Samstag, 19. Juli 2025

Munch (2023)

https://www.imdb.com/de/title/tt20674118/

Der norwegische Maler Edvard Munch (Alfred Ekker Strande, Mattis Herman Nyquist, Ola G. Furuseth, Anne Krigsvoll) kämpft in den letzten Tagen seines Lebens mit aller Kraft darum, den Nazis seine Kunst nicht in die Hände fallen zu lassen. Mit dem Kampf um seine Kunst kennt sich Munch aus. Zeitlebens wollte der Kunstbetrieb nichts mit dem Norweger anfangen. Trotz früher Rückschläge – etwa eine skandalumwitterte Ausstellungen seiner Bilder auf Einladung des Berliner Kunstvereins in die deutsche Hauptstadt Ende des 19. Jahrhunderts – ließ er sich nicht beirren. Auch von einer späteren Einweisung in ein psychiatrisches Krankenhaus lässt er sich nicht unterkriegen.

"Munch" von Henrik Martin Dahlsbakken ist ein ungewöhnliches Biopic, das sich mit radikaler Formensprache und erkennbar künstlerischem Anspruch der Lebensgeschichte von Edvard Munch nähert. Statt einer klassischen Chronologie wählt der Film eine fragmentierte Struktur, springt durch verschiedene Lebensphasen des norwegischen Malers und wagt zahlreiche stilistische Experimente. Mehrere Schauspieler, darunter auch Frauen in Männerrollen, verkörpern Munch in unterschiedlichen Abschnitten; der Regisseur erlaubt sich, Bildsprache und Zeitebenen wild zu variieren. Eindrucksvoll gelingt es so stellenweise, die emotionale Zerrissenheit und kreative Rastlosigkeit dieses Ausnahmekünstlers abzubilden. Vor allem die existenziellen Ängste, der Schmerz über familiäre Verluste und die nie ganz greifbare Inspiration von "Der Schrei" werden in bilderstarken Momenten greifbar.

Allerdings ist der Preis für diesen Mut zum Experiment hoch: Die Sprünge und Brüche in Inszenierung und Erzählweise machen es dem Zuschauer schwer, einen echten Zugang zu Munch als Mensch zu gewinnen. Einzelne Episoden, etwa Munchs Berliner Zeit, setzen auf überraschende Modernisierungen und verlegen den Künstler ins heutige Hipster-Milieu – eine interessante Idee, die aber etwas bemüht wirkt und das an sich schon brüchige Porträt noch fragmentarischer erscheinen lässt. Andere Abschnitte, etwa die Darstellung seines psychischen Absturzes, setzen stark auf symbolhafte Schwarzweiß-Bilder, die durchaus intensiv wirken, aber emotional nicht immer treffen. So bleibt vieles an der Oberfläche: Enge Freunde, Liebesbeziehungen oder der Austausch mit Künstlerkollegen tauchen mehr als Zitate denn als echte Charaktere auf, wirkliche Tiefe entsteht selten.

Insgesamt beeindruckt "Munch" durch visuelle Ideen, atmosphärische Dichte und die Ernsthaftigkeit, mit der er Munchs innere Kämpfe und den Zusammenhang von Lebenskrise und Kunst thematisiert. Doch das Biopic ist im Grundton ebenso zerrissen wie sein Sujet: Wer nach einer schlüssigen, nachvollziehbaren Lebensgeschichte sucht, dürfte enttäuscht sein; für Kenner von Munchs Werk und Liebhaber experimentellen Arthaus-Kinos bietet der Film jedoch spannende Zugänge und neue Blickwinkel. Am Ende bleibt "Munch" ein nur bedingt gelungener, aber durchaus sehenswerter Versuch, das Leben eines Genies mit künstlerischer Freiheit und eigenwilligem Stil einzufangen. Mittelmäßig – aber immer wieder faszinierend und im richtigen Moment überraschend.

5/10

Quellen:
Inhaltsangabe: Splendid
Poster/ArtworkViaplay Group/The Film Company

Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen