Fünf Jahre nach den Ereignissen auf Isla Nublar leben Dinosaurier und Menschen in einer fragilen Koexistenz. Doch die drastischen ökologischen Veränderungen des Planeten zwingen die urzeitlichen Kreaturen zunehmend in isolierte äquatoriale Gebiete zurück. Ein Team aus Experten – darunter Zora Bennett (Scarlett Johansson), Duncan Kincaid (Mahershala Ali), Dr. Henry Loomis (Jonathan Bailey), Martin Krebs (Rupert Friend) und Reuben Delgado (Manuel Garcia-Rulfo) begibt sich in geheimer Mission auf eine abgelegene Insel, um genetisches Material von den größten Dinosauriern zu Land, zu Wasser und in der Luft zu gewinnen – ein entscheidender Schritt zur Entwicklung eines revolutionären Heilmittels. Doch die Mission nimmt eine unerwartete Wendung, als sie auf eine gestrandete Familie treffen, deren Boot von Wassersauriern zerstört wurde. Gemeinsam finden sie sich auf einer verbotenen Insel wieder, die einst als geheime Jurassic-Park-Forschungseinrichtung diente. Hier lauern nicht nur einige der gefährlichsten Dinosaurier, sondern auch ein finsteres Geheimnis, das tief unter der Oberfläche der Insel verborgen liegt. Während sie ums Überleben kämpfen, decken sie eine Wahrheit auf, die die Geschichte der Dinosaurier und ihre Beziehung zur Menschheit für immer verändern könnte.
Wenn ein totgeglaubtes Franchise wie "Jurassic Park" zu neuem Leben erweckt wird, geschieht dies meist mit knirschender Nostalgie, hohem Budget – und niedrigem Anspruch. Doch "Jurassic World: Die Wiedergeburt" widerlegt dieses Klischee auf beinahe elegante Weise. Was Regisseur Gareth Edwards hier abliefert, ist mehr als ein weiterer Aufguss vergangener Dino-Größe. Es ist ein bewusst gesetzter, atmosphärisch dichter Neustart, der die Essenz des Originals aufgreift (ihn an vielen Stellen nicht ganz subtil zitiert) und zugleich mutig eigene Wege beschreitet.
Edwards - ohnehin ein Regisseur, der das große Bild zu inszenieren versteht, ohne das Menschliche aus den Augen zu verlieren - wählt einen Weg, der den Zuschauer nicht sofort mit actiongeladenem Bombast überfordert. Stattdessen erlaubt er der Geschichte, sich zu entfalten. Es ist der klassische Aufbau: Eine abgelegene Insel, geheimnisvolle Ziele einer mächtigen Pharmafirma, eine Crew mit unterschiedlichen Interessen - doch die Art, wie Spannung aufgebaut wird, erinnert deutlich an Spielbergs Original von 1993. Edwards spielt mit Licht, Schatten und Geräuschen. Er lässt die Kamera verweilen, hört dem Wind zu, bevor er den Boden beben lässt. Und wenn das erste Brüllen ertönt, ist es nicht Lärm - es ist ein Ereignis.Das Drehbuch von David Koepp, der bereits das Original mitverfasst hatte, überrascht dabei mit erzählerischer Stringenz und pointiertem Dialog. Koepp schafft es, eine neue Generation von Figuren glaubwürdig zu zeichnen - ohne die Alten einfach zu kopieren. Zora Bennett, verkörpert von Scarlett Johansson, ist keine unnahbare Superheldin, sondern eine Figur mit Brüchen, klaren Zielen und einem inneren Konflikt, der dem Film emotionale Tiefe gibt. Jonathan Bailey als Paläontologe Dr. Henry Loomis bringt eine Mischung aus Neugier, Ehrfurcht und Wissenschaftsromantik mit, wie sie einst Sam Neill verkörperte - aber ohne in Imitation zu verfallen. Ihr Zusammenspiel trägt den Film über weite Strecken, weil sie nicht nur funktionieren, sondern ein echtes emotionales Zentrum bilden.
Mahershala Ali als Kapitän Duncan Kincaid ist eine ruhige Kraft inmitten des Chaos - kontrolliert, erfahren, uneitel. Sein Spiel bringt Würde in eine Rolle, die in anderen Händen leicht zur bloßen Funktion hätte verkommen können. Auch Rupert Friend als skrupelloser Unternehmenschef liefert genau die Mischung aus Zynismus und kontrollierter Arroganz, die einen glaubwürdigen Antagonisten ausmacht. Dabei bleibt die Geschichte stets fokussiert - ein klares Ziel: genetisches Material von drei verschiedenen Dinosaurierarten zu sichern, bevor die Insel unwiederbringlich verloren ist. Es ist eine klassische Abenteuermission, doch sie funktioniert, weil sie mit Dringlichkeit, Klarheit und innerer Logik erzählt wird - obwohl sich viele offensichtliche Filmfehler eingeschlichen haben. Visuell ist "Jurassic World: Die Wiedergeburt" ein Meisterstück. Kameramann John Mathieson, der bereits für Ridley Scotts "Gladiator" die Bilder einfing, setzt auf analoge Eleganz. Große Panoramen wechseln sich mit intimen, beinahe dokumentarischen Close-ups ab. Wenn ein Titanosaurus in einem von Grasland bedeckten Tal gemächlich den Kopf hebt, dann geschieht das nicht als visuelle Machtdemonstration, sondern als ehrfürchtiger Moment. Hier lebt die Magie wieder auf, die Spielberg einst mit dem ersten Blick auf den Brachiosaurus erschuf. Die Dinos wirken physisch - teils durch exzellentes Animatronic-Design, teils durch gezielt eingesetzten CGI, das eben nicht alles zeigt, sondern andeutet. Ein Highlight ist eine nächtliche Szene mit Flugsauriern, die ein gestrandetes Forschungsschiff umkreisen - choreografiert wie ein Tanz zwischen Bedrohung und Schönheit.Der Score von Alexandre Desplat vermeidet das allzu Offensichtliche. Er zitiert John Williams’ ikonische Themen nur spärlich, setzt vielmehr auf eine neue klangliche Identität, die unterschwellig arbeitet - atmosphärisch, emotional, aber nie aufdringlich. Die Musik dient der Geschichte, nicht der Marke. Besonders in den ruhigeren Szenen entfaltet sich Desplats Gespür für musikalische Subtilität.Was diesen Film wirklich besonders macht, ist seine Balance. Es ist kein naiver Nostalgie-Trip, sondern ein klug gebautes Abenteuer mit Herz, Charakter und Maß. Edwards schafft es, die Gefahr der Dinos wieder spürbar zu machen, ohne in reinen Survival-Horror abzurutschen. Gleichzeitig verankert er das Geschehen fest in den zwischenmenschlichen Beziehungen. Es gibt überraschend stille, nachdenkliche Momente - etwa wenn Dr. Loomis mit einem jungen Mädchen spricht, das seine Eltern verloren hat, und ihr erklärt, warum Dinosaurier nie wirklich ausstarben - ein Monolog, der ebenso poetisch wie wissenschaftlich fundiert ist.
"Jurassic World: Die Wiedergeburt" ist nicht nur die Rückkehr der Dinosaurier, sondern auch die Wiedergeburt einer Erzählweise, die in Hollywood selten geworden ist: Spannung durch Aufbau, Wirkung durch Zurückhaltung, Emotion durch Figuren. Der Film hat Tempo, aber auch Atem. Er respektiert das Publikum, seine Intelligenz und seine Erinnerung an das, was Kino bedeuten kann. Nun kann man durchaus der Ansicht sein, dass der Film lediglich kopiert und neu einfügt, hier und da eine Nuance verändetr und auch übertreibt, dich letztlich: was will man anderes machen? Eine Fahrt einer Familie durch einen Park, auf dem die Zuschauer die Dinos sehen und auf der nichts weiteres passiert? Nee. Es ist ein Film, der nicht nur dem Franchise, sondern auch dem Abenteuerfilm insgesamt neues Leben einhaucht. Und er tut es mit Stil, Herz und einem beeindruckenden Gespür für das, was Kino groß machen kann. Die Dinos sind zurück - und sie waren selten so lebendig.
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