Tim (Matthias Schweighöfer) und Olivia (Ruby O. Fee) leben in einem Apartmentgebäude in Hamburg. Die Beziehung des Paars steht vor dem Aus und eines Morgens beschließt Olivia, ihre Koffer zu packen und Tim zu verlassen. Als sie die Wohnungstür öffnet, trauen beide aber ihren Augen nicht: Irgendjemand hat den Ausgang offenbar über Nacht von außen mit Steinen aus merkwürdigem, anthrazitfarbenem Material zugemauert, dasselbe gilt für die Fenster. Ratlos versuchen die beiden, mehr herauszufinden und die sonderbaren Ziegel zu durchbrechen. Doch das Handynetz funktioniert nicht und auch die Bohrmaschine versagt. Mit der verschaffen sie sich irgendwann zumindest einen Kommunikationszugang zu den Nachbarn (Frederick Lau, Salber Lee Williams, Murathan Muslu, Axel Werner, Sira-Anna Faal), bei denen es jedoch genauso aussieht wie bei ihnen. Verzweifelt suchen die Bewohner nach einem Ausweg aus der mysteriösen Falle, doch je näher sie der Lösung des Rätsels kommen, desto gefährlicher wird es für sie.
"Brick" (2025) präsentiert sich als deutschsprachiger Mystery-Thriller mit interessanter Ausgangslage. Im Mittelpunkt stehen Tim (Matthias Schweighöfer) und Olivia (Ruby O. Fee), ein Paar in der Krise, das sich nach einem rätselhaften Ereignis mitsamt seiner Nachbarschaft plötzlich in einem durch eine schwarze, undurchdringliche Wand abgeriegelten Wohnhaus wiederfindet. Das Setting ist atmosphärisch gelungen und erinnert im Kontext post-pandemischer Isolation an moderne Lockdown-Bilder, gewinnt durch die rätselhafte Wand aber eine surreale Note. Die ersten Szenen bauen solide Spannung auf und nutzen das Potenzial des Kammerspiels mit der wachsenden Paranoia innerhalb des Hauses. Effekte, Kamera und Sounddesign fangen die klaustrophobische Stimmung glaubwürdig ein.
Matthias Schweighöfer gibt den verunsicherten und zunehmend verzweifelten Tim mit gewohnter Präsenz, während Ruby O. Fee Olivia eine emotionale Tiefe verleiht, die sich in den Dialogen aber nicht immer entfalten kann. Die Nebenrollen - darunter Frederick Lau und Murathan Muslu - bleiben größtenteils blass und verschenkt, was besonders im Kontext der sich zuspitzenden Gruppen-Dynamik auffällt. Die Konflikte zwischen den Figuren wirken oft klischeehaft und dienen meist nur als Mittel zum Zweck, um Spannung oder tragische Wendungen zu forcieren. Das größte Problem von "Brick" ist die konsequente Ausarbeitung seiner spannenden Prämisse. Während sich die Geschichte nach und nach zu einem Survival-Thriller mit Mystery-Elementen auswächst, lösen sich viele Konflikte wenig elegant auf oder werden von der Handlung übersprungen. So wirken manche dramatischen Entwicklungen unglaubwürdig oder sogar unfreiwillig komisch - eine Frau, die halb in einer Wand stecken bleibt, soll erschrecken, sorgt aber eher für Slapstick-Momente. Logiklücken, wie zu leicht durchbrochene Böden und Wände oder unerklärliche technische Fähigkeiten mancher Figuren, stören die Immersion und nehmen der Geschichte Glaubwürdigkeit. Trotz einiger gelungener Spannungsmomente gelingt dem Drehbuch keine überzeugende Verwebung der vielzähligen Nebenfiguren und ihrer Backstories; viele sterben, ohne dass ihr Schicksal emotional bedeutsam wirkte oder einen inhaltlichen Mehrwert bietet.
Positiv hervorzuheben ist das Finale: Die Auflösung liefert, eingebettet in eine dystopisch-düstere Atmosphäre, einen konsequent finsteren Abschluss. Der Blick über das Ausmaß der Katastrophe sorgt für einen letzten Gänsehautmoment. Doch letztlich ist "Brick" ein mittelmäßiger bis solider Thriller, der dank starker Ausgangsidee und ansprechender Inszenierung punktet, aber unter schwacher Figurenzeichnung, Logikfehlern und klischeehaften Konflikten leidet. Fans von Survival-Thrillern könnten ihren Spaß haben - wer aber einen wirklich ausgefeilten Mystery-Film erwartet, wird von der unsauberen Dramaturgie und den verschenkten Nebenfiguren enttäuscht sein. Schweighöfer überzeugt solide, kann aber den unebenen Kurs des Drehbuchs nicht wettmachen. Empfehlung für neugierige Netflix-Zuschauer, aber kein Pflichtprogramm für Genrefans.
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