http://www.imdb.com/title/tt0113277/
Neil McCauley (Robert De Niro) ist einer der besten Verbrecher in L.A. Seine Pläne sind so durchdacht, dass er immer spurlos davon kommen kann. Vincent Hanna (Al Pacino) ist ein akribischer Cop und einer der erfolgreichsten obendrein. Beide Männer sind besessen vom Verbrechen. Nur das Gesetz trennt sie. McCauley plant mit seinem Team (Val Kilmer, Danny Trejo, Tom Sizemore) noch einen großen Coup, doch als er sich in Eady (Amy Brenneman) verliebt, fällt es ihm schwer das Wesentliche im Auge zu behalten. Vincent Hanna steht kurz vor seiner dritten Scheidung und zu seiner Stieftochter (Natalie Portman) hat er keinen Draht. In Wirklichkeit ist Hanna mit dem Job verheiratet, seine wahre Familie sind die Cops (Mykelti Williamson, Wes Studi). Nach intensiven Ermittlungen bekommt Hanna eine Spur und zieht die Schlinge immer enger zu. Ein Katz- und Mausspiel entwickelt sich, das nur einer gewinnen kann...
Zwei Männer sitzen in einem Kaffee und führen ein scheinbar
unspektakuläres Gespräch, bei dem sie sich gegenseitig aushorchen. Eine
fast banal klingende Szene, die jedoch zu den größten Momenten der
Filmgeschichte gezählt werden darf, weil diese Szene für das große
Aufeinandertreffen zweier Filmlegenden steht. Robert De Niro und Al
Pacino treffen in Michael Manns Meisterwerk "Heat" zum ersten Mal
aufeinander und liefern sich ein schauspielerisches Kräftemessen per
excellence. Neben der legendären Straßenschlacht in "Heat", ein gut zehnminütiger
Schusswechsel mit atemberaubender Intensität, ist es vor allem diese
Begegnung zwischen De Niro und Pacino, die zu den größten
Szenen der Filmgeschichte zählen dürfte. Regisseur Michael Mann
schuf 1995 mit "Heat" einen Thriller, der sicher als einer der besten
aller Zeiten gilt und längst Klassiker-Status besitzt.
Er ist eine raue und ebenso wehmütige Großstadt-Ballade, in der ein
Cop und ein Gangster entdecken, dass sie Seelenverwandte sind, aber nun
mal auf entgegensätzlichen Seiten des Gesetzes stehen. Das übergreifende
Thema von "Heat" ist allerdings Einsamkeit. Jede Schlüsselfigur in
diesem Film ist ein Sklave der eigenen Berufung und verdammt dazu,
ausschließlich mit sich und dem selbstgewählten Kodex ein Leben fristen
zu können.
Der Film spielt regelrecht mit diesem Aspekt und baut die große
Konfrontation der beiden Hauptakteure langsam aber stetig auf. Ist es dann endlich
soweit, entsteht ein wahrhaft großer Gänsehautmoment. Das Spannende an
dieser Szene sind nicht nur die beiden Schauspielgiganten, sondern auch
die Charaktere, die sie verkörpern. Beide sind nämlich im Grunde gleich,
könnten sogar Freunde sein, ständen sie nur nicht auf unterschiedlichen
Seiten des Gesetzes. Vincent Hanna und Neil McCauley sind stark
gezeichnet, verfallen nicht dem typischen schwarz-weiß Muster, sie haben
ihre jeweiligen Beweggründe, sind beide charismatisch, womit man
letztlich beiden die Daumen drückt. Wie gut die Figurenzeichnung
tatsächlich ist, untermauert am besten die besagte Restaurantszene.
Hier sagen De Niros Blicke wirklich mehr als tausend Worte und zeugen
von einer im Film entscheidenden Entwicklung seiner Figur. Die größte Freude löst aber die reine Tatsache aus, dass
mit Robert De Niro und Al Pacino zwei Schauspiellegenden aufeinander treffen, die sich ein ebenbürtiges Duell liefern und auf dem
Höhepunkt ihres Könnens agieren.
Auch wenn der Streifen eine stolze Laufzeit von 170 Minuten hat,
gibt es wenige Filme von ähnlicher Länge, die derart präzise und vor
allem ohne jegliche Längen geschrieben sind. Im Prinzip gibt es in
"Heat" nicht eine einzige Szene, die überflüssig oder fehl am Platz
wirkt. Mann findet in seinem perfekt strukturierten Drehbuch jederzeit
die richtige Balance zwischen Spannung, logischer Handlungsentwicklung,
charakterlicher Tiefe, zwischenmenschlicher Dramatik und meisterhaft
choreographierter Action, wobei es ihm zudem auch noch gelingt, diverse,
teils knapp angerissene Story-Fäden schlüssig zu einem Gesamtbild zu
verknüpfen. Wie sich beide Hauptfiguren überraschend schnell füreinander öffnen,
sofortige Parallelen entdecken, über ihre Träume philosophieren und fast
schon eine Freundschaft entwickeln, dabei aber zeitgleich feststellen,
dass einer den anderen in Zukunft töten muss, ist ein unvergesslicher
Moment größter Filmkunst.
"Heat" ist eben ein makelloser Thriller, perfekt geschrieben, meisterhaft
inszeniert, mit zwei perfekt besetzten Schauspielern den Hauptrollen und mit
einem immer wieder feinen, melancholischen Unterton, den Michael Mann in
seine einzigartigen Bilder packt. Ein völlig zurecht verehrter Klassiker.
9/10
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