Eine Naturkatastrophe führt zu einer erschreckenden Entdeckung, zu schockierendem Terror auf einem sonnenüberfluteten See und zu einem Performance-Kunstwerk, das versucht, mit einem neuen Gott Kontakt aufzunehmen. Wie hängen diese Ideen zusammen? Der Found-Footage-Franchise kehrt zurück mit mehr noch mehr unheimlichen Wesen als zuvor.
Mit "V/H/S/85" wird die Found-Footage-Horrorreihe zum sechsten Mal fortgesetzt - und dabei zieht der Film alle 80er-Register: Grobkörnige VHS-Ästhetik, authentische Zeitkolorit-Referenzen und ein Sammelsurium verstörender Kurzgeschichten. Der Qualitätsstandard schwankt wie gewohnt, insgesamt liefert der Film aber eine mittelmäßig bis gute Anthologie ab, die sowohl langjährige Fans als auch Retro-Horror-Enthusiasten erreichen dürfte.
Die Rahmenhandlung bildet "Total Copy" und imitiert eine investigative TV-Shows der 80er, die einem Forscherteam folgt, das einen mysteriösen, fernsehbesessenen Jungen untersucht. Diese Rahmenhandlung zählt zu den stärkeren der gesamten Reihe, überzeugt durch Atmosphäre und einen irritierenden, beklemmenden Aufbau. Der Einstieg "No Wake & Ambrosia" erinnert an klassische Teenie-Camping-Horrorfilme mit See-Setting - erst scheinbar klischeehaft, dann jedoch mit cleveren Twists rund um tödliche Schüsse, Auferstehung und einen völlig entgleisenden Familienkult. Besonders der Überraschungseffekt und die kreative Wendung sorgen für einen der unterhaltsameren Beiträge.
Ein Nachrichtenteam wird in "God Of Death" beim 1985er-Erdbeben in Mexiko unter die Erde gespült und stößt in einer Höhle auf aztekische Relikte - und uralte Götter. Das Segment kombiniert geschickt Katastrophenkino, Found-Footage und Mythologie, besticht durch klaustrophobische Spannung und ist cineastisch wie inhaltlich ein herausragender Beitrag des Films. Ein Sprung in experimentellen Techno-Horror bietet dann "TKNOGD": In einer düsteren Performance-Art-Show wird mit (damals revolutionärer) VR-Technologie kokettiert, was zum Kontakt mit einer anderen Welt führt. Der Part punktet vor allem durch Schauwerte und abgefahrene Ideen, bleibt aber inhaltlich der schwächste Teil der Sammlung. In "Dreamkill" steht eine Reihe unheimlicher Snuff-Videobänder im Mittelpunkt, die ein Ermittlerteam bei einer brutalen Mordserie verfolgen muss. Das Storytelling ist unkonventionell, blutig und nihilistisch; Freunde expliziter Splatterbilder kommen auf ihre Kosten. Insgesamt solide, aber mit Überlänge und teils unnötiger Härte.
Der große Pluspunkt von "V/H/S/85" ist der gelungene 80er-Look - Filter, Sound und Bildästhetik fühlen sich authentisch und nicht künstlich nostalgisch an. Die meisten Segmente setzen stark auf praktische Effekte und expliziten Gore, teilweise bis an die Grenze des Geschmackvollen. Inhaltlich bleibt der Film jedoch inkonsistent: Einzelne Beiträge heben das Niveau, andere sind deutlich konventioneller oder wenig innovativ. Dennoch: Der Film wirkt insgesamt geschlossener und konsistenter als andere Teile der Reihe. Die Verwebung der Geschichten funktioniert dieses Mal besser, auch wenn nicht jedes Segment zündet und besonders das technologische Experiment herausfällt. Damit ist "V/H/S/85" ein gelungenes Comeback für die Reihe. Der Film ist ein Fest für 80er-Horror-Fans und bietet im besten Moment exzentrischen, blutigen Found-Footage-Grusel mit erfrischenden Ideen – schwächelt aber, wie die Franchise-typisch, durch einige weniger starke Episoden. Für Genrefans absolut sehenswert, für alle anderen zumindest solide Horrorkost.
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