Montag, 9. Januar 2023

The Courier - Der Spion (2020)

https://www.imdb.com/title/tt8368512/

Während des Kalten Kriegs: Oleg Penkowski (Merab Ninidze) ist ehemaliger Geheimdienstoffizier der Sowjetunion und hat noch immer Kontakte in den Kreml, weshalb er nun die westlichen Geheimdienste mit Informationen versorgt. Angesichts der zunehmenden Eskalation des Konflikts mit den USA und der impulsiven Natur von KPdSU-Parteichef Nikita Khrushchev (Vladimir Chuprikov) fürchtet Penkowski einen drohenden Krieg und beschließt zu handeln. Er kontaktiert im Geheimen die amerikanische Botschaft in Moskau. CIA-Agentin Emily Donovan (Rachel Brosnahan) holt schließlich auch den britischen MI6 an Bord, denn sie hat einen Plan: Der unauffällige und harmlose Vertreter Greville Wynne (Benedict Cumberbatch) soll nichtsahnend mit Penkowski Kontakt aufnehmen. Nach und nach freunden sich die beiden Männer bei gegenseitigen Besuchen in Moskau und London an, doch die westlichen Geheimagenten spannen Wynne auch immer mehr in ihre Ränkespiele ein... 

Der Kalte Krieg ist gerade bei Filmen um Spione ein immer sehr beliebtes Thema - wenn auch nicht nicht immer der fruchtbarste Nährboden. Vielleicht, weil er mit einer Lösung und nicht mit einem Konflikt endete und es daher keine aufsehenerregenden Knalleffekte gab; und vielleicht, weil er im Verborgenen und meist hinter verschlossenen Türen ausgetragen wurde. Der wirkliche Kalte Krieg, also eben nicht die fiktive Version, in der ein James Bond sein Leben reiskiert, um die (stets bösen) Russen an der einen oder anderen Tat zu hindern, sondern der, der von Männern und Frauen geführt wurde, die sich an unauffälligen Heldentaten die Zähne ausbissen, ist eine reiche Fundgrube für fesselnde Geschichten. 

In "Der Spion" (der weitaus passender Titel des Films ist der englische Originaltitel "The Courier") geht es um die Geschichte von Greville Wynne (dargestellt von Benedict Cumberbatch) und Oleg Penkovsky (gespielt von Merab Ninidze). Als gewöhnlicher Geschäftsmann, der in den 50er und 60er Jahren seinem Gewerbe nachging, wurde Wynne aufgrund seiner regelmäßigen Reisen nach Moskau vom MI5 rekrutiert und wurde Penkovskys Kontakt, Kurier und schließlich Freund. Gemeinsam trugen sie zur Beendigung der Kuba-Raketenkrise bei. Und es ist ihre Beziehung, die Regisseur Dominic Cooke und Drehbuchautor Tom O'Connor in ihrem Film den Mittelpunkt stellen, mehr noch als Wynnes prekär balancierte Ehe mit Ehefrau Sheila (Jessie Buckley, ausgezeichnet wie immer, auch wenn die Figur ihrer Talente nicht immer würdig ist), die er einst betrog. Cumberbatch und Ninidze sind beide großartig, wobei ersterer dem schnauzbärtigen Wynne immense Sympathie verleiht. Denn der Job, den er anfangs für einen Scherz hält, wird recht schnell zu einem schmutzigen kleinen Geheimnis, das seine Ehe, seinen Verstand und sein Leben gefährden könnte (und nicht unbedingt in dieser Reihenfolge). Ninidze, ein georgischer Schauspieler, der bereits in dem thematisch vage verwandten "Bridge Of Spies" zu sehen war, verleiht Penkovsky Menschlichkeit und Wärme, ein Mann, der von seinem eigenen Verrat geplagt wird, aber tun muss, was er für richtig hält. Aber wenn die beiden zusammen sind, wenn sie sich heimlich auf düsteren Straßen treffen, beim Abendessen Blicke austauschen und ins Ballett gehen, sind sie sogar noch besser, denn sie verwandeln eine Zweckgemeinschaft in etwas Bedeutungsvolleres. Man könnte den Film sogar als eine Art Geschichte über Freundschaft ansehen, nur dass die Frage, ob sie es wollen oder nicht, sich auf die Frage bezieht, ob sie erwischt, in den Gulag geschickt oder hingerichtet werden.

Während der meiste Zeit des Films, in der Cumberbatch und Ninidze sich erst täuschen, dann anlocken und dann verzweifelt versuchen, der Aufmerksamkeit des KGB zu entgehen, teilen sich die beiden die Hauptrolle, und die Geschichte selbst ist unterhaltsam, wenn auch nichts wirklich Neues. Das ändert sich dramatisch im letzten Drittel des Films. Als britischer Film ist es nicht schwer zu erraten, auf welche Figur sich der Film konzentriert, und Cumberbatch ist in diesem Abschnitt hervorragend, als Wynne mit den Auswirkungen seiner Handlungen zu kämpfen hat, aber indem er Penkovskys Geschichte plötzlich beiseite schiebt, hat man das Gefühl, dass ein emotionaler Trick verpasst wurde. Es gibt auch Momente, in denen man spürt, dass der Ehrgeiz das Budget übersteigt, denn die eigentliche Kubakrise wird weitgehend aus dem Film herausgehalten und nur in Depeschen erwähnt. Dennoch ist der Film gut gefilmt, sehr gut gespielt und fesselnder, als man erwarten würde - vor allem, wenn man nichts über den realen Ausgang für Wynne und Penkovsky weiß.

8/10

Quellen
Inhaltsangabe: EuroVideo

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