Samstag, 12. Juli 2025

MaXXXine (2024)

https://www.imdb.com/de/title/tt22048412/

Sechs Jahre sind vergangen, seit Maxine Minx (Mia Goth) beim nun sogenannten "Texas Pornhouse Massacre" noch einmal mit dem Leben davongekommen ist. Unberührt davon ist ihr größter Wunsch, ein schillernder Filmstar zu werden, geblieben. In Hollywood schlägt sie sich von Casting zu Casting durch und scheint schließlich am Ziel angekommen, als sie die Hauptrolle in Elizabeth Benders (Elizabeth Debicki) neuem Horrorfilm landet. Aber die Vergangenheit lässt Maxine nicht los. Ein Detektiv ist ihr wegen des Massakers auf der texanischen Farm auf den Fersen und lässt damit Maxine zunehmend aus der Fassung geraten. Das merkt auch Elizabeth und macht ihr klar, dass es keinen Film mit ihr geben wird, wenn sie sich nicht in den Griff bekommt. Dass außerdem ein Serienmörder in Hollywood die Runde macht, der es eindeutig auf junge aufstrebende Schauspielerinnen abgesehen hat, bringt auch nicht gerade Ruhe in die Sache. Angst macht sich breit, aber Maxine ist gewillt, sich im Ernstfall zu verteidigen…

In "MaXXXine" führt Ti West seine nun ikonische Horror‑Trilogie ("X", "Pearl", "MaXXXine") zu einem grandiosen Abschluss. Man merkt sofort, dass hier ein wahrer Filmhandwerker am Werk ist, einer der sich ganz bewusst in ein Genre stellt und es zugleich hinterfragt. Die Kamera fährt lasziv durch die neonbefeuchteten Gassen von 1985er Los Angeles, eingefangen vom großartigen Eliot Rockett, und hinterlässt ein Bild, das gleichermaßen dekadent und traumverloren wirkt Mia Goth kehrt zurück als Maxine Minx, die einstige Überlebende aus "X", nun auf dem Sprung in die glitzernden Höhen Hollywoods. In "X" war sie die kluge, selbstbewusste Final Girl‑Heldin, die den von diversen Horrorfilmen inspirierten Slasher überlebte. In "Pearl" hingegen zeigte Goth ihre Chuzpe als verzweifelte, wahnsinnige Melodrama‑Protagonistin im üppigen Technicolor der 1918er Jahre . Nun, in "MaXXXine", baut sie eine Brücke zwischen entblößter Stärke und verletzlicher Ambition - und es ist eine raffiniert verkleidete Racheaufführung.

Ti West jongliert brillant mit Stilreferenzen: Carpenter‑artige Kamerafahrten, De Palma‑mäßige Split‑Screens, Argento‑inspirierte Farbexplosionen. Doch was steckt darunter? Hier liegt die größte Stärke von "MaXXXine". In einer Zeit, in der Medien Angst vor Sex, Satanismus und dem "Night Stalker"-Mythos verbreiteten, entfacht West diese Panik als Spiegel gesellschaftlicher Dämonen - eine zügellose Reise durch Ausbeutung, Sehnsucht und Voyeurismus im Schatten des Hollywood‑Signums. Der Film wechselt das Tempo geschickt zwischen dem pulsierenden Rhythmus eines B‑Movie‑Thrillers und dem Schweigen der Nacht, wenn Maxine verfolgt wird - oft nicht nur von einem Serienkiller, sondern von ihren eigenen Ambitionen und Erinnerungen. Während in "Pearl" der innere Wahnsinn explodierte und in "X" rohe Gewalt triumphierte, bringt "MaXXXine" beides zusammen und fügt noch einen Hauch melodramatischer Tragik hinzu - eine Frau, gefangen zwischen zwei Welten.

Die Nebenrollen glänzen: Elizabeth Debicki als gnadenlose Regisseurin. Kevin Bacon als mysteriöser Privatschnüffler. Michelle Monaghan und Bobby Cannavale als skeptische Ermittler. Doch das Zentrum ist Goth: Ihre Maxine trägt sich selbst mit einem unauslöschlichen Blick, der den Zuschauer zwingt, hinzusehen - selbst wenn man wegschauen will. Ja, "MaXXXine" ist stellenweise mehr Stil als Substanz - das mag einige stören. Doch wie bei vielen Filmen gilt: Es geht nicht nur darum, was erzählt wird, sondern wie. Und hier ist das Wie ein Funhouse‑Spiegel der 80er - starker Glanz, starker Biss. Als Abschluss der Trilogie liefert "MaXXXine" genau das, was wohl Wests Anspruch sein sollte: ein filmisches Erlebnis, das im Kopf nachhallt. Es ist kein perfekter Abschluss - aber einer, der Goths Maxine glänzend ehrt, den düsteren Kern der Serie bewahrt und Wests Stil zu einer Synthese formt, die man so schnell nicht vergisst. Kaum ein Horrorfilm haucht Glamour, Gewalt und Gesellschaftskritik so elegant Leben ein. Man hat man Ende das Gefühl, noch einmal zurückgehen zu wollen.

7/10

Quellen:
Inhaltsangabe: Capelight
Poster/ArtworkA24/Motel Mojave/Access Entertainment/New Zealand Film Commission

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