Ari Aster unterläuft und übertrifft die Erwartungen an sein Schaffen gleichermaßen und schafft einen Film, der nicht nur diskutiert, sondern erlebt und verdaut werden will. Für Liebhaber des eleganten, intelligenten und absurden Kinos ist dies ein kleines Highlight.

7/10

Quellen:
Inhaltsangabe: Leonine
Poster/ArtworkA24/Access Entertainment/IPR.VC/MTL Grandé Studios/Square Peg

Freitag, 18. Juli 2025

Den Of Thieves: Pantera - Criminal Squad 2 (2025)

https://www.imdb.com/de/title/tt8008948/

Es ist noch nicht lange her, dass FBI-Ermittler Nick Flanagan (Gerard Butler) sich eingestehen musste, dass nicht er gewonnen hat, sondern der nerdige Gangster-Handlanger Donnie Wilson (O'Shea Jackson Jr.). Dieser hat den großen Coup von Anfang an geplant und konnte sich am Ende mit jeder Menge Kohle aus dem Staub machen. Das will Flanagan natürlich nicht auf sich sitzenlassen. Der grimmige Cop bekommt heraus, dass sich Donnie einer neuen Crew angeschlossen hat, die erneut einen spektakulären Coup plant: Das World Diamond Center, eine Börse für die kostbaren Edelsteine im niederländischen Antwerpen, soll in Zusammenarbeit mit der berüchtigten Panther-Mafia ausgeraubt werden. Flanagan begibt sich also nach Europa und mit auf die Jagd nach Donnie, wird dabei jedoch unerwarteter Teil des verbrecherischen Geschehens.

Mit  "Criminal Squad 2" liefert Regisseur Christian Gudegast eine gelungene Fortsetzung, die das Heist-Genre mit europäischen Schauplätzen und einer geballten Ladung Action angenehm weiterdenkt. Schon der Vorgänger überzeugte als routinierter Cop vs. Gangster Thriller à la  "Heat", in dem Gerard Butler als kompromissloser L.A.-Detective Big Nick O’Brien und O’Shea Jackson Jr. als smarter Gangster Donnie Wilson die Leinwand mit starker Präsenz und messerscharfer Chemie beherrschten.

Der zweite Teil verlagert die Geschichte aus den düsteren Straßen von L.A. an die Côte d’Azur und nach Nizza - was nicht nur den Look des Films auffrischt, sondern auch atmosphärisch eine neue Dynamik schafft. Big Nick (Gerard Butler), frisch geschieden, heftet sich erneut an Donnies Fersen, der diesmal mit der  "Pantera-Crew" und der charismatischen Anführerin Jovanna (Evin Ahmad) das  "World Diamond Center" ins Visier nimmt. Als jedoch zusätzliche Konflikte durch die kalabrische Mafia aufkommen, entspinnt sich eine packende Hetzjagd mit mehreren Parteien, die den Zuschauer bis zum letzten Twist bei der Stange hält. Die Actionszenen sind seltener, aber dafür umso wirkungsvoller inszeniert: Die eröffnende Verfolgungsjagd und besonders der minutiös geplante Heist im Diamantenzentrum bieten Hochspannung, virtuos eingefangene Dynamik und cleveren Schnitt. Gudegast orientiert sich sichtbar an Genreklassikern wie  "Ronin", steigert jedoch durch die Echtzeit-Inszenierung des Coups und die innovative Nutzung der Schauplätze das Adrenalin auf ein neues Level. Einzelne Sequenzen - etwa die Flucht durch das weitverzweigte Börsengebäude, bei der digitale "Heist-Maps " und handfeste Safeknacker-Skills zum Einsatz kommen - zählen zu den aufregendsten und stilsichersten ihrer Art der vergangenen Jahre.


Gerard Butler spielt seinen Cop erneut als zynischen Haudegen mit gebrochener Männlichkeit und lakonischen Sprüchen und sorgt jede Minute für unterhaltsame Präsenz. O’Shea Jackson Jr. nutzt die Chance, Donnie diesmal vielschichtiger, abgeklärter und smarter auszuspielen, was seiner Figur zusätzliche Tiefe verleiht. Evin Ahmad als Jovanna bringt frischen Wind ins Team und überzeugt sowohl in den Planungssequenzen als auch im Spiel zwischen ihren männlichen Kollegen. Die Chemie zwischen Butler und Jackson Jr. knistert auf dem gleichen hohen Niveau wie im Vorgänger, was vor allem die gemeinsamen Szenen zu echten Highlights macht.

Der Soundtrack von Kevin Matley setzt auf moderne Elektronik-Sounds und stimmige Heist-Musik, die die Spannung während der Coups meisterhaft unterstützt und das mediterrane Setting perfekt untermalt. Kameramann Terry Stacey nutzt die Sonne Südfrankreichs, das Spiel von Licht und Schatten in engen Altstadtgassen und die luxuriöse Architektur des Diamantenzentrums gekonnt, um immer wieder neue visuelle Höhepunkte zu setzen. Die Kamera bleibt in den Actionszenen dynamisch und lässt den Zuschauer mitten ins Geschehen eintauchen, ohne den Überblick zu verlieren - ein klarer Fortschritt gegenüber vielen aktuellen Actionfilmen. "Criminal Squad 2" ist unterhaltsame, stilvolle Heist-Action mit hervorragendem Ensemble, atmosphärischen Locations und einem modernen Score. Die Kombination aus cleverem Coup, stimmigen Figurenbeziehungen und einer Prise mediterranem Gangster-Charme machen den Film nicht nur zum würdigen Nachfolger, sondern auch zu einem Highlight für Genre-Fans, die Spaß an internationalen Actionthrillern mit Herz und Stil haben. Wer also schon am ersten Teil Freude hatte, wird hier bestens bedient - das Katz-und-Maus-Spiel geht auf hohem Niveau weiter.

7/10

Quellen:
Inhaltsangabe: Constantin Film
Poster/ArtworkAtmosphere Entertainment MM/Diamond Film Productions/Eone Entertainment/G-BASE/G-Unit Film & Television/Palma Pictures/Shaken Not Stirred/Sierra / Affinity/Tucker Tooley Entertainment

The Old Guard 2 (2025)

https://www.imdb.com/de/title/tt14961624/

Andy (Charlize Theron) und ihre Mitstreiter*innen stehen erneut vor einer gewaltigen Herausforderung. Während sie versucht, sich mit ihrer Sterblichkeit zu arrangieren, lebt Booker (Matthias Schoenaerts) weiterhin im Exil. Quynh (Veronica Ngô) hat ihr Gefängnis unter Wasser hinter sich gelassen und verfolgt nun eigene Ziele. Als eine rätselhafte Gefahr auftaucht, gerät die fragile Balance der Gruppe ins Wanken. Nile (KiKi Layne), Joe (Marwan Kenzari), Nicky (Luca Marinelli) und Copley (Chiwetel Ejiofor) schließen sich mit Tuah (Henry Golding) zusammen – einem langjährigen Weggefährten, der mehr über den Ursprung ihrer Kräfte wissen könnte. Gemeinsam stellen sie sich einer Bedrohung, die ihre Existenz infrage stellt.

 "The Old Guard 2" führt die Geschichte der unsterblichen Söldnertruppe um Andy (Charlize Theron) auf Netflix fort und knüpft optisch wie inhaltlich an den erfolgreichen ersten Teil von 2020 an. Was als energiegeladene Fortsetzung beginnt, entpuppt sich jedoch als durchwachsener Film, der nur noch punktuell mitreißt und die Stärken des Vorgängers vermissen lässt. Der erste "The Old Guard" überzeugte viele Zuschauer mit dynamischer Action, starker Team-Chemie und einer überraschend emotionalen Tiefe, die die Bürde und Melancholie der Unsterblichkeit thematisierte. Die Mischung aus Superhelden-Action und nachdenklichem Drama machte das damalige Netflix-Highlight zu einer runden Sache.


Im zweiten Teil gelingt es Regisseurin Victoria Mahoney zwar, das Action-Level hochzuhalten, doch bleibt der emotionale Kern weitgehend auf der Strecke. Von der gelungenen Figurenentwicklung aus Teil eins ist wenig übrig; die Gruppe wird auseinandergerissen, viele der beliebten Nebencharaktere - besonders das Paar Joe und Nicky - verbleiben viel zu lange am Rand der Handlung oder verschwinden ganz von der Bildfläche.


Die Handlung wirkt trotz anfänglicher Energie schnell zerfasert: Während Andy und Co. ein neues Abenteuer rund um eine weitere Unsterbliche namens Discord (Uma Thurman) erleben, verliert der Film mit jeder Minute an Struktur. Neue Figuren wie Tuah (Henry Golding) werden eingeführt, die allesamt nur bedingt Tiefe entfalten. Interessant: Der Konflikt um die lange tot geglaubte Quỳnh, Andys ehemalige Gefährtin, hätte emotionalen Sprengstoff geboten, bleibt jedoch unterentwickelt. Die Bösewichtin Discord verkommt zur blassen Genre-Schablone und auch das eigentliche Ziel - ein Angriff auf eine indonesische Nuklearanlage - sorgt mehr für geplantes Blockbuster-Feeling als für echte Spannung. Charlize Theron bleibt das Zentrum und überzeugt auf gewohnt hohem Niveau - vor allem durch ihre physischen Leistungen, Gestik und Mimik. Das erste große Gefecht in einer italienischen Villa ist temporeich inszeniert und erinnert daran, warum der Vorgänger so viel Spaß gemacht hat. Leider bricht das Tempo nach dem Auftakt stark ein, die Action fühlt sich später zu routiniert oder gar formelhaft an. Auch die Chemie innerhalb des Teams funktioniert nur noch eingeschränkt, weil Nebenfiguren wie Nile (KiKi Layne) als reine Plotdevices dienen. 

Während der Vorgänger subtil queere Themen, persönliche Verluste und das Gewicht der Unsterblichkeit behandelte, bleibt Teil zwei überraschend oberflächlich. Beziehungen und tiefere Konflikte werden angerissen, aber nie wirklich vertieft. Besonders das Fehlen der queeren Elemente und der emotionale Abstand der Figuren werden von vielen Kritikern bemängelt.


"The Old Guard 2" ist ein solide produziertes, aber klar schwächeres Sequel, das trotz glamouröser Besetzung, aufwändig inszenierter Action und internationalem Flair in der eigenen Mythologie stecken bleibt. Fans des ersten Teils dürften einige bekannte Motive und Szenen genießen, treffen aber auf ein eher beliebiges Franchise-Kapitel, das nie ganz aus dem Schatten seines Vorgängers herauskommt. Besonders die fahle Charakterzeichnung und das Cliffhanger-Ende sorgen für Ernüchterung - die Vorlage hätte mehr hergegeben. Unterm Strich avanciert der Film irgendwo zwischen mittelmäßig bis gerade noch gut - für Fans akzeptabel, für das Genre insgesamt nicht mehr als Durchschnitt.

5/10

Quellen:
Inhaltsangabe: Netflix
Poster/Artwork: Netflix

Donnerstag, 17. Juli 2025

Ruthless - Ruthless: Gnadenlos (2023)

https://www.imdb.com/de/title/tt14670094/

Vor vier Jahren wurde die Tochter von Harry Sumner (Dermot Mulroney) ermordet. Obwohl der Täter gefasst und hinter Schloss und Riegel ist, leidet der Highschool-Coach noch immer sehr unter dem Geschehenen. Als er dann Anzeichen von häuslicher Gewalt bei einer Schülerin bemerkt, geht er sofort zum Direktor (Joe Palubinsky). Doch der weigert sich, die Polizei einzuschalten. Also stattet Sumner Catias (Melissa Diaz) Stiefvater Tom (Mauricio Mendoza) persönlich einen Besuch ab und bricht ihm einen Arm. Was allerdings nicht verhindert, dass dieser das Mädchen an Menschenhändler verkauft. Detective Monaghan (Niko Foster), der damals den Fall von Harrys Tochter gelöst hatte, schafft es zu verhindern, dass Harry wegen des Angriffs auf Tom ins Gefängnis kommt. Doch der besorgte Lehrer kann nicht anders, als alles zu versuchen, Catia zu retten. Er macht die Gangster in Las Vegas ausfindig, wo Hotelbesitzer Dale Remington (Jeff Fahey) regelmäßig Teenagerinnen an reiche Kunden aus aller Welt versteigert...

"Ruthless" versucht sich an einem bewährten Rezept: Ein tief getroffener Vater, gespielt von Dermot Mulroney, greift nach dem Mord an seiner Tochter mit aller Härte gegen ein Menschenhändlerring durch. Was als emotional aufgeladenes Rachedrama gedacht ist, verkommt jedoch zu einem generischen und überraschend spannungsarmen Genre-Eintrag. Der Film orientiert sich offensichtlich an Vorbildern wie "Taken" oder "Death Wish", aber ohne deren Zugkraft oder Originalität. Mulroney spielt den ehemaligen Wrestling-Coach Harry, dessen Leben nach dem tragischen Verlust seiner Tochter völlig entgleist. Als eine Schülerin, Catia (Melissa Diaz), von ihrem gewalttätigen Stiefvater an eine kriminelle Organisation verkauft wird, nimmt Harry das Gesetz kurzerhand selbst in die Hand. Zwar bleibt Mulroney bemüht und bringt seine bekannte Mischung aus Grummel-Charisma und gebremstem Engagement ein, doch kann er das flache Drehbuch und die oberflächlichen Charaktere nicht retten.

Die Nebenfiguren, allen voran Jeff Fahey als Antagonist und Mauricio Mendoza als brutaler Stiefvater, bleiben austauschbar und klischeehaft, ohne echte Akzente zu setzen oder die Handlung emotional aufzuladen. Regisseur Art Camacho, selbst ehemaliger Stuntman, enttäuscht mit überraschend uninspirierten und spärlich gesäten Actionszenen. Was im Finale als großer Showdown konzipiert ist, verkommt zu harmlosen Schlägereien und wenig aufregenden Auseinandersetzungen – Spannung oder spektakuläre Choreografien sucht man vergeblich. Auch visuell bleibt "Ruthless" blass, die Kameraarbeit und das gesamte Produktionsdesign sind billig und unauffällig. Das Drehbuch ist ein Flickenteppich aus altbekannten Versatzstücken: Die Dialoge klingen oft hölzern und unnatürlich, Pausen reißen jede Dynamik heraus, während die Story in vorhersehbaren Bahnen bleibt und keinerlei Überraschungen bietet. Die Versuche, soziale Themen wie Menschenhandel und häusliche Gewalt einzubringen, geraten oberflächlich und gehen nie wirklich unter die Haut. Dass Harry Probleme meist buchstäblich mit Faust und gebrochenen Armen löst, macht ihn mehr zum thronenden Antihelden als zur differenziert gezeichneten Figur. 

"Ruthless" ist weder besonders schlecht noch irgendwie reizvoll – stattdessen reiht er sich in die lange Riege der generischen B-Actioner ein, die schnell wieder aus dem Gedächtnis verschwinden. Trotz Mulroneys solider Leistung fehlt es an emotionaler Tiefe, spannender Action und erzählerischem Ehrgeiz. Wer einfach sehen will, wie ein paar Bösewichte verhauen werden, wird hier fündig, doch für jeden anderen bleibt "Ruthless" schlichtweg belanglos und austauschbar. Austauschbarer, ideenloser Thriller, der aus seiner brisanten Thematik und seinem Cast zu wenig macht.

4/10

Quellen:
Inhaltsangabe: Splendid
Poster/ArtworkPremiere Entertainment Group/AXI-ON/Al Bravo Films/BondIt Media Capital/Revisilagi Vfx Studio

Cult Killer - The Last Girl (2024)

https://www.imdb.com/de/title/tt21151212/

Die junge Cassie (Alice Eve) ist eine Alkoholikerin, die nichts anderes interessiert, als irgendwie an ihren nächsten Drink zu kommen. Als sie sich eines Tages sturzbetrunken mit gleich mehreren Kerlen anlegt, wird sie von dem erfahrenen Privatdetektiv Mikeal Tallini (Antonio Banderas) gerettet. Als Cassie bald darauf zu ihm kommt, um sich zu bedanken, bietet er ihr an, sie zu seiner Assistentin auszubilden, um ihrem Leben endlich eine Perspektive zu geben. Fünf Jahre später lebt Cassie komplett nüchtern und ist dabei, sich als Privatdetektivin auf eigene Rechnung zu etablieren. Als Tellini brutal ermordet wird, ist Cassie jedoch kurz davor, wieder aus der Bahn zu fliegen. Da bittet Detective Sergeant Rory (Paul Reid) von der örtlichen Polizei sie, ihm bei der Auflösung des Falles zu helfen. Auf der Suche nach Hinweisen stößt Cassie auf die wütende Jamie (Shelley Henning), eine junge Frau, die behauptet, als Sexsklavin gehalten worden zu sein. Könnte sie wirklich Cassies Mentor auf dem Gewissen haben?

"The Last Girl" (im Original "Cult Killer") verspricht mit einem starken Cast - allen voran Alice Eve und Antonio Banderas - einen packenden Psychothriller, doch letztlich bleibt davon wenig übrig. Regisseur Jon Keeyes versucht sich an Themen wie Sexsklaverei und organisiertes Verbrechen, scheitert aber an einer einfallslosen, vorhersehbaren und überzogenen Inszenierung. Die Story um eine Privatdetektivin, die nach dem Mord an ihrem Mentor in Kreise von Menschenhändlern und finsteren Kulten eintaucht, entpuppt sich schnell als uninspirierte Aneinanderreihung von Klischees. Die Auflösung ist bereits nach wenigen Minuten absehbar und der Film schafft es zu keinem Zeitpunkt, echte Überraschungen oder Thrill zu bieten. Statt packender Ermittlungen gibt es übertriebene Action und plumpe Gewalt, die ohne dramaturgischen Mehrwert bleibt.

Viel zu häufig verliert sich der Film in belanglosen Dialogen und unnötigen Szenen, die das ohnehin lahme Tempo weiter ausbremsen. Wichtige Wendungen werden zu früh vorweggenommen und einige Szenen - wie etwa eine peinliche Prügelei mit zwielichtigen Wächtern - wirken fast schon unfreiwillig komisch. Was als düsterer Thriller starten soll, kippt immer wieder ins unfreiwillig Absurde. Keeyes gelingt es einfach nicht, gesellschaftlich brisante Themen ernsthaft zu behandeln. Die Darstellung von Gewalt und Missbrauch ist teils effekthascherisch, bleibt aber oberflächlich und wenig reflektiert. Auch ausgefallene Nebenfiguren oder ausgefeilte Charakterentwicklungen sucht man vergeblich: Die Figuren bleiben blass, Motive und Handlungen oft unglaubwürdig. Antonio Banderas bekommt nur eine untergeordnete, wenig aussagekräftige Rolle und ist in einem Film von dieser Qualität völlig verschenkt. Alice Eve ringt ihrer Hauptfigur vereinzelt glaubwürdige Momente ab, kann aber dem blassen Drehbuch nicht mehr Tiefe verleihen. Der Rest des Ensembles bleibt ebenso austauschbar.

"The Last Girl" ist ein Thriller, dessen größte Verbrechen sein vorhersehbarer Plot, unnötige Übertreibungen und ein klischeebeladenes Drehbuch sind. Trotz interessanter Grundideen gelingt es nicht, eine fesselnde Atmosphäre oder glaubwürdige Figuren zu schaffen. Wer auf Spannung, raffinierte Wendungen oder fesselnde Ermittlungen hofft, wird enttäuscht. Der Film ist bestenfalls Zeitverschwendung für alle, die vom Genre mehr erwarten als abgenutzte Formeln und verschenktes Talent.

3/10

Quellen:
Inhaltsangabe: Splendid
Poster/ArtworkSaban Films/Yale Productions/Hail Mary Pictures

V/H/S/85 (2023)

https://www.imdb.com/de/title/tt22640398/

Eine Naturkatastrophe führt zu einer erschreckenden Entdeckung, zu schockierendem Terror auf einem sonnenüberfluteten See und zu einem Performance-Kunstwerk, das versucht, mit einem neuen Gott Kontakt aufzunehmen. Wie hängen diese Ideen zusammen? Der Found-Footage-Franchise kehrt zurück mit mehr noch mehr unheimlichen Wesen als zuvor.

 Mit "V/H/S/85" wird die Found-Footage-Horrorreihe zum sechsten Mal fortgesetzt - und dabei zieht der Film alle 80er-Register: Grobkörnige VHS-Ästhetik, authentische Zeitkolorit-Referenzen und ein Sammelsurium verstörender Kurzgeschichten. Der Qualitätsstandard schwankt wie gewohnt, insgesamt liefert der Film aber eine mittelmäßig bis gute Anthologie ab, die sowohl langjährige Fans als auch Retro-Horror-Enthusiasten erreichen dürfte.

Die Rahmenhandlung bildet "Total Copy" und imitiert eine investigative TV-Shows der 80er, die einem Forscherteam folgt, das einen mysteriösen, fernsehbesessenen Jungen untersucht. Diese Rahmenhandlung zählt zu den stärkeren der gesamten Reihe, überzeugt durch Atmosphäre und einen irritierenden, beklemmenden Aufbau. Der Einstieg "No Wake & Ambrosia" erinnert an klassische Teenie-Camping-Horrorfilme mit See-Setting - erst scheinbar klischeehaft, dann jedoch mit cleveren Twists rund um tödliche Schüsse, Auferstehung und einen völlig entgleisenden Familienkult. Besonders der Überraschungseffekt und die kreative Wendung sorgen für einen der unterhaltsameren Beiträge.  

Ein Nachrichtenteam wird in "God Of Death" beim 1985er-Erdbeben in Mexiko unter die Erde gespült und stößt in einer Höhle auf aztekische Relikte - und uralte Götter. Das Segment kombiniert geschickt Katastrophenkino, Found-Footage und Mythologie, besticht durch klaustrophobische Spannung und ist cineastisch wie inhaltlich ein herausragender Beitrag des Films. Ein Sprung in experimentellen Techno-Horror bietet dann "TKNOGD": In einer düsteren Performance-Art-Show wird mit (damals revolutionärer) VR-Technologie kokettiert, was zum Kontakt mit einer anderen Welt führt. Der Part punktet vor allem durch Schauwerte und abgefahrene Ideen, bleibt aber inhaltlich der schwächste Teil der Sammlung. In "Dreamkill" steht eine Reihe unheimlicher Snuff-Videobänder im Mittelpunkt, die ein Ermittlerteam bei einer brutalen Mordserie verfolgen muss. Das Storytelling ist unkonventionell, blutig und nihilistisch; Freunde expliziter Splatterbilder kommen auf ihre Kosten. Insgesamt solide, aber mit Überlänge und teils unnötiger Härte. 

Der große Pluspunkt von "V/H/S/85" ist der gelungene 80er-Look - Filter, Sound und Bildästhetik fühlen sich authentisch und nicht künstlich nostalgisch an. Die meisten Segmente setzen stark auf praktische Effekte und expliziten Gore, teilweise bis an die Grenze des Geschmackvollen. Inhaltlich bleibt der Film jedoch inkonsistent: Einzelne Beiträge heben das Niveau, andere sind deutlich konventioneller oder wenig innovativ. Dennoch: Der Film wirkt insgesamt geschlossener und konsistenter als andere Teile der Reihe. Die Verwebung der Geschichten funktioniert dieses Mal besser, auch wenn nicht jedes Segment zündet und besonders das technologische Experiment herausfällt. Damit ist "V/H/S/85" ein gelungenes Comeback für die Reihe. Der Film ist ein Fest für 80er-Horror-Fans und bietet im besten Moment exzentrischen, blutigen Found-Footage-Grusel mit erfrischenden Ideen – schwächelt aber, wie die Franchise-typisch, durch einige weniger starke Episoden. Für Genrefans absolut sehenswert, für alle anderen zumindest solide Horrorkost.

6/10

Quellen:
Inhaltsangabe: Filmstarts
Poster/ArtworkStudio71/Cinepocalypse Productions/Bloody Disgusting/Reserva Films

Brick (2025)

https://www.imdb.com/de/title/tt31806049/

Tim (Matthias Schweighöfer) und Olivia (Ruby O. Fee) leben in einem Apartmentgebäude in Hamburg. Die Beziehung des Paars steht vor dem Aus und eines Morgens beschließt Olivia, ihre Koffer zu packen und Tim zu verlassen. Als sie die Wohnungstür öffnet, trauen beide aber ihren Augen nicht: Irgendjemand hat den Ausgang offenbar über Nacht von außen mit Steinen aus merkwürdigem, anthrazitfarbenem Material zugemauert, dasselbe gilt für die Fenster. Ratlos versuchen die beiden, mehr herauszufinden und die sonderbaren Ziegel zu durchbrechen. Doch das Handynetz funktioniert nicht und auch die Bohrmaschine versagt. Mit der verschaffen sie sich irgendwann zumindest einen Kommunikationszugang zu den Nachbarn (Frederick Lau, Salber Lee Williams, Murathan Muslu, Axel Werner, Sira-Anna Faal), bei denen es jedoch genauso aussieht wie bei ihnen. Verzweifelt suchen die Bewohner nach einem Ausweg aus der mysteriösen Falle, doch je näher sie der Lösung des Rätsels kommen, desto gefährlicher wird es für sie.

"Brick" (2025) präsentiert sich als deutschsprachiger Mystery-Thriller mit interessanter Ausgangslage. Im Mittelpunkt stehen Tim (Matthias Schweighöfer) und Olivia (Ruby O. Fee), ein Paar in der Krise, das sich nach einem rätselhaften Ereignis mitsamt seiner Nachbarschaft plötzlich in einem durch eine schwarze, undurchdringliche Wand abgeriegelten Wohnhaus wiederfindet. Das Setting ist atmosphärisch gelungen und erinnert im Kontext post-pandemischer Isolation an moderne Lockdown-Bilder, gewinnt durch die rätselhafte Wand aber eine surreale Note. Die ersten Szenen bauen solide Spannung auf und nutzen das Potenzial des Kammerspiels mit der wachsenden Paranoia innerhalb des Hauses. Effekte, Kamera und Sounddesign fangen die klaustrophobische Stimmung glaubwürdig ein.

Matthias Schweighöfer gibt den verunsicherten und zunehmend verzweifelten Tim mit gewohnter Präsenz, während Ruby O. Fee Olivia eine emotionale Tiefe verleiht, die sich in den Dialogen aber nicht immer entfalten kann. Die Nebenrollen - darunter Frederick Lau und Murathan Muslu - bleiben größtenteils blass und verschenkt, was besonders im Kontext der sich zuspitzenden Gruppen-Dynamik auffällt. Die Konflikte zwischen den Figuren wirken oft klischeehaft und dienen meist nur als Mittel zum Zweck, um Spannung oder tragische Wendungen zu forcieren. Das größte Problem von "Brick" ist die konsequente Ausarbeitung seiner spannenden Prämisse. Während sich die Geschichte nach und nach zu einem Survival-Thriller mit Mystery-Elementen auswächst, lösen sich viele Konflikte wenig elegant auf oder werden von der Handlung übersprungen. So wirken manche dramatischen Entwicklungen unglaubwürdig oder sogar unfreiwillig komisch - eine Frau, die halb in einer Wand stecken bleibt, soll erschrecken, sorgt aber eher für Slapstick-Momente. Logiklücken, wie zu leicht durchbrochene Böden und Wände oder unerklärliche technische Fähigkeiten mancher Figuren, stören die Immersion und nehmen der Geschichte Glaubwürdigkeit. Trotz einiger gelungener Spannungsmomente gelingt dem Drehbuch keine überzeugende Verwebung der vielzähligen Nebenfiguren und ihrer Backstories; viele sterben, ohne dass ihr Schicksal emotional bedeutsam wirkte oder einen inhaltlichen Mehrwert bietet.

Positiv hervorzuheben ist das Finale: Die Auflösung liefert, eingebettet in eine dystopisch-düstere Atmosphäre, einen konsequent finsteren Abschluss. Der Blick über das Ausmaß der Katastrophe sorgt für einen letzten Gänsehautmoment. Doch letztlich ist "Brick" ein mittelmäßiger bis solider Thriller, der dank starker Ausgangsidee und ansprechender Inszenierung punktet, aber unter schwacher Figurenzeichnung, Logikfehlern und klischeehaften Konflikten leidet. Fans von Survival-Thrillern könnten ihren Spaß haben - wer aber einen wirklich ausgefeilten Mystery-Film erwartet, wird von der unsauberen Dramaturgie und den verschenkten Nebenfiguren enttäuscht sein. Schweighöfer überzeugt solide, kann aber den unebenen Kurs des Drehbuchs nicht wettmachen. Empfehlung für neugierige Netflix-Zuschauer, aber kein Pflichtprogramm für Genrefans. 

5,5/10

Quellen:
Inhaltsangabe: Netflix
Poster/Artwork: Netflix

Mittwoch, 16. Juli 2025

V/H/S/99 (2022)

https://www.imdb.com/de/title/tt21651560/

m ersten Segment mit dem Titel „Shredding“ begibt sich eine Nachwuchs-Punkband (u. a. Jesse LaTourette) auf die Spuren ihrer legendären Vorbilder, die im Laufe einer Massenpanik von ihren eigenen Fans zu Tode getrampelt wurden. Im folgenden „Suicide Bit“ will die Uni-Anfängerin Lily (Ally Ioannides) einer Studentinnenverbindung beitreten. Als Aufnahmeprüfung soll sie eine Nacht in dem Sarg verbringen, aus dem eine andere Bewerberin einst spurlos verschwand. In „Ozzy‘s Dungeon“ wird dann ein TV-Showmaster (Steven Ogg) von einer Mutter (Sonya Eddy) entführt, deren Tochter sich in seiner Sendung verletzt hatte. In „The Gawkers“ wiederum geifert ein Haufen Vorstadt-Jünglinge einer hübschen neuen Nachbarin hinterher – nur um zu realisieren, dass Sandra (Emily Sweet) alles andere als ein normales Mädchen ist. Im abschließenden „To Hell And Back“ wollen zwei Doku-Filmer (Archelaus Crisanto, Joseph Winter) eine okkultistische Séance drehen. Doch anstatt einen Dämon auf Zelluloid bannen zu können, landet das Duo mit seiner Kamera selbst in der Hölle …

"V/H/S/99" ist der fünfte Teil der aus jeweils lose miteinander verbundenen Found-Footage-Kurzfilmen zusammengesetzten Horror-Reihe, taucht tief in das Y2K-Zeitalter ein und serviert fünf neue Segmente, die stilistisch wild schwanken - irgendwo zwischen grobem Slasher, absurder Komödie und makabrer Spukgeschichte. Der Trash-Charme und die stilistische Vielfalt machen Spaß, auch wenn die Qualität von Beitrag zu Beitrag variiert und nicht jedes Segment wirklich zündet.

Statt einer klassischen, stringenten Rahmenerzählung gibt es diesmal immer wieder Einschübe mit Spielzeugsoldaten. Diese sind belanglos und schaffen keinen inhaltlichen Kitt zwischen den Episoden - ein echtes Manko im Gesamteindruck. Mit "Shredding" will eine Teenie-Punkband ihren Mut beweisen und bricht nachts in einen abgebrannten Club ein, der mit einer düsteren Legende behaftet ist. Der Stil erinnert an eine Mischung aus Jackass und Creepypasta: hysterischer Humor, rohe Kamera und jede Menge schrille Überdrehtheit. Die Figuren sind laut und nervtötend – das sorgt immerhin für Genugtuung, sobald der blutige Horror über sie hereinbricht. Als Opener bleibt das Segment eher oberflächlich, macht aber als kurzer Schockmoment Laune. Stärker geht es mit "Suicide Bid" weiter. Ein Initiationsritual einer Studentenverbindung läuft grausam schief und eskaliert zu einer albtraumhaften, klaustrophobischen Horrorsequenz. Die Story setzt auf klassische Urban Legends mit ziemlich effektiven Jumpscares. Spannung und Enge werden greifbar - handwerklich eine der stärkeren Episoden, auch wenn das Ende konventionell bleibt.

Mit "Ozzy’s Dungeon" bekommt ein TV-Game-Show-Host die Quittung für seine sadistischen Methoden: Als eine Kandidatin schwer verletzt wird, nimmt ihre Familie blutige Rache. Hier wird der 90er-Jahre-Spielshow-Irrsinn in groteske Splatter-Bilder übersetzt. Dieses Segment ist wild, seltsam und manchmal schwer erträglich, glänzt aber durch seine abgefahrene Energie und originelle Bildsprache. Im dritten Segment, "The Gawkers" wird eine Gruppe jugendlicher Nachbarskinder beim Voyeurismus selbst zum Opfer. Die Chemie der Darstellenden wirkt natürlich und authentisch nervig, der Humor sitzt - das schaurige Ende knallt, auch wenn die visuellen Effekte beim großen Twist etwas billig wirken. Trotzdem eines der gelungensten Segmente, da es den Zeitgeist der 90er ironisch einfängt und mit Horror paart. Im vierten und letzten Segment, "To Hell And Back" geraten zwei Dokumentarfilmer bei einer Dämonenbeschwörung tatsächlich in die Hölle. Das Segment überzeugt als blutiges, rasant inszeniertes Finale mit einfallsreichen Sets, rabenschwarzem Humor und der auffälligsten Nebenfigur des Films: Die Dämonin Mabel (Melanie Stone) sorgt sogar für echte Sympathiewerte. Der gelungene Spannungsbogen und der kreative Höllentrip machen diesen Beitrag zum heimlichen Highlight der Sammlung.

"V/H/S/99" versteht es, die späten 90er als Zeitkapsel heraufzubeschwören - vom Soundtrack über Settings bis zur rebellisch-rohen Found-Footage-Optik. Die Atmosphäre ist deutlich mehr auf schrillen Horror und pubertären Humor ausgelegt als auf subtilen Grusel. Manches wirkt karikiert, manches verliert sich in übertriebenem Klamauk - doch für Fans von handgemachtem VHS-Horror gibt’s hier reichlich Splatter, Freakshow und Street-Credibility. Die Qualität und Originalität der Beiträge schwanken, aber die Abwechslung hält wach. "V/H/S/99" ist für Genrefans eine solide bis gute Ergänzung zur Reihe: Einige Geschichten begeistern durch Kreativität und Tempo, andere bleiben blass oder nervig. Wer auf wilde Anthologien, popkulturelle 90er-Referenzen und abgefahrene Horror-Ideen steht, wird auf seine Kosten kommen - andere werden den Film schnell ad acta legen.

5,5/10

Quellen:
Inhaltsangabe: Tiberius Film
Poster/ArtworkBloody Disgusting/Cinepocalypse Productions/Studio71

The Walking Dead, Season 11 (2022)

https://www.imdb.com/de/title/tt1520211/

Alexandria ist nicht mehr das, was es einst war, sondern ein Schatten seiner selbst wegen der Zerstörung und Manipulation durch die Whisperers. Alle, die in Alexandria leben, sind damit beschäftigt, die Heimat wieder auf Vordermann zu bringen und die wachsende Zahl der Bewohner zu ernähren. Dazu gehören die Überlebenden, die einst im gefallenen Kingdom oder dem verbrannten Hilltop gelebt haben, darunter auch Maggie und ihre neue Gruppe, die Wardens. Alexandria hat also mehr Menschen, als man ernähren und beschützen kann. Die Situation ist ernst und hat sich aufgrund der jüngsten Ereignisse zugespitzt, so dass es immer mehr um den Selbsterhalt innerhalb der in Mitleidenschaft gezogenen Mauern geht. Zudem sind die sogenannten Reapers eine einzigartige neue Gefahr. Unsere Helden müssen neue Ressourcen finden, um zu verhindern, dass Alexandria wie viele andere Gemeinschaften, mit denen sie in den letzten Jahren des Überlebens Kontakt hatten, zerbricht. Doch wo und wie? Hungrig und ausgezehrt wie selten zuvor gilt es, ihre Kraft und Anstrengungen zu bündeln, um das Leben ihrer Kinder zu sichern, selbst wenn sie sich dabei opfern müssen. Was man in Alexandria nicht weiß: Es gibt womöglich Licht am Ende des Tunnels, denn Eugene (Josh McDermitt), Ezekiel (Khary Payton), Yumiko (Eleanor Matsuura) und Princess (Paola Lazaro) werden als Geiseln von mysteriösen Soldaten gehalten, die Mitglieder einer großen, neuen Gruppe namens Commenwealth sind.

https://www.imdb.com/de/title/tt11156952/
11.1 Acheron (1) (Acheron: Part 1)
Alexandria befindet sich nach dem Durchmarsch von Beta und der Horde in einem kritischen Zustand. Das drängendste Problem ist der Mangel an genügend Nahrungsmitteln für alle. Maggie schlägt eine riskante Mission zur alten Basis ihrer Gemeinde vor – der Haken an der Sache: Diese befindet sich mittlerweile in der Hand ihrer Feinde, den Reapers. Eine kleine Gruppe bricht auf, sieht sich aber bald sowohl äußeren als auch inneren Widerständen gegenüber. Als sie in alten U-Bahn-Tunneln Schutz vor einem Sturm suchen, erweisen sich diese als gefährlicher als gedacht. Die Spannungen zwischen Maggie und Negan erreichen ihren Höhepunkt, als dieser ihr in der Stunde der Not den Rücken zukehrt. Derweil beschließt die Gruppe am Außenposten des Commonwealth zu fliehen, wird aber von einer überraschenden Entdeckung zurückgehalten. Es sieht so aus, als wäre Yumikos verloren geglaubter Bruder ein Teil der mysteriösen neuen Gruppierung. - 8,5/10

https://www.imdb.com/de/title/tt12772874/
11.2 Acheron (2) (Acheron: Part 2)
Die Situation in den U-Bahn-Tunneln wird zunehmend brenzliger. Maggie schafft es, sich allein aus ihrer misslichen Lage zu befreien und zur Gruppe zurückzukehren. Die Lage zwischen ihr und Negan spitzt sich jedoch weiter zu. Als Maggie eine drastische Entscheidung trifft und ein Gruppenmitglied seinem Schicksal überlässt, sind die Meinungen in der Gruppe gespalten. Schließlich schaffen es die restlichen Überlebenden zurück an die Oberfläche, wo allerdings erst die weitaus größere Gefahr lauert: die Reapers. Eugene und die Anderen machen derweil erste Fortschritte mit den Leuten vom Commonwealth und treffen auf Stephanie. - 8,5/10

https://www.imdb.com/de/title/tt12772878/
11.3 Gejagt (Hunted)
Beim ersten Aufeinandertreffen mit den Reapern wird schnell die Übermacht der neuen Gruppierung deutlich. Die Gruppe rund um Maggie erleidet herbe Verluste und verstreut sich in alle Winde. Maggie und Negan müssen ihre Differenzen beiseitelegen und zusammenarbeiten, um zu überleben. Derweil gehen Carol, Rosita, Magna und Kelly auf Nahrungssuche für Alexandria. Dabei wird deutlich, dass Carol und Kelly immer noch nicht die Hoffnung aufgegeben haben, Connie lebend wiederzufinden. - 7,5/10

https://www.imdb.com/de/title/tt12772880/
11.4 Urteil (Rendition)
Daryl wird von den Reapern verschleppt und einer brutalen Befragung unterzogen. Er bleibt jedoch standhaft und gibt keine wichtigen Informationen zu seiner Gruppe preis. Zu seiner Überraschung entdeckt er unter den Reapern ein ihm bekanntes Gesicht: Leah. Diese kann ihren Anführer Pope davon überzeugen, dass Daryl sich noch als nützlich für ihre Gruppe erweisen könnte. Pope unterzieht Daryl einem gefährlichen Aufnahme-Ritual. - 7/10


https://www.imdb.com/de/title/tt12772882/
11.5 Aus der Asche (Out Of The Ashes)
Die Lage in Alexandria spitzt sich zu. Ein Teil der Mauer gibt nach und ohne die richtigen Werkzeuge kann das Problem nur notdürftig behoben werden. Aaron leitet eine Expedition zu den Ruinen von Hilltop, wo sie neben Werkzeug jedoch auch auf eine versprengte Gruppe von Whisperern stoßen. Sind diese immer noch eine Gefahr? Die Gruppe um Eugene ist derweil endgültig im Commonwealth angekommen. Die scheinbare Idylle ist jedoch ein bisschen zu perfekt, und Eugene kommen bald Zweifel an der Identität der angeblichen Stephanie. Als sich die Gruppe über die Regeln der Gemeinde hinwegsetzt, müssen sie die Konsequenzen tragen. - 7,5/10

https://www.imdb.com/de/title/tt12772884/
11.6. Von innen heraus (Im Inneren) (On The Inside)
Daryls Loyalität zu Pope und den Reapern wird auf eine grausame Probe gestellt: Er muss Frost foltern, um den Aufenthaltsort von Maggie und ihren Leuten aus ihm herauszubekommen. Um möglichst all seine Freunde zu retten, spielt Daryl ein gefährliches Spiel. Connie und Virgil finden sich auf ihrer Flucht in einer verlassenen Villa wieder. Allerdings stoßen die beiden dort auf etwas weitaus furchterregenderes als Walker und müssen schon bald um ihr Leben fürchten. Kelly ist derweil verzweifelt auf der Suche nach ihrer Schwester. - 8,5/10

https://www.imdb.com/de/title/tt12772886/
11.7 Versprechen (Gebrochene Versprechen) (Promises Broken)
Angesichts der Übermacht der Reaper heckt Negan einen tollkühnen Plan aus: Er will seine bei den Whisperern erlernten Fähigkeiten einsetzen, um ihre Feinde zu überraschen. Dafür müssen er und Maggie allerdings ihre Differenzen beiseitelegen und zusammenarbeiten. Bei den Reapern wird die Lage unterdessen immer angespannter und Daryl merkt, dass Leah Popes zunehmend irrationale Entscheidungen infrage zu stellen beginnt. Im Commonwealth zeigt sich schnell, dass es eine Klassengesellschaft gibt, auf der die Gemeinde basiert. Eugene legt sich mit den falschen Leuten an und bringt sich in große Schwierigkeiten, während Yumiko ein Jobangebot erhält. - 7,5/10

https://www.imdb.com/de/title/tt12772890/
11.8 Bis aufs Blut (Für Blut) (For Blood)
In Alexandria wird den Einwohnern das zum Verhängnis, was sich bereits über längere Zeit angedeutet hatte: Die ohnehin schon stark beschädigte Außenmauer gibt während eines Sturms endgültig nach und macht den Untoten den Weg frei. Verzweifelt verbarrikadieren sich die Einwohner in ihren Häusern, doch auch die Türen halten nicht ewig stand. Die Reaper sehen sich ebenfalls mit einer Herde Walker vor ihren Toren konfrontiert. Was sie allerdings nicht wissen: Die Beißer werden von einer Gruppe von Überlebenden angeführt. Maggie und Gabriel können sich dank Daryls Hilfe hinter die feindlichen Linien schleichen. Pope hat allerdings noch ein Ass im Ärmel. Angesichts der Gefahr zieht Daryl Leah ins Vertrauen, die eine folgenschwere Entscheidung trifft. - 8/10

https://www.imdb.com/de/title/tt12772892/
11.9 Der einzige Weg (Kein anderer Weg) (No Other Way)
Maggie und die anderen überwinden die Mauern zu Popes Lager und werden von dessen Anhängern angegriffen. Daryl glaubt, in Leah eine Verbündete gefunden zu haben, doch sie stellt sich gegen ihn, nachdem sie Pope getötet hat. Gemeinsam mit Negan und Daryl versucht Maggie, die Vorräte ihrer Widersacher in die eigene Unterkunft zu bringen. Doch Leah stellt sich ihnen in den Weg. - 8,5/10

https://www.imdb.com/de/title/tt12772896/
11.10 Neuer Lebensraum (Neue Orte des Grauens) (New Haunts)
Vertreter des Commonwealth haben Daryl, Carol und den anderen ihre Hilfe angeboten. Das Versprechen von Sicherheit durch die Gemeinschaft überzeugt die meisten, und sie schließen sich dem Commonwealth an. Vor Ort erleben sie seit Langem wieder etwas Normalität: Es gibt ein Krankenhaus, Ladengeschäfte und an Halloween feiern alle gemeinsam ein großes Straßenfest. Doch die Idylle trügt – und Carol ist nicht die Einzige, die das spürt. - 7/10

https://www.imdb.com/de/title/tt12772898/
11.11 Abtrünnig (Ein abtrünniges Element) (Rogue Element)
Lance Hornsby bringt Carol zu einem seiner Geschäftspartner außerhalb des Commonwealth. Eugene macht sich unterdessen auf die Suche nach Stephanie. Sie ist spurlos verschwunden – und er befürchtet, dass die Regierung hinter ihr her sein könnte. Eugene ist überzeugt, dass Stephanie in Panik untergetaucht ist. Widerwillig unterstützt Princess ihren Freund bei seinen Ermittlungen. - 6,5/10

https://www.imdb.com/de/title/tt12772900/
11.12 Die Glücklichen (The Lucky Ones)
Im Gespräch mit Max erfährt Eugene, wer Stephanie wirklich ist. Pamela und Hornsby machen sich unterdessen auf den Weg nach Alexandria. Vor Ort angekommen, schlagen sie der Gemeinschaft vor, sich als Partner zusammenzutun. Doch Rachel stellt eine Bedingung, die Pamela nicht ohne Weiteres erfüllen kann. Ezekiels Arzt verspricht ihm unterdessen die lebensrettende Operation. Anstatt sich darüber zu freuen, hinterfragt Ezekiel diese Entscheidung allerdings. - 7/10

https://www.imdb.com/de/title/tt12772904/
11.13 Kriegsherren (Warlords)
Nachdem Maggie Hornsbys Vorschlag von einer Kooperation mit dem Commonwealth abgelehnt hat, muss sie zusehen, wie einige ihrer Anhänger die Gemeinschaft verlassen. Sie wünschen sich ein sicheres Leben im Commonwealth. Doch Maggie bleibt skeptisch. Sie vertraut weder Hornsby noch Pamela. Als sie kurz darauf von einem schwerverletzten Reiter um Hilfe gebeten wird, scheinen sich ihre Befürchtungen zu bestätigen. - 8/10

https://www.imdb.com/de/title/tt12772906/
11.14 Der verdorbene Kern (The Rotten Core)
Hornsbys Männer bringen eine einsam gelegene Gemeinschaft unter Kontrolle und töten ihren Anführer, um an ihr Waffenarsenal zu gelangen. Maggie, Aaron und die anderen stellen sich auf die Seite der Angegriffenen und kämpfen gegen die Soldaten. Unterstützung erhalten sie von unerwarteter Seite: Negan. Er gehört seit geraumer Zeit der Gemeinschaft an. Sebastian versucht unterdessen, Daryl und Rosita zu einer gefährlichen Mission zu zwingen. - 8/10


https://www.imdb.com/de/title/tt12772908/
11.15 Vertrauen (Trust)
Aaron und Gabriel klären Hornsby über die jüngsten Ereignisse auf. Der hegt allerdings Zweifel an ihrer Geschichte. Er ist überzeugt, dass die Gruppe, die seine Soldaten auf dem Gewissen hat, Unterstützung hatte. Also macht er sich zusammen mit Aaron, Gabriel, Daryl und einigen seiner Männer auf den Weg zu Maggie und ihren Anhängern. Eugene erfährt unterdessen von Sebastians dunklen Machenschaften. Um Beweise gegen ihn zu sammeln, bittet er Max heimlich um Hilfe. - 7,5/10

https://www.imdb.com/de/title/tt12772916/
11.16 Höhere Gewalt (Gott) (Acts Of God)
Daryll und Gabriel wissen, dass Hornsbys Männer ein wachsames Auge auf sie haben. Sie müssen aufpassen, um nicht hinterrücks ausgeschaltet zu werden. Hornsby trifft derweil Leah und schickt sie auf Tötungsmission: Auf diese Weise wird er seine Widersacherin los und Leah bekommt zeitgleich die gewünschte Rache an Maggie. Und auch Maggie macht sich kampfbereit. Sie weiß, dass sie Hornsby unschädlich machen muss, um ihre Verbündeten zu beschützen. - 7,5/10

https://www.imdb.com/de/title/tt13060666/
11.17 Lockdown (Lockdown)
Hornsby macht Jagd auf Daryl und Maggie. Gemeinsam mit Gabriel, Aaron, Negan und dessen schwangerer Frau Annie schmieden die beiden einen Plan, wie sie Hornsby überlisten können. Negan begibt sich auf den Weg ins Commonwealth, um Kontakt zu Mercer aufzunehmen und Carol vor Hornsbys Männern zu warnen. Im Commonwealth gehen die Bewohner derweil auf die Straße, um für Gerechtigkeit und gegen Sebastian Milton zu demonstrieren. - 7/10

https://www.imdb.com/de/title/tt13062124/
11.18 Ein neuer Deal (A New Deal)
Maggie und ihre Gefährten treffen auf Hornsby und dessen Männer. Bevor die Situation eskaliert, greifen Mercer und Pamela Milton jedoch ein. Sie nehmen Hornsby in Gewahrsam und machen ihm klar, dass seine Zeit der Macht im Commonwealth abgelaufen ist. Sebastian Milton muss derweil das Vertrauen der Commonwealth-Bewohner zurückgewinnen, wenn er den Posten seiner Mutter irgendwann übernehmen will. Obwohl es ihm widerstrebt, wendet er sich an die Bevölkerung. - 7,5/10

https://www.imdb.com/de/title/tt13062126/
11.19 Anomalie (Variant)
Nachdem Max bei einer öffentlichen Veranstaltung die geheimen Tonaufnahmen von Sebastian Milton abgespielt hat, sind die Bürger im Commonwealth außer sich vor Wut. Die Situation eskaliert, als sich plötzlich Beißer den Weg in die Stadt bahnen und die versammelten Menschen angreifen. Sebastian stirbt im Tumult. Mercer und dessen Männer machen sich auf die Suche nach Eugene. Sie geben ihm die Schuld an dem Zwischenfall – nicht zuletzt, um Mercers Schwester Max zu beschützen. - 7/10

https://www.imdb.com/de/title/tt13062128/
11.20 Was wir verloren haben (What’s Been Lost)
Pamela sorgt dafür, dass Magna, Kelly, Connie und die anderen aus dem Commonwealth verbannt und inhaftiert werden. Sie verlangt von Yumiko, dass sie Eugene anklagt, wenn sie ihre Freunde je wiedersehen will. Hilfesuchend wendet sich Yumiko an Tomi, der ihr empfiehlt, nachzugeben und auf Pamelas Forderung einzugehen. Unterdessen begibt sich Daryl mit Carol auf die Flucht – aber nicht, ohne Hornsby in dessen Zelle noch einen Besuch abzustatten. - 7/10

https://www.imdb.com/de/title/tt13062130/
11.21 Außenposten 22 (Outpost 22)
Gemeinsam mit seiner schwangeren Frau und vielen weiteren Gefangenen wird Negan in ein Arbeitslager gebracht. Maggie, Gabriel und Magna gelingt unterwegs die Flucht. Carol und Daryl treffen auf die drei und verfolgen mit ihnen einen Zug, um Hinweise auf den Verbleib ihrer Freunde und ihrer Kinder zu finden. - 7/10

https://www.imdb.com/de/title/tt13062132/
11.22 Glaube (Faith)
Negan, Ezekiel und ihre Freunde arbeiten als Gefangene für das Commonwealth. Sie wittern ihre Chance auf Freiheit, indem sie sich mit anderen Insassen verbünden. Doch das gestaltet sich schwierig. Yumiko hat sich unterdessen gegen Pamela Milton gestellt und verteidigt Eugene vor Gericht. Der Prozess zieht jede Menge öffentliche Aufmerksamkeit auf sich. Pamela behauptet, dass die kompromittierende Tonaufnahme ihres verstorbenen Sohnes eine Fälschung von Eugene sei. - 8/10

https://www.imdb.com/de/title/tt13062134/
11.23 Familie (Family)
Mercer bringt Eugene heimlich zu Max und Yumiko. Er soll sich in einer Wohnung versteckt halten, bis das weitere Vorgehen geklärt ist. Eine Gruppe um Maggie, Negan und Daryl macht sich unterdessen mit dem Zug auf den Weg, um Pamela endgültig auszuschalten. Sie bringen die verschwundenen Personen zurück ins Commonwealth. Dort protestiert bereits eine wütende Menge vor Pamelas Büro und verlangt Aufklärung. - 8,5/10

https://www.imdb.com/de/title/tt13062136/
11.24 Ruhe in Frieden (Rest In Peace)
Die Beißer bahnen sich ihren blutigen Weg durch das Commonwealth. Erbarmungslos überrennen sie die Menschen und ziehen eine tödliche Schneise durch die Stadt. Mercer sitzt derweil im Gefängnis fest, bis Max und Princess ihn befreien. Gemeinsam mit Ezekiel, Maggie und den anderen muss er nun nicht mehr nur gegen Pamela und deren Anhänger, sondern auch gegen die Armee der Untoten kämpfen. - 8,5/10

Quellen
Inhaltsangabe: Entertainment One
Poster/ArtworkTwentieth Century Fox/AMC/Disney+

V/H/S/94 (2021)

https://www.imdb.com/de/title/tt14867006/

1994: Eine SWAT-Spezialeinheit entdeckt beim Sturm eines Drogenlabors eine Reihe von Videokassetten mit verstörenden Aufnahmen, die auf einen dunklen Kult hinweisen. Unter anderem darauf zu sehen: ein verrückter Wissenschaftler, der an einer biomechanischen Waffe bastelt, ein Reporter, der einer düsteren Legende auf der Spur ist, ein Mann bei einer Totenwache und Militärs, die eine übernatürliche Macht in die Finger bekamen, mit deren Hilfe sie die Regierung stürzen könnten...

"V/H/S/94" führt das Found-Footage-Konzept der Reihe solide fort und überzeugt mit seinem typisch grobkörnigen Retro-Charme und einer abwechslungsreichen Auswahl an Kurzgeschichten, auch wenn nicht jedes Segment gleichermaßen zündet. Insgesamt präsentiert sich der vierte Teil als ein mittelmäßig bis guter Anthologie-Horror, der vor allem Fans des Formats zufriedenstellen dürfte.

Die Rahmenhandlung ("Holy Hell")  um ein SWAT-Team, das ein verlassenes Gebäude samt Ritualkult und verstörenden Tapes durchsucht, liefert zwar eine dichte, düstere Atmosphäre, bleibt jedoch inhaltlich schwach, wenig originell und das mit Abstand schwächste Glied der Sammlung. Mit "Storm Drain" (Regie: Chloe Okuno) sucht in einem urbanen Mythos-Setting ein Reporterteam nach dem legendären "Rat Man" im Kanalsystem. Dieses Segment punktet mit schäbiger, sehr 90er-Jahre-typischer Optik, gelungenen Creature-Effekten und einer guten Mischung aus Suspense und Absurdität. Es hat ikonische Bilder und bringt mit einer cleveren Schlusspointe echten Anthologie-Charme. In "The Empty Wake" (Regie: Simon Barrett) hält eine Frau Nachtwache neben einem seltsamen Sarg - und natürlich bleibt der Verstorbene nicht lange ruhig. Das Segment spielt gekonnt mit klassischen Gruselmotiven und erzeugt durch Sounddesign und Kameraarbeit eine intensive Atmosphäre, löst sich aber zum Ende in gängige Klischees auf. Dennoch ein solides, wenn auch vorhersehbares Gruselerlebnis. 

Das dritte Segment, "The Subject" (Regie: Timo Tjahjanto) ist eine wahnsinnige Mixtur aus "Tetsuo: The Iron Man" und "Frankenstein’s Army": Ein verrückter Wissenschaftler erschafft aus Menschen Cyborg-Monster. Die Creature-Designs und Splatter-Effekte sind spektakulär, auch wenn der over-the-top-Actionstil etwas aus der Anthologie herausragt. Für Genre-Fans ist dies ein Highlight, wenngleich sicher nicht jeder etwas damit anfangen kann. Im letzten Segment, "Terror" (Regie: Ryan Prows) experimentiert  eine rechtsextreme Miliz mit übernatürlichen Waffen - wenig subtil, aber spannend und mit interessantem "Vampir"-Twist. Die Figuren sind überraschend vielschichtig für die Kürze, und besonders das Finale sorgt für makabre Unterhaltung. Es hebt sich durch originelle Idee und Sozialkommentar ab.

Die "V/H/S 94"-Segmente variieren also in ihrer Qualität, aber der durchgängig raue Look und die düstere, manchmal richtig ekelige Atmosphäre sind eine klare Stärke des Films. Während das Schauspiel nicht durchgehend überzeugt, hält das Format Fans durch den schnellen Wechsel der Stile und Ideen bei der Stange. Im Vergleich zu den Vorgängern gilt die Auswahl der Stories als stimmiger und insgesamt abwechslungsreicher. "V/H/S/94" ist eine Empfehlung für alle, die Found-Footage-Horror und Kurzgeschichten lieben. Nicht jeder Beitrag ist ein Volltreffer, das Niveau schwankt spürbar - doch gerade die gelungenen Segmente und der 90er-Retro-Grusel sorgen dafür, dass man als Horrorfan auf seine Kosten kommt. In der Summe mittelmäßig bis gut, mit starken Momenten, die mehr bieten als Durchschnitt.

6/10

Quellen:
Inhaltsangabe: Filmstarts
Poster/ArtworkBloody Disgusting/Cinepocalypse Productions/Hangar 18 Media/Raven Banner Entertainment/Studio71