Donnerstag, 12. Januar 2023

앵커 - Aengkeo - The Anchor - The Anchor: Stimmen aus der Dunkelheit (2022)

https://www.imdb.com/title/tt19245482/

Se-ra (Chun Woo-hee) ist eine engagierte Journalistin, die als Nachrichtensprecherin bei einem großen TV-Sender arbeitet. Eines Abend erhält sie, kurz bevor sie mit den Abendnachrichten auf Sendung gehen soll, einen Anruf. Am anderen Ende der Leitung meldet sich eine Frau namens Mi-so. Die behauptet, sie würde in Kürze ermordet und Se-ra möge unbedingt über ihren Tod und den ihrer Tochter berichten. Obwohl die Moderatorin den Anruf für einen geschmacklosen Scherz hält, kann sie nicht aufhören, über die Sache nachzudenken. Bei einem Gespräch mit ihrer Mutter (Lee Hye-yeong) rät diese ihr, der Geschichte nachzugehen, da es eine gute Möglichkeit sein könnte, ihre Karriere weiter voranzubringen. Deshalb sucht Se-ra das Haus von Mi-So auf und entdeckt darin tatsächlich die Leichen der Frau und ihres kleinen Mädchens - ein Fund, der sie den Rest ihres Lebens verfolgen soll. 

Obwohl das südkoreanische Kino in einer Reihe von Genres sehr produktiv ist, ist es in der ganzen Welt wahrscheinlich am besten für seine Thriller bekannt. Die Ausführung, die Ästhetik und die Themen, die sich die Filmemacher des Landes in diesem Genre einfallen lassen, sind oft erstklassig, und dank ihres Erfolges ist es auch für viele Erstlingsregisseure das Genre ihrer Wahl geworden. Eine dieser Regisseurinnen ist Jeong Ji-yeon, die sich bei ihrem ersten Spielfilm für das Drehbuch und die Regie eines Thrillers entschied, der in mehreren Genres funktioniert. Obwohl es sich in erster Linie um einen psychologischen Thriller handelt, enthält die Erzählung auch Elemente von Mystery und Horror. Das Mysterium, das den größten Teil der ersten Hälfte einnimmt, ist gut verpackt und mit den notwendigen Elementen verwoben, die für eine fesselnde Unterhaltung sorgen. Der Film ist zwar kein reiner Horrorfilm, aber er bewegt sich mit einigen effektiven Sequenzen in diese Richtung, unter anderem mit den Visionen von Mi-so, die die Hauptfigur hat. In einigen Fällen werden Jump-Scares eingesetzt, aber Jeong übertreibt es glücklicherweise nicht, selbst wenn sie die Möglichkeit hätte, es zu übertreiben.

Der psychologische Aspekt des Geheimnisses ist hier vielleicht das interessanteste Element, auch wenn der große Enthüllungstwist absehbar ist. Fairerweise muss man sagen, dass sich der Film auch nicht allzu sehr bemüht, ihn zu verbergen, denn es gibt von Anfang an genügend Hinweise, denen Genre-Fans folgen können. Es sind die Vorgeschichte und die Nachwirkungen der Enthüllung, die den Kern des Psychothrillers ausmachen, den Jeong inszenieren wollte. Dass es "The Anchor" trotz der Vorhersehbarkeit der Wendung gelingt, den Zuschauer bis zur Enthüllung und weit darüber hinaus zu fesseln, ist ein großes Verdienst von Jeong als Regisseurin, ebenso wie ihre mühelose Vermischung der Genres, die kein Ereignis wie einen wunden Daumen hervorstechen lässt. Mit dem exzellenten Schauspielertrio in der Hauptrolle hat die Regisseurin alle Hände voll zu tun, denn Chun Woo-hee, Lee Hye-young und Shin Ha-kyun geben ihr Bestes, um das Erstlingswerk der Regisseurin mit einigen ordentlichen  Darbietungen zu versehen. Man kann damit behaupten, dass die drei dem Film zu größeren Höhen verhelfen, als es sonst der Fall gewesen wäre. Unter ihnen stechen die beiden Schauspielerinnen besonders hervor. In der Rolle der Se-ra durchläuft sie eine Reihe verschiedener Rollen - die ruhige Nachrichtensprecherin, die verängstigte, aber entschlossene Ermittlerin, die besorgte und oft wütende Tochter, die kalte Ehefrau, die eifersüchtige Kollegin und mehr - die sie alle mit gleicher Leichtigkeit und Erfolg darstellt.

Lee Hye-young hat eine ganz andere Rolle als der Autor, doch sie interpretiert ihre Figur ebenso eindrucksvoll, wobei ihre kontrollierende, manipulative Mutter wirklich beängstigend wirkt. Shin Ha-kyuns In-ho ist ein unberechenbarer Charakter, bei dem Se-ra und auch der Zuschauer nicht sicher sein kann, ob er in die Sache verwickelt oder wirklich ein guter Profi ist, und Shin schafft es, dieses Geheimnis durch seine unberechenbare Darstellung am Leben zu erhalten. Die Kameraführung und vor allem die Musik tragen dazu bei, die mysteriöse Stimmung aufzubauen und aufrechtzuerhalten, aber mehr noch als die technischen Vorzüge ist der Erfolg von "The Anchor" dem Regiedebüt von Jeong Ji-yeon und ihrer absolut souveränen und sicheren Regie zu verdanken, die praktisch keine Fehltritte macht, sowie den fantastischen Leistungen der beiden Schauspielerinnen. Dies ist ein gruseliges, schockierendes und spannendes Werk, das seine Regisseurin zu einer Person macht, die man zukünftig unbedingt im Auge behalten sollte.

7/10

Quellen
Inhaltsangabe: Splendid

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