Sergei Kravinoff (Aaron Taylor-Johnson) hat sich aus seiner Kindheit in Russland eigentlich nur eine Sache bewahrt: seine Liebe zur Natur und den Tieren. Tiere sind ihm näher als so mancher Mensch. Die Gründe dafür liegen weit zurück in seiner Kindheit. Denn damals litt Sergei besonders unter seinem kaltherzigen Vater Nikolai (Russell Crowe). Der hatte nur wenig für seinen eigenen Sohn übrig und ließ ihn skrupellos wissen und spüren, dass er ganz klar Sergeis Halbbruder Dmitri (Fred Hechinger) bevorzugte. Also zog sich Sergei immer weiter von den Menschen zurück und sah seine Aufgabe im Beschützen von Natur und Tieren. Nicht einmal Sergei nennt er sich mittlerweile noch. Bekannt ist er als Kraven the Hunter. Und die Tiere scheinen nicht nur Kravens Freunde zu sein, sondern auch seinen Befehlen zu folgen. Diese besondere Verbindung wird schließlich auf die Probe gestellt, als Dmitri wieder auftaucht...
"Kraven The Hunter" ist ein Film, der sich im Mittelfeld der Marvel/Sony-Produktionen einordnet - ambitioniert, aber letztlich nicht mehr als solide Genre-Unterhaltung. Besonders im Vergleich zu schwächeren Vertretern wie "Morbius" oder "Madame Web" schneidet "Kraven" besser ab, bleibt jedoch weit hinter den Höhepunkten anderer Marvel-Verfilmungen zurück.
Aaron Taylor-Johnson trägt den Film als Kraven mit großer physischer Präsenz und überzeugender Intensität. Seine Darstellung - inklusive glaubhaftem russischen Akzent - bringt die nötige Wildheit und Härte in die Rolle, was vor allem in den zahlreichen, teils blutigen Actionszenen zur Geltung kommt. Taylor-Johnson nimmt die Figur ernst und verleiht ihr trotz des oft absurden Drehbuchs eine gewisse Gravitas. Auch die Chemie mit Ariana DeBose als Calypso funktioniert gut, wenngleich ihre Figur etwas blass bleibt. Russell Crowe als Kravens Vater Nikolai ist ein weiteres Highlight. Er gibt dem Film durch seine charismatische, teils überzeichnete Performance einen Hauch von Klasse und sorgt für einige der stärkeren Momente. Die Nebenfiguren - etwa Kravens Bruder Dmitri (Fred Hechinger) und der Gegenspieler Rhino (Alessandro Nivola) - bleiben hingegen weitgehend eindimensional und dienen eher als Stichwortgeber für die Hauptfigur.Regisseur J.C. Chandor inszeniert das Geschehen mit einem gewissen Gespür für Tempo und visuelle Dynamik. Die Actionszenen sind flott und brutal inszeniert, was dem Film eine eigene Note innerhalb des Sony-Spider-Man-Universums (SSU) verleiht. Chandor gelingt es, das Geschehen zumindest handwerklich über Genre-Durchschnitt zu heben, auch wenn das Drehbuch mit Logiklücken, klischeehaften Dialogen und einer überladenen Handlung zu kämpfen hat. Was "Kraven The Hunter" von anderen SSU-Filmen unterscheidet, ist der Versuch, die Geschichte persönlicher und bodenständiger zu erzählen. Im Zentrum steht weniger der übliche Weltuntergang als vielmehr der Konflikt zwischen Vater und Sohn, was dem Film stellenweise mehr emotionale Tiefe verleiht als etwa "Venom" oder "Morbius". Trotzdem bleibt vieles oberflächlich und unausgereift - die Charakterentwicklung hätte mehr Zeit und Sorgfalt verdient.Im Vergleich zu anderen Sony-Marvel-Filmen ist "Kraven" zwar weniger peinlich und unfreiwillig komisch als "Morbius" oder "Madame Web", aber auch weit entfernt von der Qualität der MCU-Produktionen. Die Effekte sind solide, aber nicht spektakulär, und die Story wirkt oft wie ein Flickwerk aus bekannten Versatzstücken. Die R-Rated-Action hebt den Film etwas ab, kann aber die Schwächen im Drehbuch nicht vollständig kaschieren. "Kraven The Hunter" ist ein gerade noch guter, unterhaltsamer Actionfilm mit einem überzeugenden Hauptdarsteller und einigen gelungenen Szenen, der aber unter einem schwachen Drehbuch und eindimensionalen Nebenfiguren leidet. Für Fans von düsterer Comic-Action und Freunde der Sony-"Spider-Man"-Filme ist er einen Blick wert - wer mehr erwartet, wird jedoch enttäuscht.
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